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Harzer Schmalspurbahnen nehmen bei Drei Annen weiteren modernisierten Übergang in Betrieb Die Tage der rot blinkenden "Andreaskreuze" sind gezählt

Von Tom Koch 11.11.2011, 04:22

Wernigerode l Bahnfahren gehört statistisch zu den sehr sicheren Möglichkeiten, sich fortzubewegen. Das gilt auch für die Harzer Schmalspurbahnen (HSB).

Die HSB hat im September gefeiert, dass seit 20Jahren ihre Züge wieder von Schierke zum Brocken fahren können. In dieser Zeit haben die Dampfrösser auf den Schmalspurgleisen der Brockenbahnstrecke von Wernigerode hinauf zum Gipfel eine Strecke von fünf Millionen Kilometern bewältigt, informierte Jörg Bauer als oberster HSB-Betriebsleiter im Volksstimme-Gespräch.

Allerdings, so Bauer, hat es seit 1991 auf dieser Strecke auch eine Reihe von Unfällen gegeben. In seiner Übersicht, beginnend ab dem 1.Februar 1993, sind ein Zusammenstoß zweier HSB-Züge und 33Zusammenstöße an Bahnübergängen aufgelistet. Dort sind auch 23Entgleisungen enthalten, inklusive jener Unfälle, die sich beim Schneeräumen ereignet haben sowie zwölf laut HSB "sonstige Ereignisse". Dazu gehört beispielsweise der Unfall am Goethebahnhof, bei dem eine Frau versehentlich dort ausgestiegen ist und sich beim Wiederanfahren des Zuges schwer verletzte.

Insgesamt, so Jörg Bauer, führe die Statistik einen Toten (Suizid) und 48Verletzte auf. Den bislang schwersten Unfall habe es am 21.August 1994 gegeben, als im Thumkuhlental beim Zusammenstoß zweier Züge 31Menschen teils schwer verletzt wurden. Mit Blick auf die in den vergangenen 20Jahren allein auf der Brockenbahnstrecke beförderten etwa 16Millionen Fahrgäste schätzte Bauer ein: "Eisenbahnfahren ist weit sicherer, als am Straßenverkehr teilzunehmen. Auch die HSB ist ein sehr sicheres Verkehrsmittel." Um diesem Anspruch auch künftig gerecht zu werden und um Auflagen der Eisenbahnaufsicht zu erfüllen, hat die kommunale Privatbahn in den vergangenen Jahren erheblich in die Bahnsicherheit und den Gleisbau investiert. Seit 2002 beispielsweise regelt ein elektronisches Stellwerk den Verkehr, schrittweise werden zudem die Bahnübergänge so modernisiert, dass sie heute übliche Sicherheitsstandards erreichen.

Seit gestern gibt es einen solchen modernen Übergang bei Drei Annen. Rund 475000Euro hat die HSB dafür investiert. Mindestens ein halbes Dutzend Firmen, von Norddeutschand bis Franken, war beauftragt, eine sicherere Straßenquerung von Bahn und Autos zu errichten. Die Bauarbeiten dafür hatten Anfang September begonnen. Seit Donnerstag Nachmittag haben die noch aus DDR-Zeiten stammenden "Andreaskreuze" ausgedient.

An ihrer Stelle verrichten jetzt zwei Halbschranken, fünf Ampeln (auch in Richtung des Waldjugendheims Drei Annen) samt Signalton ihren Dienst. Nach diesem Vorbild werden in den kommenden Monaten auch im Wernigeröder Stadtteil Hasserode zwei Bahnübergänge modernisiert. Für diese Vorhaben in der Amtsfeldgasse und in der Friedrichstraße, derzeit laufen die Ausschreibungen, es sind Baukosten von rund 1,8Millionen Euro geplant.