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Halberstädter kritisieren Tierschützer Streit um Vermittlung eines Hundes

Um den Fundhund "Carlos" hat sich ein handfester Streit entwickelt.
Franziska Weckmann und Ingo Christel wollten ihm ein neues Zuhause
geben. Frauke Becker von der Fundtierunterkunft entschied anders.

Von Jörg Endries 31.12.2014, 02:10

Halberstadt l Wie eine Seifenblase ist für Franziska Weckmann und Ingo Christel aus Halberstadt der Wunsch zerplatzt, einem Fundtier ein neues Zuhause zu geben. In der MDR-Sendung "Tierisch, tierisch" hatten sie ihren Traumhund gefunden - "Carlos", ein Dackelmischling. In der Sendung wurden Hunde aus der Fundtierunterkunft Halberstadt vorgestellt, für die ein neues Zuhause gesucht wurde. Die Halberstädter bewarben sich um das Tier, bekamen "Carlos" aber nicht.

"Es ist schade, dass potenzielle Tierfreunde so vor den Kopf gestoßen werden und Tiere unvermittelt im Zwinger sitzen bleiben", sind Franziska Weckmann und Ingo Christel sauer über die Entscheidung des Tierschutzvereins Halberstadt. Vor elf Jahren hatten sie gute Erfahrungen mit der Fundtierunterkunft gemacht. Damals fanden sie dort einen herrenlosen Dackel, dem sie ein liebevolles Zuhause boten. Das Tier verstarb im Sommer. Der Wunsch, wieder einem herrenlosen Vierbeiner ein Zuhause zu geben, wurde immer stärker.

"Unser Tierherz schlug sofort höher als wir `Carlos` im Fernsehen sahen", berichtet Franziska Weckmann. Kurz nach der Sendung nahmen die Tierfreunde Kontakt zur Fundtierunterkunft auf und begaben sich mit "Carlos" auf eine Kennenlern-Gassi-Runde. Die lief nach Einschätzung der Halberstädter super, sodass sie bei der Rückgabe des Hundes ihr klares Interesse an "Carlos" bekundeten.

Einige Tage später trafen sich die Tierfreunde mit Frauke Becker. Die Vorsitzende des Freundeskreises der Fundtierunterkunft kümmert sich seit vielen Jahren um die Vermittlung von Fundtieren. Die Tierschützerin schaute sich die Wohnung der Halberstädter an und prüfte, ob das Umfeld für "Carlos" optimal ist. "Da es keine Kritik gab, gingen wir davon aus, dass `Carlos` bei uns einziehen kann. Erst Tage später, nachdem es uns zunächst nicht gelungen war, Kontakt zu Frau Becker zu bekommen, erfuhren wir von ihr, dass wir `Carlos` nicht bekommen", erzählen Franziska Weckmann und Ingo Christel enttäuscht. Eine Entscheidung, die sie nicht verstehen.

Frauke Becker bestreitet, Franziska Weckmann und Ingo Christel Hoffnungen gemacht zu haben, dass sie "Carlos" bekommen würden. "Die Bedingungen waren nicht optimal. Zur Wohnung gelangt man über mehrere Treppen, was für einen Dackel mit kurzen Beinen eine Belastung ist. Außerdem arbeiten beide Interessenten, sodass `Carlos` längere Zeit am Tag allein wäre", sagt Frauke Becker. Zeitgleich habe sich ein Rentnerpaar um den Hund beworben. "Keine Treppen und beide sind den ganzen Tag für den Hund da. Da musste die Entscheidung ganz einfach zugunsten der Senioren fallen", begründet die Tierschützerin. Sie habe bei Franziska Weckmann und Ingo Christel um Verständnis gebeten. Frauke Becker: "Leider hat das nicht geklappt." Allerdings sei für sie nicht neu, "dass man sich mit manchen Entscheidungen nicht unbedingt Freunde macht".

In diesem Jahr hat Frauke Becker bisher für 19 Fundhunde ein neues Zuhause gefunden. 2013 waren es noch 30. Der Grund: "In der Stadt gibt es weniger herrenlose Hunde. Eine gute Entwicklung."