1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Einsatzbereitschaft ist hart erkämpft

Das Allgemeinwohl im Blick / Osterwiecks Stadtwehrleiter Frank Kenzig gibt Einblick in seinen Aufgabenbereich Einsatzbereitschaft ist hart erkämpft

Von Hans Kosubeck 15.01.2015, 01:01

Osterwiecks Stadtwehrleiter zieht Bilanz. Im vergangenen Jahr rückten die Wehren zu etwa 100 Einsätzen aus. Probleme gibt es wochentags bei der Absicherung der Bereitschaft.

Osterwieck l "Bisher ist es nahezu ruhig geblieben im Bereich der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Osterwieck", resümiert Stadtwehrleiter Frank Kenzig, nachdem der Sturm am Wochenende über die Region gezogen ist. Frank Kennzig ist verantwortlich für ein Gebiet, das so groß ist wie die Stadt Magdeburg. 18 Ortsfeuerwehren sorgen für die Sicherheit der Bürger. Allerdings sind auch im Westen des Landkreises die Auswirkungen des demographischen Wandels spürbar. Somit ist die hohe Einsatzbereitschaft aller Angehörigen der freiwilligen Feuerwehr täglich hart erkämpft.

"Die größten Probleme gibt es wochentags bei der Bereitschaft von 5 bis 17 Uhr. Viele Wehrmitglieder gehen ihrem Job nach und sind kaum erreichbar."

Stadtwehrleiter Frank Kenzig

"Waren es 2013 noch 400 aktive Feuerwehrfrauen und Männer, so sind wir jetzt noch 350 Aktive", berichtet Kenzig. Wegzüge, berufliche Gründe, Krankheiten und der Übergang in den Ruhestand sind einige der Ursachen für den zahlenmäßigen Rückgang. Das Schrumpfen der Eisatzkräfte bereitet Stadtwehrleiter Kenzig daher einige Bauchschmerzen. "Die größten Probleme gibt es wochentags bei der Bereitschaft von 5 bis 17 Uhr. Viele Wehrmitglieder gehen ihrem Job nach und sind kaum erreichbar." Das Brandschutzgesetz verlangt aber von der Feuerwehr, nach Auslösung der Sirene in 12 Minuten vor Ort zu sein. "Dies zu gewährleisten ist sehr schwierig", betont der Stadtwehrleiter. Aktive Feuerwehrleute bei der Stadtverwaltung zu beschäftigen könnte seiner Meinung nach ein Lösungsansatz sein. Auch im Feuerwehralltag wird immer wieder Personal benötigt, so bei der Wartung der Technik und Ausrüstung, von der die Einsatzbereitschaft entscheidend abhängt. Feuerwehren zukünftig zusammenzulegen, sei eine weitere Möglichkeit, die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Doch dabei muss sehr sensibel vorgegangen werden, so der Ortswehrleiter.

Feuerwehrleute sind in der Regel bei Einsätzen die Ersten vor Ort und auch die Letzten. "Mein Dank", so Feuerwehrchef Kenzig, "gilt daher den Familien aller Angehörigen unserer Feuerwehren. Sie bringen immer wieder großes Verständnis für die Leistungen ihrer Partner auf." Mit gemeinsamen Wandertagen, Busfahrten oder Feiern, die von den Wehren organisiert werden, will man den Familien Dank sagen und sie besser in den Feuerwehralltag integrieren. Stolz ist man bei der Feuerwehr, dass es 2014 endlich gelungen ist, gemeinsam mit der ÖSA als Partner, die Feuerwehrrente einzuführen.

Frank Kenzig ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann, und er ist glücklich über die Situation als Beschäftigter der Stadtverwaltung Osterwieck parallel die Aufgaben als Stadtwehrleiter wahrnehmen zu können. Noch sechs Jahre möchte er diese Funktion ausfüllen, dann sei aber Schluss mit 65 und er hofft, dann einem gut ausgebildeten Nachfolger/die Verantwortung übertragen zu können.

Auf der Grundlage einer Risikoanalyse, an der man arbeitet und die 2015 fertig werden soll, wird ein Brandschutzbedarfsplan erarbeitet. Dieser Plan soll für die Stadtverwaltung Osterwieck Handlungsgrundlage für finanzielle Entscheidungen sein, sagt Kenzig mit Blick in die Zukunft. Eine Feuerwehr ist insgesamt nicht ganz billig und hierbei muss die Frage beantwortet werden, was ist den Verantwortlichen der Stadt die Sicherheit ihrer Bürger wert und was kann und muss sie dabei leisten.

Diese Frage stellt sich trotz der Tatsache, dass es im Jahr 2014 weniger Einsätze als in den zurückliegenden Jahren gegeben hat. Der Brand einer Lagerhalle in Osterwieck im Dezember und ein Verkehrsunfall mit einem Toten in Schauen waren die umfangreichsten Einsätze, von den insgesamt etwa 100 Einsätzen im Verantwortungsbereich, so Kenzig. Trotz des erfreulichen Rückgangs sei eine ständige Einsatzbereitschaft erforderlich.

Entgegen mancher Schwierigkeit habe sich die Jugendarbeit gut entwickelt. Besonders stolz ist der Stadtwehrleiter dabei auf seine Jugendwarte, die eine sehr engagierte und aktive Arbeit leisten würden. Höhepunkt sind dabei immer wieder die Jugendfeuerwehrtage, so wie 2014 in Zilly. Mit kleinen Übungen und Vorführungen präsentieren sich die Jugendwehren den Bürgern. 2015 wird dieser Tag in Osterwieck auf dem Anger stattfinden.

Auch der Kontakt zu Kindergärten und Schulen wird durch die Jugendwarte gepflegt, um so frühzeitig Interesse für die Feuerwehr zu wecken, aber auch für den Brandschutz zu sensibilisieren. Mit einem jährlich stattfindenden Zeltlager in der Region bietet die Jugendfeuerwehr den Kindern und Jugendlichen einen weiteren Höhepunkt. "Das war im zurückliegendem Jahr in Lüttgenrode der Fall und wird im Juli dieses Jahres in Gödeckenrode sicherlich wieder so sein", ist sich Kenzig sicher. Jedes Jahr übernimmt die Feuerwehr die Kosten für den Lkw-Führerschein von drei bis fünf Feuerwehrleuten, was besonders für junge Leute interessant ist. Die moderne Technik ist ja nur dann etwas wert, wenn sie bedient werden kann.

Stadtwehrleiter Frank Kenzig ist sich sicher, dass die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner in seinem Verantwortungsbereich alles tun, um die Sicherheit der Bürger jederzeit zu gewährleisten, auch wenn es zukünftig nicht einfacher wird, die ständige Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.