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Angst vor vergifteten Hundeködern

Von Dennis Lotzmann 05.06.2015, 22:05

In Halberstadt versuchen möglicherweise Unbekannte, gezielt Hunde zu vergiften. Zwar gibt es keine absoluten Beweise - eine Tierärztin rät Hundebesitzern jedoch zu besonderer Vorsicht.

Halberstadt l Bei Igor Kijan und seiner Frau Valentina herrscht Trauer: "Felix", ihr sieben Jahre alter Chihuahua-Hund, ist am vergangenen Sonnabend trotz aller Rettungsversuche des Tierarztes gestorben. Für das Ehepaar ein tragischer Verlust, der für beide noch einen besonderen Anstrich bekommt, wie Igor Kijan sagt: "Wir vermuten, dass unser Hund vergiftet worden ist."

Eine Aussage, die Franziska Hanisch, Assistenzärztin in der Halberstädter Tierarztpraxis von Dr. Jörg Deike, in dieser Absolutheit jedoch nicht bestätigen will: "Es ist durchaus möglich, dass dieser Hund vergiftet worden ist. Allerdings fehlt dafür der entscheidende Beweis", so die Veterinärin auf Anfrage. Absolute Klarheit könnte in diesem wie in anderen Fällen nur eine Obduktion des Tieres bringen. Davon hätten die Besitzer jedoch Abstand genommen.

Wie Igor Kijan berichtet, war seine Frau am Freitag mit "Felix" auf der üblichen Abend-runde durch Halberstadt unterwegs. "Der Bereich umfasste unter anderem Spiegelstraße und Minna-Bollmann-Straße sowie den Käthe-Kollwitz-Park." Anschließend habe es zuhause noch Futter gegeben. In der Nacht gegen 5 Uhr habe "Felix" akute Atemprobleme bekommen. "Wir haben uns dann um ihn gekümmert und sind gleich gegen 9 Uhr zum Tierarzt. Der konnte unserem Hund jedoch nicht mehr helfen", sagt Kijan.

In seinem Verdacht, dass "Felix" bei der Abendrunde irgendwo einen vergifteten Fleischköder aufgenommen hat und letztlich daran verendet ist, sieht sich Kijan durch einen Bekannten bestätigt: Der Halberstädter, der der Volksstimme namentlich bekannt ist, war nach eigenen Worten am Sonnabendmorgen mit seiner Französischen Bulldogge unterwegs. Sein Gassi-Areal grenzt mit Beethoven-Straße und Spiegelsbergenweg ziemlich dicht an das von Valentina und Igor Kijan. Und Kijan sieht auch nach der Beschreibung seines Freundes Parallelen: "Mein Hund war anschließend wie besoffen und konnte nicht mehr richtig stehen", so der Halberstädter zur Volksstimme. Auch er sei sofort in Deikes Praxis geeilt - seinem Hund habe geholfen werden können.

Veterinärin Franziska Hanisch bestätigt auch diesen Fall. Ob es sich hier um einen bewussten Vergiftungsversuch gehandelt habe, sei jedoch unklar. "Es ist ohne Labor- und Obduktionsergebnisse generell schwierig, eine solche Vergiftung mit Sicherheit nachzuweisen", sagt sie. Sicher sei aber, dass es im vorigen Sommer in Halberstadt mindestens einen Fall gegeben habe, bei dem Unbekannte versuchten, Hunde mit präparierten Ködern zu töten. "Damals hat ein Dackel definitiv Wurststücke gefressen, die mit Rasierklingen-Stücken gespickt waren", so die Tierärztin. Der Hund habe, dank des raschen Handelns, überlebt.

Da später ähnliche Fälle mit vergifteten und mit Rasierklingen gespickten Ködern in Rhoden bekannt wurden und nun in Halberstadt Vergiftungsversuche zumindest nicht ausgeschlossen werden können, rät Franziska Hanisch zur Vorsicht: "Die Hunde sollten stets an der Leine bleiben, damit sie nicht unbemerkt was fressen." Falls doch etwas passiere, zähle jede Minute: "Sofort zum Tierarzt, wir können das Tier bei Vergiftungen bewusst erbrechen lassen. Allerdings bleiben dafür nur 30 bis 45 Minuten Zeit."

Wichtig sei, etwaige vergiftete Köder sicherzustellen, um Tierärzten bei der Bestimmung der toxischen Substanz zu helfen - "andernfalls ist es sehr schwierig", sagt Franziska Hanisch. Schließlich sei es auch möglich, dass Hunde über verendete Tiere oder Pflanzenschutzmittel Gifte aufnehmen. Obendrein gelte generell Vorsicht vor Fleisch- oder Wurststücken, die umherliegen. "Und bei begründetem Verdacht sollte man uns informieren, nur dann können wir tätig werden", ergänzt ein Polizeisprecher.

Eine Warnung vor vergifteten Snackstangen für Hunde und Katzen gab es am Freitagnachmittag auch aus Quedlinburg: Dort seien derartige Leckerli gefunden worden.