1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Thomas Schwarz: "Mit einem Pott Farbe ist es leider nicht getan"

Wasserturm in Halberstadt Thomas Schwarz: "Mit einem Pott Farbe ist es leider nicht getan"

12.06.2015, 01:15

Halberstadt l Klaus Mummelthei schaut zurzeit jeden Tag auf den Wasserturm. Der langjährige Volksstimme-Leser aus Elbingerode ist gerade Patient im Ameos-Klinikum und fragte, warum die Allianz, wenn sie denn schon am Turm werbe, "nicht auch Geld für einen Pott Farbe" übrig habe. Redakteurin Sabine Scholz sprach mit Thomas Schwarz, der in Halberstadt eine Generalagentur des Versicherungsriesen führt.

Herr Schwarz, hat die Allianz kein Geld "für einen Pott Farbe", wie unser Leser fragt?
Der Turm gehört ja nicht der Allianz, sondern mir als Privatperson. Und ich hatte und habe mir auf die Fahnen geschrieben, den Turm vor dem Verfall zu retten.

Was ja erstmal gelungen zu sein scheint.
Ja, wir haben den Turm erstmal dicht bekommen.

Was heißt das?
Es regnet nicht rein.

Weil?
Weil wir als eine der ersten Sicherungsarbeiten die Laterne von der Kugel genommen haben. Als wir den Aufbau auf der Kugel am Kranhaken hatten, wog sie nur noch rund 600 Kilogramm. Nach der Aufarbeitung, also dem Ersatz fehlender oder zu schwacher Stahlelemente, der Verzinkung, der neuen Drahtverglasung und des neuen Anstrichs wog die Laterne 1,5 Tonnen. Da ist also jede Menge Material vonnöten gewesen. Aber nun regnet es nicht mehr rein, und auch die Birken, die das Mauerwerk bereits an einigen Stellen des Turms zu sprengen drohten, sind entfernt, die Mauern saniert.

Nun fehlt nur der Pott neue Farbe für die Kugel.
Mit einem Pott Farbe ist es leider nicht getan.

Zwei?
Nein, auch nicht zwei. Es ist gar nicht so einfach, die Kugel zu entrosten und dreimal mit einem speziellen Farbanstrich zu versehen. Das erste Angebot, das ich von einer norddeutschen Firma vorliegen habe, sieht allein für den Gerüstaufbau 50 000 Euro vor.

Eine Menge Geld.
Ja, und die kann ich als Privatperson nicht so einfach hinblättern. Deshalb suche ich noch nach einem Partner, der entweder einen Großteil der Kosten übernimmt oder den neuen Anstrich ganz finanziert. Dafür dürfte der Partner dann die nächsten zehn Jahre auch kostenlos auf der Kugel für sich werben.

Nun sind 50 000 Euro für ein Unternehmen auch kein Pappenstiel.
Richtig. Inzwischen habe ich eine Firma in der Nähe von Leipzig gefunden, die würde den Anstrich für 30 000 Euro machen. Die arbeiten mit einem Hubsteiger statt mit Gerüst und für den oberen Teil der Kugel würden sie die Umfahrung, also den umlaufenden Steg der Kugel, als Ausgangspunkt nutzen.

Auch 30 000 Euro nimmt man nicht aus der Portokasse.
Ja, zumal ich ja ohnehin jedes Jahr allein für die Pflege des Grundstücks rund 2000 Euro ausgebe. Würde das Unkraut in die Höhe schießen, gäbe es sicher sofort Beschwerden, warum das da so schlimm aussieht.
Außerdem laufen noch rund 1000 Euro an Stromkosten für die nächtliche Beleuchtung des Turms mit zehn Scheinwerfern auf und für die Weihnachtsillumination. Hinzu kommen "Künstler", die den Turm bereits zweimal mit Graffiti besprüht haben, das Entfernen dieser Kunst kostet ebenfalls jeweils 1000 Euro. Versicherungskosten entstehen auch, für Haftpflicht, Sturm und Hagel und so weiter.
Es ist also nicht so, dass der Turm nichts kostet, selbst im derzeitigen, auch für mich, unbefriedigenden Zustand.

Sie hatten vor einer ganzen Weile schon einmal den Anstrich der Kugel im Visier und klangen deutlich zuversichtlich.
War ich auch. Damals sah es so aus, als ob ich die Stadtwerke mit ins Boot holen könnte. Aber dann standen erstmal andere Themen im Vordergrund. Vielleicht kommen wir nochmal ins Gespräch.

Oder es findet sich ein anderer Partner.
Oder das. Ich bin jedenfalls offen für alle, die mich unterstützen wollen. Wissen Sie, so mancher hat mich ja schon als verrückt bezeichnet, weil ich den Turm gekauft habe. Aber ich engagiere mich nun mal mit Herzblut für diesen Turm.

Positiv verrückt, würde ich sagen, davon kann Halberstadt mehr vertragen. Aber geht das überhaupt, dass noch ein zweites Unternehmen auf der Kugel wirbt? Es ist doch ein Denkmal.
Die Denkmalschützer sind froh, dass sich jemand traut, ein technisches Denkmal zu erwerben. Ich will aus dem Turm ja auch keine Litfaßsäule machen. Und für eine zweite Werbung habe ich das Okay der Denkmalpfleger.