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Förderverein lädt erstmals zum Sommerfest ins Freibad Langenstein ein Ein Lichtblick in einer trüben Sommersaison

Von Dennis Lotzmann 23.08.2011, 06:36

Das Sommerfest, zu dem die Mitglieder des Freibad-Fördervereins Langenstein jüngst eingeladen hatten, ist aus Sicht der Veranstalter ein voller Erfolg geworden. Dank des tollen Sommerwetters pilgerten viele Gäste ins Bad, wo zahlreiche Angebote und Präsentationen vorbereitet worden waren. So herrschte ein Trubel im Bad, den sich die Betreiber in dieser eher "trüben" Saison öfter gewünscht hätten.

Halberstadt/Langenstein. Bauch rein, Brust raus, stillgestanden, und dann ab mit einem vorbildlichen Sprung ins Wasser der Badeanstalt! Keine Frage: Was die eine Badefrau sowie ihre männlichen Mitstreiter vom Schwimmverein Halberstadt in ihren gestreiften Badeanzügen boten, war gleichsam sehenswert wie unterhaltsam. Unter den zackigen Kommandos von Bade-Vorturner Hans Osterloh drehten die Schwimmer in ihren historischen Outfits die Zeit kurzerhand einige Jahrzehnte zurück und ließen vor den Augen der begeisterten Besucher die Baderituale der Großeltern und Urgroßeltern aufleben. Vom geradezu vorbildlichen gymnastischen Erwärmungstraining am Beckenrand bis hin zu - mehr oder weniger gelungenen - Abgängen hinein ins kühlende Nass ...

Die sportlich-gymnastische Eröffnung des Sommerfestes im Langensteiner Freibad durch jene "Altvorderen" im züchtigen Schwimmanzug ließ auch bei den Besuchern rasch Lust auf die sportlichen Wettkämpfe aufkommen. Neben Volleyball stand dabei Luftmatratzen-Wettschwimmen als Disziplin besonders hoch im Kurs.

Vom Applaus der Schaulustigen angefeuert und unter den Augen der Rettungsschwimmer gaben die Starter in den verschiedenen Disziplinen alles, um am Ende zu den Besten zu gehören. Neben jenem Schwimmkampf auf der Luftmatratze gehörten auch Wettkämpfe in verschiedenen Schwimmdisziplinen und Altersklassen zum Programm. Kleine Preise sorgten vor allem bei den jüngeren Startern für einen zusätzlichen Ansporn.

Tischtennisplatte sorgt für mehr Attraktivität

Auch die Volleyball-Mannschaften lieferten sich einen harten Kampf. Zwei Schiedsrichterinnen mussten vollen Einsatz leisten, bis zum Ende des Festes die Herren der Mix-Mannschaft als Sieger feststanden.

Zum Sommerfest, das erstmals seit vielen Jahren unter der Regie und auf Betreiben des im Frühsommer gegründeten Fördervereins veranstaltet wurde, kamen viele Gäste nicht mit leeren Händen: Das Team des Betonwerkes Halberstadt erfüllte den Langensteinern beispielsweise einen lange gehegten Wunsch: Es spendierte eine nagelneue Tischtennisplatte aus Beton und trägt so mit dazu bei, die Attraktivität des beliebten Freibades weiter zu steigern.

Im Rahmen des Festes konnten sich die Kinder nicht nur sportlich betätigen, sondern auch kreativ-künstlerisch. Im Verlauf des Tages entstand ein Riesenpuzzle, dessen Teile von den Kindern farbenfroh verziert werden konnten. Es wurde nach dem Trocknen von allen Akteuren zusammengefügt und soll später einen würdigen Platz im Freibad finden.

Rund 50 Prozent weniger Badegäste

Die Macher von "Drums Alive" luden Interessierte derweil zu Bewegungsübungen ein, wobei zu rhythmischer Musik mit Sticks auf Gymnastikbälle geschlagen wurde. Diese Übungen, so Sven Wasserstrass, seien sowohl fürs Büro als auch für Senioren zum gezielten Entspannungs- und Gleichgewichtstraining denkbar.

Wo es sportlich-spaßig zugeht, ist natürlich auch der Appetit nicht weit. Um dieses Thema kümmerten sich an diesem Nachmittag die Frauen der ortsansässigen Sportgruppe, die ein reichhaltiges Kuchenangebot bereithielten, das von den Besuchern komplett verputzt wurde. Den Erlös des Kuchenverkaufs - exakt 256,60 Euro - spendeten die fleißigen Bäckerinnen für den Erhalt des Freibades an den Förderverein.

Olaf Hentrich sorgte schließlich nicht nur für die musikalische Umrahmung, sondern führte in seiner gewohnt witzig-spritzigen Art durchs Programm.

Alles in allem ein rundum gelungener Tag in einem Sommer, der mit Blick auf den im Langensteiner Freibad gewagten Neustart mit geänderten Rahmenbedingungen freilich alles andere als erfreulich war: Miserables Wetter ließ die Zahl der Besucher geradezu dramatisch einbrechen und mit Blick auf die finanziellen Bilanzen eher düstere Wolken aufziehen.

"Bis Mitte August haben wir in Langenstein 4350 Besucher registriert", nennt Gido Maak vom Freizeit- und Sportzentrum Halberstadt, dem die fachliche Aufsicht für das Freibad von der Stadtverwaltung übertragen wurde, eine erste Zahl. Zwar müsse für eine genaue Analyse der Saisonabschluss am 31. August abgewartet werden. Allerdings sei schon jetzt mit einem rund 50-prozentigen Einbruch bei den Besucherzahlen zu rechnen: Im Sommer 2010 wurden 10 261 Badegäste in Langenstein gezählt.

Hoffen auf weitere Mitglieder im Verein

Damit dürften die finanziellen Rahmenbedingungen rund um das Freibad weiter problematisch bleiben. Bekanntlich betreibt die Stadtverwaltung Halberstadt das Freibad, seit diesem Sommer wird sie vom neuen Förderverein unterstützt. Dessen Mitglieder wollen sich nicht nur persönlich engagieren und einbringen, sondern auch mit ihrem Jahresmitgliedsbetrag dazu beitragen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen planbar sind.

Deshalb soll ein Teil des persönlichen Vereinsbeitrags direkt an die Stadtverwaltung gehen, um dort Defizite beim Freibad-Betrieb zu reduzieren. Allerdings bleibt aktuell auch die Zahl der Vereinsmitglieder hinter den angepeilten Erwartungen zurück: 400 Mitglieder werden angestrebt - 212 sind aktuell registriert. "Wir legen uns mächtig ins Zeug, um Mitglieder zu werben. Aber was soll man in einem solchen Sommer machen - da kommt einfach kein Gedanke an ein Freibad auf", meint Barbara Käsewieter vom Vorstand des Fördervereins kopfschüttelnd. Vom Wetter her gesehen sei dieses Jahr so ziemlich das ungünstigste gewesen, um einen solchen Förderverein zu gründen und in Schwung zu bekommen, meint sie. "Schlechter geht es eigentlich nicht mehr."

Dennoch bleiben die Vereinsmitglieder am Ball. Ein Anfang sei gemacht, zudem werde die Arbeit des Vereins von vielen Sponsoren und Helfern unterstützt. "Bei denen möchten wir uns ganz herzlich bedanken", betont Barbara Käsewieter, die zugleich hofft, dass sich weitere Unterstützer für die Mitgliedschaft im Förderverein begeistern lassen. Ein Aufnahmeantrag könne im Internet heruntergeladen werden oder sei an der Badkasse erhältlich.

Derweil hofft auch Gido Maak auf eine sonnige Zukunft für das Sommerbad in dem Halberstädter Ortsteil. Auch wenn diese Saison wegen des Wetters alles andere als repräsentativ gewesen ist, sei die Beliebtheit dieses Freibades sehr deutlich geworden. Vor allem bei den älteren Gästen aus dem Ort, die die Anlage vor knapp 40 Jahren mitunter selbst mit gebaut haben. Aber auch bei den jüngeren Besuchern, die mit dem Sommerbad Spaß und Freizeitvergnügen verbinden.

Wie viel Freibad kann sich die Stadt leisten?

Unklar ist gegenwärtig allerdings die Zukunft der Anlage. Nachdem das Bad in diesem Sommer noch einmal geöffnet wurde, weil sich die Langensteiner im Frühjahr so massiv dafür eingesetzt hatten und jenen Verein gründeten, muss nun der Stadtrat endgültig entscheiden. Dieses beachtliche Engagement vor Ort dürfte in der bevorstehenden Diskussion ebenso thematisiert werden wie die Saison 2011, die wetterbedingt eben eine eher trübe war. Spannend dürften vor diesem Hintergrund die finanziellen Bilanzen sein.

Gleichwohl sieht Gido Maak aus rein fachlich-technischer Sicht durchaus optimistisch in die Zukunft: "Wir haben in diesem Jahr viel Aufwand betrieben, um die Gesamtanlage allen Vorschriften anzupassen." Ein Schwerpunkt sei dabei die wasserrechtliche Einleitgenehmigung in den Goldbach gewesen. "Dieses Hauptproblem haben wir jetzt gelöst." Allerdings sei das Freibad mit knapp 40 Nutzungsjahren eben kein "Jüngling" mehr, so dass auch in den nächsten Jahren mit Reparaturbedarf und finanziellem Aufwand gerechnet werden müsse.

Gleichwohl bleibt die endgültige Entscheidung dem Stadtrat vorbehalten. Und dort geht es letztlich um die Frage, ob sich die Kreisstadt angesichts ihrer finanziellen Situation ein solches Bad leisten kann und will.

Die Fördervereins-Mitglieder hoffen auf eine Zukunft für das Bad und wollen das Sommerfest dann neu etablieren.

www.freibad-langenstein.de.ki