1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Leserzahl sinkt seit Gebühreneinführung

Bibliothekarin zieht ernüchternde Jahresbilanz / Osterwiecker mögen spannende und witzige Literatur Leserzahl sinkt seit Gebühreneinführung

Von Sandra Reulecke 13.01.2015, 02:13

Seit im vergangenen April Gebühren für die Ausleihe aus der Osterwiecker Bibliothek erhoben wurde, sinken die Nutzerzahlen. Warum sie trotzdem alle Hände voll zu tun hat und wer ihre treuesten Kunden sind, verrät Bibliothekarin Kathrin Mannewitz der Volksstimme.

Osterwieck l 80 zahlende Leser. So ernüchternd ist die Jahresbilanz der Osterwiecker Stadt- und Schulbibliothek. 2013 nutzten dagegen 1161 Erwachsene die Bücherrei. Schuld an dem gravierenden Leserschwund ist die Einführung einer Nutzungsgebühr im April 2014. 15Euro kostet es nun im Jahr, Bücher auszuleihen. 7,50 Euro für alle, die einen Sozialpass oder einen Schwerbehindertennachweis haben.

Als die Gebühr beschlossen wurde, zeigte sich Bibliothekarin Kathrin Mannewitz noch optimistisch gegenüber der Volksstimme, dass die Leser sich nicht von den Kosten abschrecken lassen würden. Entsprechend unzufrieden ist sie mit der Bilanz von 2014.

"Aber man muss auch bedenken, dass die Leser erst seit April registriert wurden. Und mit der Gebühr wurde gleichzeitig ein neues Zählsystem eingeführt", relativiert die Osterwieckerin. So kommen in der neuen Statistik nur noch die Leser vor, die ein Buch mit nach Hause nehmen. "Wir haben jedoch viele Nutzer, die in der Bibliothek etwas nachlesen, zum Beispiel Handarbeits- und Reisetipps. Die tauchen in der Statistik nicht auf", erläutert die Bibliothekarin. Zahlen müssen die Leser für die Vor-Ort-Nutzung nicht.

Mittels Gebühr werden neue Bücher gekauft

Damit schneiden sich die Nutzer ins eigene Fleisch. "Alle Einnahmen aus der Gebühr kommen der Bibliothek zugute. Davon werden zum Beispiel neue Bücher gekauft", betont Kathrin Mannewitz. Dass sich die Kosten schnell für die Leser rechnen, erläutert sie mit einem Beispiel: "Fest gebundene Romane kosten mindestens 19,99 Euro - ein Jahr Bibliothek dagegen nur 15." Ein weiterer Vorteil für sie: "Ein Buch lebt davon, dass es gelesen wird." Wer eines privat kauft, habe dagegen nach dem Lesen keinen Nutzen mehr davon.

Das versucht sie auch dem Nachwuchs zu vermitteln. Zum Beispiel wenn die neuen fünften Klassen erstmals die Bibliothek im Keller des Fallstein-Gymnasiums besuchen. "Viele Schüler melden sich dann gleich an", berichtet Kathrin Mannewitz erfreut. Auch Kinder, die den Hort und das Gymnasium besuchen, zählen zu ihren treuesten Kunden.

Damit das künftig so bleibt, finden regelmäßige Veranstaltungen für Schüler statt. So werden ein Vorlesetag in der Grundschule und Weihnachtslesungen veranstaltet. Auch zum Tag des Buches am 23. April sind wieder Aktionen geplant. Außerdem sitzt Kathrin Mannewitz in der Jury für den Vorlesewettbewerb der Grundschule. "Es ist wirklich erstaunlich, wie gut einige der Kinder sind", berichtet sie.

Seit 2000 betreut die 49-Jährige die Osterwiecker Bibliothek. Besonders wichtig sei es ihr, den Bestand aktuell zu halten und einen engen Kontakt zu den Kunden zu pflegen. "So weiß ich, was sie gern lesen und bestelle entsprechend." Denn nur nach der Bestseller-Liste zu gehen, sei nicht erfolgversprechend. "Die Osterwiecker haben ihren eigenen Geschmack", sagt Kathrin Mannewitz.

2014 waren bei den Erwachsenen Thriller von Tess Gerritsen, Andreas Franz und Jussi Adler-Olsson oder Humorvolles von Stefan Schwarz und Anne Hertz gefragt. Jugendliche präferierten Literatur aus dem Bereich Fantasy - gern Vampirgeschichten - von John Green und Heike Eva Schmidt. Bei den Kindern zählten "Hexe Lilli", "Gregs Tagebuch" "Liane Susewind" und "Olchis" zu den beliebtesten Büchern.