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Luther-Essen in der Osterwiecker Stephani-Kirche Kulinarischer Vorgeschmack auf Luther-Fest 2012

Von Mario Heinicke 24.06.2011, 06:34

Mit einem Luther-Essen bekamen 37 Osterwiecker am Mittwochabend im wahrsten Sinn des Wortes einen Vorgeschmack auf das Luther-Fest im Mai 2012. Der Kulturlandverein lud Vertreter von Vereinen und Organisationen zu diesem mittelalterlichen Mahl ein, um Ideen zu sammeln, neugierig zu machen und den Zusammenhalt zu fördern.

Osterwieck. Die fünf, dank Theaterfundus verkleideten Damen aus dem Osterwiecker "Waldhaus" trugen\'s mit Fassung. Schon am Vorabend begannen ihre Vorbereitungen für das Mahl in der Stephani-Kirche, sie bekochten und bedienten schließlich all die Gäste - und dann bezeichnet sie Martin Luther als "Gesinde". Aber so war das im Mittelalter. Mit Rainer Gohde als Martin Luther und Ilona Knobbe als seine Ehefrau Katharina von Bora hatte der Kulturlandverein zwei Schauspieler eingeladen, die in Wittenberg eben solche Essen mit geschichtlichem Hintergrund begleiten. In den Tischreden der Beiden erfuhren die Gäste vieles aus dem Leben jener Zeit.

Es war eine glückliche Fügung, dass Dr. Klaus Thiele seine Erkenntnisse, dass Osterwieck eine "Stadt der Reformation" ist, gerade jetzt in der Luther-Dekade gewann. 2017 jährt sich zum 500. Mal der legendäre Thesenanschlag durch Luther an der Wittenberger Kirche, die Geburtsstunde der Reformation der Kirche. Dem Kulturlandverein gelang es, dass Osterwieck als Luther-Wirkungsstätte von den bekannten Luther-Städten akzeptiert und integriert wurde, auch wenn Martin Luther nie in der Ilsestadt war. Doch sein Gedankengut ist bis heute an Inschriften von 41 Fachwerkhäusern sowie in der Stephani-Kirche ablesbar.

Welchen Mut Osterwiecker Bürger dafür Anfang des 16. Jahrhunderts aufgebracht haben mussten, machte der Historiker Dr. Thomas Dahms deutlich. Anderswo seien Bürger dafür der Stadt verwiesen worden. Ans Haus Hagen 24 seien schon 1533, und damit zwei Jahre bevor in Osterwieck die Reformation der Kirche eingeführt wurde, Luthers seinerzeit noch provokante Worte aufs Fachwerk geschrieben worden.

"Das gelang nur durch den Zusammenhalt der Bürger", sagte Dahms, der im Kulturlandverein die Festvorbereitungen koordiniert. Diesen Zusammenhalt wünsche er sich auch für die Vorbereitung des Luther-Festes und darüber hinaus. "Wir wollen der Region sagen: Wir sind wer." Es soll ein Fest der Osterwiecker werden, was sich auch im Plakat ausdrückt. Einheimische (Stephan Eichner, Andreas Röcklebe und Sina Wagner) stellen darauf Luther und Zeitgenossen dar.

Pfarrer Stephan Eichner, Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ und Kulturland-Vereinsvorsitzender Andreas Röcklebe baten die Teilnehmer des Essens, in ihren Betrieben Vereinen und Einrichtungen für das Luther-Fest zu werben. "Das ist eine große Chance, Osterwieck bekannt zu machen", sagte Röcklebe.

Während des Luther-Festes soll Osterwieck vom 18. bis 20. Mai 2012 für drei Tage in die Zeit der Reformation zurückversetzt werden. Das Grundkonzept steht. Rund um die Stephani-Kirche sollen vier Festareale aufgebaut werden, in denen thematisch getrennt das Leben im 16. Jahrhundert dargestellt wird, Handwerker ihr Können zeigen, sich Städte präsentieren sowie das Thema Gesundheit durch Bader und Quacksalber dargestellt wird.

An den drei Tagen sollen unterschiedliche Gruppen im Mittelpunkt stehen. Am Freitag die Kinder. Dazu wird in Osterwieck auch das Fernsehteam des "Tigerentenclubs" erwartet. Am Sonnabend sind es die Handwerker sowie am Sonntag die Posaunen- und Gesangschöre.

Ein Fernsehteam des MDR verfolgte übrigens das Luther-Essen und zuvor schon die Vorbereitungen im "Waldhaus". Gesendet wurde der Beitrag bereits gestern Mittag. Dahms sah darin auch eine Wertschätzung für das Osterwiecker Vorhaben.

Das Restaurant-Team um Ellen Söllig hatte für das Luther-Essen ein wirklich mittelalterliches Mahl kreiert. Rapunzelsalat mit Speckcroutons und Mangoldsüppchen vorweg, bevor als Hauptspeise "Gefülltes Huhn und Borstenvieh" auf die Gaumen wartete. "Konkavelite Mandelspeise mit Weichslkirschen" rundete das Mahl ab. Mittelalter zum Anfassen, denn eine Gabel gab es nicht. Eben ein Vorgeschmack auf das mittelalterliche Epochenfest im nächsten Jahr.