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Ziel: Staufrei vom Brocken bis Untere Bode

Von Ingmar Mehlhose 22.05.2015, 10:54

Seit 1992 kümmert sich der Unterhaltungsverband Ilse-Holtemme auf knapp 90 000 Hektar Fläche um die Pflege der Gewässer zweiter Ordnung. Zuletzt hat die Körperschaft öffentlichen Rechts weitere acht Kilometer Bachlauf übertragen bekommen. Die Mitglieder erwarten zudem höhere Beiträge.

Drübeck l 28 Unterhaltungsverbände gibt es seit 1992 im Land Sachsen-Anhalt. Einer davon ist Ilse-Holtemme mit Sitz in Drübeck. Knapp 90 000 Hektar Fläche umfasst das Einzugsgebiet, berichtet Ulrich Eichler. Der Wernigeröder ist seit Gründung Vorsteher der Körperschaft öffentlichen Rechts.

Die Grenzen des Areals bilden Niedersachsen und Thüringen im Westen beziehungsweise Süden sowie nördlich der Große Graben und im Osten die Untere Bode. Eichler: "Die Besonderheit sind die unterschiedlichen Strukturen vom 1141 Meter hohen Brocken bis hin zur Feldflur mit ihren Niederungsbächen."

Verantwortlich ist Ilse-Holtemme für alle sogenannten Gewässer zweiter Ordnung. Deren Länge beträgt aktuell 1238,580 Kilometer. Davon sind 18,701 Kilometer verrohrt. Insgesamt ist das laut Vorsteher "eine Strecke von Hamburg bis zum Mittelmeer". Dieses Netz gilt es, zu reinigen und zu pflegen, die Ufer zu mähen, Bäume zu beschneiden sowie einen ständigen Wasserabfluss zu gewährleisten. Letzteres erfolgt unter anderem durch die Beseitigung von Schwemmgut.

"Das ist eine Strecke von Hamburg biszum Mittelmeer."

Ulrich Eichler, Verbandsvorsteher

Ulrich Eichler: "Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, eine ökologische Durchlässigkeit zu schaffen, denn wir sehen die Bäche auch als Lebensraum." Geschäftsführerin Nadja Effler-Scheruhn ergänzt: "Vorher war das nicht so sehr gewichtet. Jetzt ist es gesetzlich festgeschrieben." Derartige Projekte fördert die Europäische Union zu 100 Prozent.

Ausgeführt werden die meisten Arbeiten von den fünf Beschäftigten des verbands-eigenen Bauhofes. "Sie sind schnell einsatzbereit und kennen sich bestens aus", lobt Vorstandsmitglied Otfried Wüstemann deren Engagement. Bei komplizierteren Einsätzen wie der Reinigung von verrohrten Abschnitten mit Kiesfängen sind die Kollegen auf die Unterstützung von Fachfirmen angewiesen.

Finanziert wird Ilse-Holtemme durch die Mitglieder (siehe Infokasten). Das Jahresbudget liegt nach Angaben von Ulrich Eichler bei 900 000 Euro, gestaffelt je nach Größe und Einwohnerzahl.

Künftig sollen die Gebühren allerdings durchschnittlich um etwa zehn Prozent steigen. Laut Vorsteher werden ab 2016 auch Beiträge für Flächen erhoben, die direkt in Gewässer erster Ordnung münden. Bisher musste dafür nichts gezahlt werden. Die Regelung gilt gemäß Gesetz rückwirkend für 2015. Dem Verband kommt das im Übrigen finanziell nicht zugute, denn nach dem jetzigen Stand der Dinge bleibt das Geld beim Land.

"Ein Novum" nennt Ulrich Eichler zudem den Umstand, dass Gewässer von der ersten zur zweiten Ordnung herabgestuft werden. So geschehen mit dem 1. Januar 2015 bei der Ilse. "Von der Quelle bis zum Pegel" hat die Körperschaft damit seither gut acht Kilometer mehr Bachlauf zu betreuen.

"Nicht jeder Straßengraben ist ein Gewässer", räumt bei dieser Gelegenheit Otfried Wüstemann noch schnell mit einem durchaus verbreiteten Irrtum auf. In solchen Fällen ist dem Verband ein Eingreifen nämlich schlicht verboten.