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Schäfer des Merino-Vereins starten mit ihren Tieren in die Weidesaison / Heute lockt Ostermarkt auf den Langensteiner Schäferhof Pfennigsucher rücken ins Rampenlicht

Von Dieter Kunze und Dennis Lotzmann 16.04.2011, 04:27

Das Austreiben der Merino-Schafherde aus dem Winterquartier mit Schäfer Heiko Schrader dürfte ein Höhepunkt des heutigen Ostermarktes auf dem Schäferhof in Langenstein werden. Der geordnete Vorbeimarsch der Herde in der Quedlinburger Straße ist um 9.30 Uhr und nochmals um 15 Uhr zu erleben. Überhaupt soll die traditionelle Merino-Schafzucht beim heutigen Ostermarkt ganz in den Mittelpunkt rücken.

Halberstadt/Langenstein. Seit Dezember haben die rund 900 Tiere, die der Merino-Verein besitzt, recht beengt im Winterquartier zugebracht und nur von Mais, Getreide, Biertreber und Heu gelebt. Jetzt geht es endlich wieder hinaus ins Freie, wo bereits die ersten frischen Grashalme locken. "Vor vier Wochen wurden die Tiere geschoren, und jetzt freuen sich alle auf den Weg in die Natur", meint Schäfer Heiko Schrader lachend. Der erste Probe-Austrieb zum Umgewöhnen habe vor wenigen Tagen allerdings noch viel Zureden abverlangt. Schließlich sei der Weg über Feld und Flur für die "Pfennigsucher" - Schafe tragen diesen Spitznamen wegen ihrer Genügsamkeit - und die Hütehunde nach den langen Wochen im Stall wieder etwas Neues gewesen.

Auch Lump und Cora, die beiden altdeutschen Schäferhunde - Harzer Füchse genannt - seien bei ihren ersten Einsätzen stets recht aufgeregt. Zunächst werden nun die Wiesen am Langensteiner Schützenplatz besucht, dann geht es gleich dort in den Wald, wo alle etwas Ruhe finden. In den nächsten Tagen wird die Gesamtherde dann wieder geteilt. Die Mehrzahl der Tiere geht hinauf in den Harz, eine Herde bleibt bei Börnecke, eine weitere zieht in den Raum Ballenstedt/Badeborn.

Während Schäfer Schrader und seine Helfer tagsüber mit der Herde in Sachen Landschaftspflege unterwegs sind, werden die Tiere nachts eingezäunt. "Wir sind praktisch 365 Tage im Jahr unterwegs, ohne auf die Uhr zu schauen - in der Natur zwar, es ist aber kein Traumjob", meint Schrader. Schließlich heiße es nicht nur früh aufzustehen, sondern auch allen Witterungsunbilden zu trotzen. Berufsnachwuchs finde sich daher kaum noch.

Ein Fakt, der heute im Rahmen des Ostermarktes eine Rolle spielen dürfte. Dabei wollen Heiko Schrader und sein Kollege Helmut Lenz nicht nur die Tiere am Schäferhof entlang führen, sondern den Gästen auch Einblicke in ihre Arbeit gewähren. Lenz wird dabei im Gespräch mit dem Moderator berichten und später den Hofbesuchern in persönlichen Gesprächen gern Rede und Antwort stehen.

Für Cordula von Rhade, die im Merino-Verein für die Vorbereitung von Veranstaltungen wie dieser verantwortlich zeichnet, eine gute Möglichkeit, den Gästen Hintergründiges rund um das Wirken der Schäfer und ihrer Pfennigsucher näher zu bringen. Zugleich aber wollen die Organisatoren heute mit einem aufgelockerten und abwechslungsreichen Programm punkten.

Dafür haben sie sich auch musikalische Unterstützung geholt: Die Schüler und die Flötenspieler aus der örtlichen Grundschule treten auf, die Mitglieder des Spielmannszuges geben ein Platzkonzert. Zudem erwarten Cordula von Rhade und die übrigen Vereinsmitglieder eine Reihe von Ausstellern, die unter anderem alte Handwerkstechniken präsentieren wollen. Einen Tipp hat von Rhade am Rande parat: "Unter den Händlern wird auch eine Korb- und Besenbinderei vertreten sein. Gerne können unsere Besucher heute reparaturbedürftige Artikel mitbringen und sie gleich vor Ort ausbessern lassen."

"Wir sind 365 Tage im Jahr unterwegs - in der Natur zwar, es ist aber kein Traumjob"

Gleichwohl bleibe der zweimalige Austrieb der rund 200 Merino-Mutterschafe heute einer der Höhepunkte. Die Tiere ziehen um 9.30 Uhr und gegen 15 Uhr am Schäferhof vorbei. Die Gäste können die Schafherde übrigens bis zum Ölmühlenteich begleiten und sich von dort mit einem Kremser zurückchauffieren lassen.

Schließlich bildet das Areal des Schäferhofes heute den Mittelpunkt. Dort lockt unter anderem das "Familien-Oster-Quiz", bei dem die Gäste ihr Wissen rund um die Themen Osterfest und Schafzucht testen und Preise gewinnen können. Mit etwas Geschick können sie dabei auf fachliche Unterstützung setzen - Schäfer Helmut Lenz hat versprochen, den Gästen schon mal mit dem einen oder anderen Tipp rund um sein Metier zu helfen und dabei das eine oder andere Geheimnis der traditionellen Zucht zu lüften.

Auf jeden Fall winken dabei ebenso wie bei der Tombola, die erstmals stattfindet, tolle Preise. "Der Hauptgewinn umfasst zwei Karten für die Probe sowie die Aufzeichnung der RTL-Hitparade am 18. und 19. Mai in Halle", lockt die Cheforganisatorin. Und: Während die Erwachsenen rätseln oder Tombola-Lose ziehen, dürfen sich die Kinder im Stroh vergnügen. Dort darf heute mehrmals im Tagesverlauf nach versteckten Ostereiern gesucht werden.

Übrigens: Schäfer Heiko Schrader, der heute mit den Merino-Schafen im Ort unterwegs ist und den Besuchern dabei recht nahe kommen wird, hat noch eine Bitte an Gäste, die selbst mit Hunden nach Langenstein kommen: Sie mögen mit ihren Vierbeinern bitte nicht so nah an die Herde herantreten, denn Schafe wie Hütehunde reagierten zu Saisonbeginn sehr empfindlich.

Heiko Schrader ist übrigens ein "alter Hase" im Metier: Er hat 1982 seine Lehre gemacht und ist froh, beim Langensteiner Verein "Merino-Herdbuchtzucht Heimburg 1861 - Landschaftspflege Harz" weiter in diesem Beruf tätig sein zu können. Die Vereinsmitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Merino-Zuchtlinie fortzusetzen und auf dem Schäferhof mit entsprechenden Aktivitäten für die Region zu werben.