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Kirchbauverein St. Stephani hat großen Anteil an den Investitionen von bisher 2,6 Millionen Euro Eine Erfolgsgeschichte seit 25 Jahren

Von Mario Heinicke 12.03.2015, 02:24

Der Osterwiecker Kirchbauverein St. Stephani hat sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Was mit seiner Hilfe in dieser Zeit geschafft wurde, hatten die Besucher während einer festlichen Andacht in der Kirche persönlich vor Augen.

Osterwieck l Vor einem Vierteljahrhundert war der Zustand der Osterwiecker Stephanikirche so schlecht, dass dort nur noch Heiligabend Gottesdienste stattfinden konnten. Ansonsten wurde seinerzeit die Nikolaikirche genutzt. So wurde auch der Kirchbauverein St. Stephani am 4. März 1990 im anderen evangelischen Gotteshaus der Stadt gegründet. Zugleich galt er als "erster deutsch-deutscher Verein in zwei Staaten mit unterschiedlichen Rechts-, Verwaltungs- und Wirtschaftssystemen sowie noch bis Juli 1990 verschiedenen Währungen", wie Vorsitzender Peter Werner aus Osterwieck auf die Anfänge einer "Erfolgsgeschichte" zurückblickte: Beim Amtsgericht Wolfenbüttel wurde der Verein mit Sitz in Osterwieck eingetragen. Auch die Mitglieder waren beim Start "international" - 32 aus der damaligen DDR und 18 aus der alten Bundesrepublik.

"Die Zuwendung, die St. Stephani durch die Eckensberger-Stiftung erfahren hat, ist einer der Glücksfälle der Restaurierungsgeschichte der Kirche nach 1989."

Peter Werner, Kirchbauvereinschef

Gemessen an den 25 Jahren war diese Phase aber nur eine kurze Episode. Der Verein, bis 2004 unter dem Vorsitz des Wolfenbüttelers Ulf Kapahnke, wuchs bis auf fast 300 Mitglieder bundesweit und im Ausland. Heute sind es etwa 180.

"Bis Ende 1999 konnte der Verein mit fast 670 000 Mark mehr als 24 Prozent zu den Gesamtinvestitionen in Höhe von damals knapp 2,8 Millionen Mark beitragen", sagte Klaus Thiele aus Wolfenbüttel zurückblickend. Er gab jetzt altersbedingt sein Amt als 2. Vorsitzender auf. Neu in dieser Funktion ist nun Jürgen Bielas aus Wernigerode.

Bis heute wurden etwa 2,6 Millionen Euro in die Stephanikirche investiert. Und es bestehe immer noch Bedarf, wie auf einem Kirchenrundgang nach der Andacht berichtet wurde. Vor allem die Restaurierung der Nordseite des Kirchenschiffs sei noch nötig.

Doch erstmal erfreuen sich die Vereinsmitglieder, ja überhaupt die Osterwiecker, an der scheinbar neu geschaffenen Südfassade zum Stephanikirchhof. Heller Sandstein und Putz ergeben quasi ein völlig neues Antlitz. Und mittendrin das westliche Südportal, an dem die Mitglieder beim Rundgang mit Pfarrer Stephan Eichner besonders lange verweilten. Die Portal-Restaurierung ermöglichte die Hans-und-Helga-Eckensberger-Stiftung, wie schon 2007 beim Nachbartor, der Brautpforte.

"Bei dem Stern, der über der Kirche schwebt, bin ich sehr optimistisch, dass das auch noch gelingen wird."

Mario Kowalsky, Architekt

Diese Braunschweiger Stiftung engagiert sich in der Kirche bereits seit 20 Jahren, wie deren Vertreter Heinrich Blankenagel informierte. "Die Zuwendung, die St. Stephani durch die Eckensberger-Stiftung erfahren hat, ist einer der Glücksfälle der Restaurierungsgeschichte der Kirche nach 1989", betonte Peter Werner.

"Das Geläut der Glocken auf dem Südturm, der Zugang dorthin und die Ertüchtigung des Glockenstuhls, vier wiederhergestellte Türen aus Eichenholz, das restaurierte Steinmetzkunstwerk der Brautpforte, die Orgel und der Altar, die statisch gesicherten Emporen, eines der Kirchenfenster, die überaus gelungene Ausleuchtung der Kirche durch 24 handgeschmiedete Leuchter, das restaurierte Epitaph des Bartold von Rössing und das Himmelsleitergemälde", zählte Peter Werner ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf.

Die Orgel übrigens, vom Halberstädter Meister Carl Voigt erbaut, wird nächstes Jahr 150 Jahre alt. Bis dahin soll die Orgelempore von einem Restaurator behutsam bearbeitet werden. So wie er das eher unscheinbar, aber für den Erhalt wichtig, bereits am Kanzelportal tat, wie Pfarrer Eichner berichtete. Für die Orgelempore hat wieder die Eckensberger-Stiftung ihre Unterstützung zugesagt.

Letztlich sei es der Beharrlichkeit der Kirchengemeinde, ihrer Pfarrer Angelika Göbel (bis 2001) und Stephan Eichner sowie dem Kirchbauverein zu verdanken, "dass St. Stephani vor dem Schicksal einer bereits aufgegebenen Kirche bewahrt werden konnte", unterstrich Peter Werner. Und natürlich den unterschiedlichsten Geldgebern. "Dabei kam dem Kirchbauverein eine ganz wesentliche Rolle zu, denn die Eigenmittel, die wir der Kirchengemeinde zur Verfügung stellen konnten, waren immer die Voraussetzung dafür, dass sie sich überhaupt mit Aussicht auf Erfolg um anderweitige Unterstützung bemühen konnte."

Der Architekt Mario Kowalsky, der hier seit 2006 mehrere Baustellen betreute, betonte, dass durch das Wirken des Kirchbauvereins auch sehr viel für das Handwerk getan worden sei. Angesichts der noch offenen Fassadensanierung der Nordseite sagte er: "Bei dem Stern, der über der Kirche schwebt, bin ich sehr optimistisch, dass das auch noch gelingen wird."