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Claudia Helmold ist die erste Studentin, die Kinder und Jugendliche am Sorgentelefon berät Wer steckt eigentlich hinter der "Nummer gegen Kummer"?

Von Christin Käther 10.08.2011, 06:25

Unter der Telefonnummer 0800-1110333 können Kinder und Jugendliche ihre Sorgen und Probleme loswerden. In Halberstadt sitzen fast 40 ehrenamtliche Mitarbeiter am Ende der Leitung, um die jungen Anrufer zu beraten.

Halberstadt. Claudia Helmold ist fast die Jüngste im Boot. Die 24-Jährige studiert Verwaltungswissenschaften an der Hochschule Harz in Halberstadt und betreut für ein paar Stunden im Monat Kinder und Jugendliche am Sorgentelefon. Sie und über 35 weitere Freiwillige haben es sich zur Aufgabe gemacht, den jungen Menschen telefonisch zu helfen, wenn sie nicht mehr weiter wissen.

"Ich finde es cool, dass es sowas gibt. Ich war schon immer eine gute Zuhörerin. Mir macht die Aufgabe richtig Spaß", beschreibt Claudia ihre Motiva-tion. Die Studentin arbeitet seit einem halben Jahr für die AWO und ist sowohl für die Beratung von Kindern und Jugendlichen zuständig, als auch für das Elterntelefon. Sechs bis acht Stunden im Monat hat sie dafür zur Verfügung, kann sich die Zeit frei einteilen.

"Die Leitungen sind völlig überlastet"

Seit 20 Jahren gibt es das Kinder- und Jugendtelefon in Halberstadt. Etwa 90 Beratungsstellen sind es bundesweit, davon drei in Sachsen-Anhalt. Mehr als 11 000 Anrufe gehen pro Jahr in der Halberstädter Zentrale ein, schätzt Elke Dohrmann, Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über den gesamten Landkreis Harz sowie Teile des Bördekreises, des Mansfelder Landes und den Südharz.

"Die Leitungen sind völlig überlastet. Nur 25 Prozent aller Anrufe kommen bei uns durch", berichtet die Sozialpädagogin. Das bekommt auch Claudia Helmold zu spüren. Sobald sie ein Telefongespräch beendet und den Hörer auflegt, klingelt es sofort wieder. Dabei sind die Sorgen der Anrufer ganz unterschiedlich. Meistens geht es um ganz alltägliche Probleme wie Stress in der Beziehung, Streit mit den Eltern oder Freunden. Aber auch sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Sucht sind ein Thema. Nicht selten kommt es vor, dass die Studentin weinende Jugendliche am Telefon hat, die sie erst einmal beruhigen muss, um überhaupt mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Hin und wieder hat sie auch mit Scherzanrufen zu kämpfen.

Wichtig für alle Berater am Telefon ist es, aufmerksam zuzuhören und den Anrufer ernstzunehmen. Namen und Persönliches bleiben anonym. "Der Vorteil ist, dass man dem Anrufer nicht gegenübersteht. Das ermöglicht eine hilfreiche Distanz", erzählt Claudia Helmold. Deswegen fällt es ihr auch leichter, die Probleme der Jugendlichen nicht mit nach Hause zu nehmen.

Claudia hat sich zur Beratung am Sorgentelefon ausbilden lassen. Vor ihrem ersten Einsatz hat sie eine 80-stündige Ausbildung absolviert, in der sie den Umgang mit verschiedenen Problemfeldern gelernt hat. Für alle Berater gibt es immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden und das Gespräch mit einem fachlichen Betreuer zu suchen. Alle Berater arbeiten in einem Schichtsystem. Ihr Einsatz dauert maximal bis zu drei Stunden an einem Tag, den sie vorher im Schichtplan selbst festlegen.

"Es gibt keine persönliche Ebene zum Anrufer"

Wenn Claudia Helmold ihr Studium in Kürze beendet, weiß sie noch nicht, wohin es sie verschlägt. Bis dahin will sie aber auf jeden Fall mit der telefonischen Beratung weitermachen. Ihre Familie weiß von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und findet das super, erzählt die 24-Jährige.

Claudia Helmold ist die erste Studentin aus Halberstadt, die bei der AWO am Sorgentelefon sitzt. Elke Dohrmann wünscht sich noch viel mehr Freiwillige für diese Aufgabe, denn der Gesprächsbedarf von Kindern und Jugendlichen nimmt nicht ab. Seit die AWO auch Anrufe vom Mobiltelefon aus entgegennimmt, hat die Anruferzahl sogar noch zugenommen.

Das Kinder- und Jugendtelefon ist montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr erreichbar. Der Anruf ist gebührenfrei. Interessenten am ehrenamtlichen Engagement können sich bei Elke Dohrmann, Telefon (0 39 41) 69 67 18, melden.