Alte Mauern mit Zukunft

Von Jörg Endries 23.07.2015, 20:35

"Mein Halberstadt - alte Häuser im neuen Glanz", unter diesem Motto steht eine Serie von Volksstimme und Stadtverwaltung Halberstadt. Vorgestellt werden Bauprojekte, die dazu beitragen, dass Halberstadt nach 1990 wieder lebens- und liebenswerter geworden ist beziehungsweise wird.

Halberstadt l Eine Oase für Senioren mitten in Halberstadt auf über 19 000 Quadratmetern. Sanierte Häuser, das jüngste 1903 und das älteste 1685 erbaut, innen mit allem denkbaren Komfort, damit die Bewohner ihren Ruhestand genießen können. Eingebettet in eine parkähnliche Grünanlage mit alten Bäumen. Das war nicht immer so auf dem Gelände des heutigen Seniorenzentrums Nord in Halberstadt.

"Die 260 Bewohner waren in Drei- und Fünf-Bett-Zimmern untergebracht, auf den Zimmern gab es kein Wasser."

Christine Becker, Leiterin Seniorenzentrum Nord

Vor gerade einmal 25 Jahren beherrschte Grau dort das Bild, die Fachwerkhäuser befanden sich in einem schlechten Zustand. "Die 260 Bewohner waren in Drei- und Fünf-Bett-Zimmern untergebracht, auf den Zimmern gab es kein Wasser", erinnert sich Christine Becker, Leiterin des Seniorenzentrums Nord. Die Wende kam mit der Übernahme der bis 1992 städtischen Einrichtung durch das Diakonissenmutterhaus Cecilienstift Halberstadt. Die Wurzeln reichen als Teil des ehemaligen Siechenhofes bis ins Jahr 1180 zurück.

Ende der 1990er Jahre schlug dann die Stunde der Sanierung. "1998/1999 bot sich die Gelegenheit, das 1866 erbaute Haus 8 mit einer 100-prozentigen Förderung zu modernisieren", erzählt Holger Thiele, Verwaltungsdirektor des Cecilienstifts. "Wir wären froh, wenn dies heute so noch möglich wäre." Dann ging es Schlag auf Schlag weiter.

2000/2001 folgten das 1903 errichtete Haus 3 sowie die historische und unter Denkmalschutz stehende Dreiflügelanlage Hospitalstraße 6/7. 1685 und 1695 erbaut, ist der Fachwerkkomplex der älteste heute noch erhaltene Teil des Seniorenzentrums. Die stolze Summe von 20,5 Millionen D-Mark war notwenig, damit die Betreuungseinrichtung wieder eine Zukunft hat. Die Häuser beherbergen heute moderne Pflegeeinrichtungen der Altenhilfe des Cecilienstifts.

Hinter den sanierten alten Mauern entstanden 23 altersgerechte Wohnungen, eine Cafeteria und die Sozialstation mit 90 Mitarbeitern, die über 200 Patienten versorgen. Insgesamt nennen heute 90 Seniorinnen und Senioren das Zentrum ihr Zuhause beziehungsweise sind Gäste der Kurzzeit und Tagespflege, berichtet Christine Becker. Der gute Ruf des Hauses hat Folgen. "Wir haben keine freien Kapazitäten, sprich kein freies Bett", sagt Christine Becker.

Die Lage könnte sich allerdings bald entspannen. Im Cecilienstift wird derzeit an einem weiteren Zukunftsplan geschmiedet. Nachdem die historischen Gebäude auf Vordermann gebracht wurden, soll ein Neubau auf dem Areal des Seniorenzentrums Nord entstehen, Baubeginn könnte noch 2015 sein, verrät Holger Thiele. Ein moderner Neubau mit ambulanten Wohngruppen soll entstehen. "Praktisch Senioren-WGs mit zwei mal zehn Gruppen", so der Verwaltungsdirektor. "Obwohl für den Bau noch kein grünes Licht gegeben wurde, gibt es bereits Anfragen auf Unterbringung", sagt Christine Becker.