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Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre rät Harslebern, mit Gegnern der geplanten Ortsumfahrung im Gespräch zu bleiben Hoffen auf Lösung für Umgehungsstraße

Von Dieter Kunze und Dennis Lotzmann 28.03.2011, 04:33

Die Einwohner von Harsleben schwelgen in großer Vorfreude auf ihre 875-Jahr-Feier, die in diesem Jahr begangen werden soll. Zudem hoffen sie auch in anderen Punkten auf positive Nachrichten. Beispielsweise beim angestrebten Neubau der Kindertagesstätte oder der von vielen Einwohnern herbeigesehnten Ortsumfahrungsstraße. Hier warten die Harsleber auf positive Nachrichten. Die Planungen scheinen auf einem guten Weg zu sein, erfuhren Kommunalpolitiker aus dem Ort jüngst beim Besuch von Bauminister Karl-Heinz Daeh- re. Allerdings gibt es auch Gegner des Neubauvorhabens.

Verbandsgemeinde Vorharz/Harsleben. Für den Bau der Ortsumfahrung, die einmal von der B 81 östlich von Halberstadt zur B 79 westlich von Harsleben führen soll, sind für Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) die nächsten Schritte klar: Nachdem die Trassenführung westlich von Harsleben beim 2007 abgeschlossenen Raumordnungsverfahren bestätigt worden sei, "liegt der Antrag jetzt beim Berliner Verkehrsministerium und wartet auf den Registrierungs-Vermerk" erläuterte Daehre bei seinem jüngsten und wohl letzten Besuch als Landesminister in Harsleben.

Da das Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan eingeordnet sei, gehe er davon aus, dass im April das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann. Das dauere erfahrungsgemäß ein Jahr - mit öffentlicher Auslegung der Planungsunterlagen im Jahr 2012, skizzierte Daehre den etwaigen Zeitplan, mit dem die Befürworter des Bauprojektes rechnen müssen.

"Danach wird es spannend, ob jemand gegen die Beschlüsse klagt", so Daehre weiter. Deshalb könne man zum weiteren zeitlichen Ablauf nichts sagen. Sollte das Verfahren ohne Klagen ablaufen, könnte bereits 2013 Baustart sein.

Ein höchst optimistisches Szenario, das freilich nicht unbedingt wahrscheinlich ist, denn vor Ort in Harsleben gibt es bekanntlich auch kritische Stimmen. Und die Gegner des Bauvorhabens haben bereits in der Vergangenheit stets angekündigt, dass sie zum gegebenen Zeitpunkt gegen das Projekt klagen würden.

Ihre Kritik richtet sich in erster Linie gegen die favorisierte Trasse westlich von Harsleben. Die Gegner der Baupläne - einige von ihnen wohnen am westlichen Ortsrand von Harsleben - plädieren stattdessen für eine Linienführung, die von der B 79 ausgehend östlich an Harsleben vorbei zur B 81 führt.

"Danach wird es spannend, ob jemand gegen die Beschlüsse klagt"

Genau das widerspricht der von Land und Bund favorisierten Trassenführung: Danach soll die Verbindung einmal östlich von dem östlich von Halberstadt gelegenen Industriegebiet der Kreisstadt von der Bundesstraße 81 abzweigen und in Richtung Gewerbegebiet Harsleben West führen. Dort soll die B 79 zwischen Halberstadt und Harsleben mit einer Brücke gequert und die Trasse in einem westlich von Harsleben verlaufenden Bogen zurück zur B 79 geführt werden. Zwischen Harsleben und dem Abzweig nach Westerhausen soll der insgesamt 7 338 Meter lange Neubau-Abschnitt dann auf die Bundesstraße 79 münden. Geplant sind in diesem Verlauf vier Knotenpunkte und drei Brücken - die veranschlagten Gesamtkosten belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro.

Daehre widersprach bei seinem Besuch in Harsleben Meinungsäußerungen und Gerüchten, die von einer Unterfinanzierung des Bundesverkehrswegeplans sprechen. Der Vorlauf für manche Vorhaben sei angesichts von gerichtlichen Klagen oft sehr lange, so dass für viele Projekte erst viel später als zunächst geplant überhaupt Geld benötigt werde.

Den Verantwortlichen in Harsleben riet Daehre zugleich, sich möglichst bald mit denkbaren Klägern an einen Tisch zu setzen und nach Kompromissen zu suchen, um einen womöglich langwierigen Klageweg zu vermeiden. Wichtig sei jetzt auch, dass die Halberstädter für ihre Anbindung an die B 6n und damit für diese Ortsumfahrung kämpfen, damit auch bei der neuen Landesregierung "Druck auf dem Kessel bleibt", meinte der scheidende Minister.

Die neue Trasse wird nach den aktuellen Planungen per Brücke über die jetzige Straße zwischen Halberstadt und Harsleben (B 79) geführt. Für Fahrzeuge aus Halberstadt ist eine direkte Straßenanbindung zur Umfahrung geplant. Wer aus Richtung Quedlinburg kommt, soll künftig über einen Kreisverkehr, der anstelle des jetzigen Abzweigs von der B 79 ins Gewerbegebiet Harsleben-West entstehen soll, zur neuen Trasse geführt werden.

"Die B 6n wird künftig eine völlig neue Bedeutung erhalten, wenn erst einmal der Anschluss an die A 14 in Bernburg fertig ist und in den nächsten Jahren auch der Weiterbau und der Anschluss an die A 9 erfolgen", prognostizierte Daehre. Das ergäbe perspektivisch völlig neue Dimensionen im Ost-West-Verkehr in der Nordharz-Region.

Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt wollte von Daehre wissen, ob die B 81 bei Kroppenstedt eventuell einmal vierspurig weitergebaut werden könne. Karl-Heinz Daehre kündigte mit Blick auf die B 81 an, dass der neue Abschnitt der künftig vierspurigen Trasse bei Egeln in wenigen Wochen freigegeben werden soll. Danach beginne der Angleich und Ausbau der alten Fahrspuren. Da sich bald neue Verkehrsströme in Richtung Harz ergeben und Halberstadt nur noch "Zielverkehr" habe, sei es mit dem vierspurigen Ausbau der B 81 in Richtung Halberstadt damit getan.

"Jetzt sind alle Forderungen in den Planungen berücksichtigt"

"Was wird nun mit dem Lärmschutz für die Harsleber", wollte die CDU-Landtagsabgeordnete Frauke Weiß wissen. Geplant sei dieser - auch mit "Überflughilfen" für Fledermäuse, erläuterte Bauamtschef Werner Fiedler. Allein diese Planungen hätten bislang bereits zu Mehrkosten in Höhe von drei Millionen Euro geführt.

Die Belange des Naturschutzes seien mit Blick auf die Ortsumfahrung mit der entsprechenden Behörde der Kreisverwaltung abgestimmt, bestätigte Ute Pesselt. Jetzt gehe es nur noch um die Interessen von einigen Anwohnern. Man sollte diese gezielt ansprechen, wenn die Baupläne öffentlich ausgelegt werden. "Nehmt das ernst", mahnte Minister Daehre.

In Harsleben gebe es zwei Bürgerinitiativen, erläuterte Gemeinderat Siegfried Koch. Man habe damals 1 600 Unterschriften für das Straßenneubau-Vorhaben gesammelt, um die Gemeinde vom Durchfahrtsverkehr zu entlasten. "Jetzt sind alle Forderungen in den Planungen berücksichtigt", sagte Koch. Es gehe offensichtlich nur noch um einige private Interessen.

Einst habe es sogar einmal Pläne gegeben, auch bei Westerhausen eine Auffahrt auf die B 6n zu errichten, erinnerte Harslebens Bürgermeister Holger Bauermeister. "Das hat Halberstadt verträumt", entgegnete Karl-Heinz Daehre.

"Wir können nicht nur flicken. Es muss mehr Druck kommen für mehr Geld."

Wegelebens Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer sprach die Sanierung der Landesstraße 24 zwischen Harsleben und Wegeleben an. "Der Kiesabbau und Transport wird in den nächsten 20 Jahren erheblich sein." Im Moment reichten die finanzielle Mittel für diese Landesstraße nicht aus, räumte der Minister ein. "Wir können aber nicht immer nur flicken. Es muss mehr Druck kommen für mehr Geld. Die L 24 ist dabei ein Schwerpunkt", bestätigte Minister Daehre.

Dazu gehört auch der Radweg, ergänzte Amtsleiter Fiedler. Für die Probleme, die es dabei an der Eisenbahnbrücke bei Wegeleben gibt, gab es in der Runde noch keine Antwort.

"Warum musste aber die Meldung der winterbedingten Schlaglöcher so kurzfristig erfolgen", wurde in der Runde zugleich kritisiert. "Zur letzten Kabinettssitzung vor der Landtagswahl wollten wir noch die Verteilung der Zuschüsse für die Kreise beschließen, um die dann erwartete Pause zu vermeiden", begründete Daehre den knappen Zeitplan. Der Harz könne mit etwa zwei Millionen Euro rechnen. 50 Prozent davon sollen die Gemeinden erhalten, um den Schlaglochteppich zu flicken.