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Vor 25 Jahren gingen Hilfstransporte auf die Reise ins rumänische Avrig Dingelstedter engagiert in Siebenbürgen

Von Dieter Kunze 03.03.2015, 01:20

Dingelstedt l Vor 25 Jahren, im Februar 1990, ging von Dingelstedt aus ein erster Hilfstransport auf die Reise nach Rumänien. Daran erinnerten in diesen Tagen die damaligen Organisatoren. "Angesichts der Berichte über die blutige Revolution in dem Balkanstaat setzte im Ort eine große Hilfsbereitschaft ein", berichtete einer der damaligen Helfer, Klaus Bögelsack.

Bereits im Dezember 1989 gab es seitens des Rates der Gemeinde Dingelstedt einen öffentlichen Aufruf zu Geld- und Sachspenden. "Auch Pfarrer Ullrich Triemer unterstützte das Vorhaben und warb dafür beim sonntäglichen Gottesdienst", erzählte Bögelsack.

Friedrich-Wilhelm Salomon, damals Sekretär des Gemeinderates, hatte familiäre Verbindungen in die Region Siebenbürgen und schob das Vorhaben an. Angesprochen wurden dafür auch die Betriebe in und um Dingelstedt Seitens der damals noch existenten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) gab es die Zusage, einen Lkw mit Anhänger für die Fahrt nach Siebenbürgen bereitzustellen.

"Wir meisterten mit Fahrer Gerhard Penselin und Friedrich-Wilhelm Salomon in zwei Tagen die 1450 Kilometer lange, uns damals völlig unbekannte Strecke bis in unseren Zielort", so Bögelsack.

Die Dingelstedter hatten ganze Säcke mit Kleidung bereitgestellt. 20 Prozent der Ladung waren Lebensmittel. "Das war keine einfache Fahrt, denn wir hatten keinerlei offizielle Papiere und der Zoll machte an einigen Grenzen Probleme. Aber letztlich schafften wir es".

Bis 1992 unternahmen die Dingelstedter insgesamt fünf Fahrten nach Rumänien. Einmal wurden sogar zwei Hänger angekuppelt und ein zusätzlicher Kleintransporter begleitete die Tour. 700 Paar ungetragene Schuhe waren mit dabei. Bei diesem Hilfstransport fuhren auch Pfarrer Ullrich Triemer und der damalige Chef der Verwaltungsgemeinschaft, Andreas Schumann, mit.

Die örtlichen Behörden der Stadt Avrig hatten gemeinsam mit der Kirchengemeinde eine Liste mit Namen von über 160 hilfsbedürftigen Bürgern aufgestellt, die jeweils nach dem Empfang einer Spende den Erhalt der Sachen per Unterschrift bestätigten. Später wurden auch von Firmen gespendete Bürotechnik sowie Medikamente und andere medizinische Güter, gespendet von Einrichtungen der Region, mit nach Avrig transportiert.

"Wir waren damals die Ersten, die mit Spenden in dem rumänischen Landkreis eintrafen. Im Winter kam die warme Kleidung gut an", so Bögelsack. Er erinnert sich wie die anderen Organisatoren gern an die damalige Hilfsbereitschaft der Bürger und Einrichtungen, gleich nach der politischen Wende anderen zu helfen, die viel schlechtere Startbedingungen hatten. Die Beteiligten suchten angesichts des Jubiläums noch einmal die Dokumente hervor. Eine Neuauflage ist nicht im Gespräch.