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Ältestes Schulgebäudes saniert Juwel für Altstadt herausgeputzt

Rettung für das älteste noch erhaltene Schulgebäude Halberstadts - das
Fachwerkhaus Hühnerbrücke 4. Nach dreijähriger, aufwendiger Sanierung
wird es heute an die Eigentümerin, die Stadt Halberstadt, übergeben.

Von Jörg Endries 29.05.2015, 03:12

Halberstadt l Sektkorken knallen heute in Halberstadt. Die Altstadt hat ein besonderes Juwel wieder: Die Sanierung des ältesten noch erhaltenen Schulgebäudes aus dem Jahr 1697, der Hühnerbrücke 4, ist abgeschlossen.

Karl-Heinz Daehre, Minister a.D. für Landesentwicklung und Vorstand des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg, sowie dessen Geschäftsführerin Claudia Hennrich übergeben heute Vormittag den Schlüssel des Hauses an Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). Mit dabei sind die Geldgeber, die das 1,2 Millionen Euro teure Vorhaben erst ermöglicht haben: unter anderem Astrid Kießling-Taskin, Geschäftsführerin der Commerzbank-Stiftung, und Dr. Wolfgang Illert, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD).

Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg hat vor vier Jahren die Regie über das ehrgeizige Sanierungsvorhaben übernommen. Damals hätte niemand auch nur einen Pfifferling auf die Rettung des wertvollen Gebäudes gewettet. "Wir hatten Angst, das Haus zu betreten, weil niemand wusste, ob es eventuell einstürzt. Die rückseitige Hauswand fehlte völlig", erinnert sich Claudia Hennrich an den katastrophalen Zustand des Gebäudes. Unter Anleitung von Fachleuten des Fachwerkzentrums haben bis zu 80 Auszubildende, Jugendliche der Jugendbauhütte und Praktikanten von Universitäten in den zurückliegenden Jahren mit Hand angelegt und das über 300 Jahre alte Haus ökologisch und mit alten Handwerkstechniken saniert.

Beim Verputzen der Wände sind Lehm und Stroh sowie als Dämmmaterial ein Lehm-Kork-Holzspäne-Gemisch verwendet worden, mit einer Bierlasur sind die originalen Fensterrahmen, Türen und Zargen gestrichen worden, um nur einige Beispiele zu nennen. Mehrere hunderttausend Euro flossen unter anderem in ein Heißluftverfahren, mit dem dem Schwamm, den Holzwürmern und anderen Schädlingen der Garaus gemacht wurde. Erst danach konnte der Innenausbau beginnen, konnten die Gefache ausgemauert und Feuchtigkeitssperren unter die Schwellhölzer gelegt sowie die Fassade instand gesetzt werden. Claudia Hennrich: "Ich bin wahnsinnig begeistert von dem Ergebnis."

"Für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Projekt dank der Commerzbank-Stiftung fördern konnte, ist die Hühnerbrücke durch die denkmalpflegerische Modellhaftigkeit ein großartiges Beispiel ihrer Fördertätigkeit", betont Stiftungssprecherin Ursula Schirmer. Jungen Menschen an einem historischen Bau mit traditionellen Techniken und modernsten Hightech-Verfahren Denkmalpflege nahe zu bringen, sei in Halberstadt vorbildlich gelungen. Für die Commerzbank-Stiftung ist das Projekt Ausdruck ihres Engagements: kulturelles Erbe erhalten und kulturelle Bildung fördern.