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Forstbetriebsgemeinschaft Hessen besteht seit 20 Jahren Wirtschaften ohne Raubbau an Natur

Von Horst Müller 13.05.2011, 04:31

Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hessen wurde 20 Jahre alt. Dieses Jubiläum wurde auf der Jahreshauptversammlung in Erinnerung gerufen. Vorab fuhren die Mitglieder aber in ihren Wald.

Hessen. Bereits am Sonnabendmorgen trafen sich die Waldbesitzer der Forstbetriebsgemeinschaft Hessen vor der "Weinschenke". Verteilt auf einige geländegängige Fahrzeuge ging es zur Waldbesichtigung in den Fallstein. Zusammen mit dem Revierförster Ralf Köhler informierte Vorsitzender Günter Seetge über den Holzeinschlag, den grundhaften Wegebau und die damit verbundenen besseren Möglichkeiten zur Holzabfuhr. Der Hessener Wald wird naturnah bewirtschaftet und ist seit 2004 zertifiziert. Die Einhaltung dieser Qualitätsparameter wird regelmäßig kontrolliert. Der Fallstein ist so genanntes FFH (Flora, Fauna, Habit)-Gebiet. Bedeutsam in der Fauna ist die hohe Greifvogeldichte, besonders die des Rotmilans. Die Auflagen seitens des Naturschutzes sind sehr hoch.

Gemeinsam mit den Eigentümern werde stets nach einer Lösung zur ökonomischen wie nachhaltig ökologischen Bewirtschaftung des Waldes gesucht und bis jetzt auch immer gefunden. Im Hessener Forst werde nur soviel Holz eingeschlagen, wie auch nachwächst und somit kein Raubbau an der Natur betrieben. Trotz der Turbulenzen in der Weltwirtschaft, die sich auch auf die Holzpreise auswirkten, habe man für die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Hessen ein gutes ökonomisches Ergebnis erwirtschaftet.

Nach einer kleinen Stärkung im Wald fuhren die Waldbesitzer wieder zur "Weinschenke" und nahmen ein Mittagessen ein. Anschließend eröffnete FBG-Vorsitzender Günter Seetge die Jahreshauptversammlung. Er erinnerte dabei an das 20-jährige Jubiläum der Forstbetriebsgemeinschaft Hessen, die am 30. November 1990 ebenfalls in der "Weinschenke" gegründet wurde. Die FBG bewirtschaftet heute 262 Hektar Wald in der Gemarkung Hessen. Vorher war dieser Wald in den Händen des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Wernigerode. Die Waldflächen wurden seinerzeit wieder an die Eigentümer übergeben. Auf der Gründungsversammlung stellten der damalige Revierförster Weigend und ein leitender Mitarbeiter des Forstwirtschaftsbetriebes die Vorteile einer gemeinsamen Waldbewirtschaftung heraus, erinnerte Seetge.

In den 20 Jahren habe die FBG Hessen immer schwarze Zahlen geschrieben, betonte er. Das sei Beweis dafür, dass der damalige Schritt zur gemeinsamen Waldbewirtschaftung in einer Forstbetriebsgemeinschaft der richtige war. Seit deren Gründung wurden für waldbauliche Maßnahmen 240 000 Euro eingesetzt, davon 127 000 Euro Fördermittel und 113 000 Euro Eigenmittel.

Von den Gründungsmitgliedern sind heute noch Heinrich Ziehe, Wilhelm Bekurts und Günter Seetge im Vorstand. Günter Seetge war all die Jahre Vorstandsvorsitzender. Stets und unermüdlich ist er im Wald anzutreffen beim Ausmessen des Holzes der Selbstwerber, beim Kennzeichnen der Bäume für den Einschlag sowie bei Absprachen mit dem Revierförster oder mit dem Forstamt Flechtingen. Selbst seine Hausärztin riet ihm: "Machen Sie Ihre Arbeit im Wald, so lange Sie können." Der 78-jährige ehemalige Hessener Bürgermeister, der auch Ehrenbürger ist, möchte das Ehrenamt gerne noch einige Jahre weiterführen.