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Landesbetrieb Bau Niederlassung West zum Planungsstand für die Ortsumgehung Halberstadt Zwei "Beipässe" für Kreisstadt geplant

Von Jörg Endries 03.11.2011, 05:24

Immer wieder wird gefragt, wann die Ortsumgehung Halberstadt gebaut wird. Die Halberstädter Volksstimme fragte im zuständigen Landesbetrieb Bau, Niederlassung West Halberstadt nach.

Halberstadt l Fast so alt wie die Einheit Deutschlands ist der Wunsch nach einer Ortsumgehung für Halberstadt. Seit einigen Jahren steht sie im Bundesverkehrswegeplan und ist damit gesetzlich fixiert. Bedeutet, sie bleibt kein Hirngespinst oder Wunschdenken.

"Die Helmvariante ist nicht vom Tisch, wird aber nicht vorrangig behandelt"

Arno Manthey, Fachgruppenleiter Planung und Entwurf

Wobei es eigentlich um zwei Umgehungen geht. Denn nicht nur die östliche Umgehung zwischen B 81 und B 79 ist nach wie vor aktuell, sondern auch die in den 1990er Jahren viel diskutierte Nordwestliche, auch Helmvariante genannt, von der B 81 aus Richtung Magdeburg kommend, die einen Bogen um Halberstadt schlägt, um hinter Wilhelmshöhe wieder auf die B 81 zu stoßen.

"Die Helmvariante ist nicht vom Tisch, wird aber nicht vorrangig behandelt und ist noch Zukunftsmusik", bestätigt Arno Manthey, Fachgruppenleiter Planung und Entwurf im Landesbetrieb Bau Halberstadt Niederlassung West, auf Nachfrage der Halberstädter Volksstimme.

Konkret arbeite man derzeit jedoch an der Ostumfahrung von der B 79 bei Harsleben zur B 81 zwischen Halberstadt und dem Abzweig Emersleben. Die soll in erster Linie Harsleben entlasten, wo auf der B 79 täglich etwa 17 130 Fahrzeuge, darunter 1000 Schwerlastfahrzeuge, mitten durch den Ort rollen.

Inwieweit die Umgehung die Kreisstadt entlasten wird, sei jetzt noch pure Spekulation, so Manthey. "Wir wollen aber den Verkehrsteilnehmern ein Angebot schaffen, nicht durch die Innenstadt fahren zu müssen." Außerdem werden durch die Ortsumgehung die Gewerbegebiete der Kreisstadt und Harslebens besser an das Bundesstraßennetz angebunden. Bedeutet kurze Wege, ohne durch die Stadt zu müssen. "Somit wird Halberstadt schon entlastet", sagt Arno Manthey.

"Wir werden auf der B 79 von Quedlinburg aus in Richtung Harsleben beginnen"

Heiko Wichert, Sachbearbeiter

Im Landesbaubetrieb West Niederlassung Halberstadt ist die Ortsumgehung bereits fertig, zumindest auf dem Papier, wie Arno Manthey beweist, als er auf Wunsch der Volksstimme den Bauplan präsentiert.

Fest steht auch der Bauablauf für die immerhin 7,3 Kilometer lange Trasse. "Wir werden auf der B 79 von Quedlinburg aus hinter dem Abzweig Westerhausen in Richtung Harsleben beginnen", berichtet der zuständige Sachbearbeiter Heiko Wichert. Kurz vor Harsleben wird ein Bogen westlich um den Ort herumgeschlagen. Die Straße verläuft dann zwischen Harsleben und der Gartenanlage "Molkenmühlenweg" durch das Landschaftsschutzgebiet "Nördliches Harzvorland". Der Goldbach wird in diesem Bereich von einer neuen Brücke überspannt.

Ein Abschnitt, der nicht unumstritten ist. In Harsleben gibt es eine Bürgerinitiative, die gegen diese Trassierung kämpft, weil sie durch ein Stück intakte Natur verläuft und die Anwohner eine hohe Lärmbelästigung befürchten. "Es gibt aber auch eine Bürgerinitiative für diesen Verlauf, damit der Ort vom Verkehr entlastet wird", erinnert Arno Manthey.

Kurz hinter Harsleben trifft die Umgehung wieder auf die alte B 79, die dort unterquert wird, um anschließend durch das Gewerbegebiet Harsleben über\'s freie Feld zur Bahnstrecke Halberstadt-Halle zu gelangen. Die dort vorhandene sogenannte "Blaue Brücke" kann nicht genutzt werden, weil sie zu klein dimensioniert ist. Wurden Steuergelder verschwendet? Nein, so Arno Manthey. Abgesehen davon, dass dieser Brückenbau in Regie der Stadt Halberstadt gelegen habe, lag erst drei Jahre nach ihrer Fertigstellung die Planung für den Streckenverlauf der Ortsumgehung auf dem Tisch.

Nach einem weiteren Brückenbau über den Frevelgraben und der Anbindung der Osttangente trifft die Ortsumgehung auf die B 81.

So gut, so schön. Aber wann wird die Straße befahrbar sein? Achselzucken bei Arno Manthey. Auf die Frage, ob das in etwa drei Jahren der Fall sein könnte, kam zumindest kein Nein vom Fachgruppenleiter. Vorher muss unter anderem das alles entscheidende grüne Licht aus dem Bundesverkehrsministerium kommen, das die Unterlagen, die dort seit dem vergangenen Jahr liegen, absegnen muss. Außerdem sei bislang unklar, ob Bürger gegen den Trassenverlauf Bedenken anmelden, die dann noch geklärt werden müssen.

Die Bauzeit könnte nach den vorliegenden Erfahrungswerten der Straßenbauer bei etwa drei Jahren liegen. Auch bei der Frage zu den Kosten herrscht Zurückhaltung. Die immer mal wieder genannten etwa 20 Millionen Euro wollte Arno Manthey nicht bestätigen.