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Senioren und Grundschüler stricken 250 Umhängetäschchen für krebskranke Kinder im Harz "Lenny-Fieber" in Manufaktur Wegeleben

Von Dennis Lotzmann 22.12.2011, 05:23

In den vergangenen Wochen konnten sich die Mitglieder des "Vereins für krebskranke Kinder im Harz" über viele neue "Lennys" freuen. Auch die Seniorinnen sowie Kinder aus Wegeleben halfen eifrig mit, um diese speziellen Umhängetäschchen anzufertigen.

Wegeleben/Adersleben/Deesdorf/Rodersdorf l Keine Frage: Die Seniorinnen aus Wegeleben und Schüler aus der dortigen Grundschule haben sich förmlich selbst übertroffen, als es darum ging, krebskranke Kinder zu unterstützen. Im Rahmen der "Lenny-Aktion" strickten und häkelten die Bodestädter sage und schreibe 250 kleine Umhängetäschchen, in denen nun medizinische Gerätschaften Platz finden. "Damit haben wir unser ursprüngliches Ziel, 50 solcher "Lennys" zu basteln, um das Fünffache überboten", freut sich Gisela Tröster von der Seniorengruppe der Volkssolidarität in Wegeleben. Und damit nicht genug: Die "Lenny-Aktion" habe ganz nebenbei in Wegeleben auch noch einige höchst positive Begleitumstände gehabt, plaudert die Cheforganisatorin der Gruppe.

"Mehrere Frauen kamen mit dem Zeitungsartikel und schlugen vor, dass wir uns daran beteiligen könnten."

Seniorenbetreuerin Gisela Tröster

Dabei hatte alles zunächst eher zufällig begonnen: Ein Artikel in der Volksstimme, in dem die vom Verein initiierte "Lenny-Aktion" näher vorgestellt und zur Mithilfe aufgerufen wurde, sei auch in Wegeleben auf überwältigende Resonanz gestoßen, erinnert sich Gisela Tröster. "An diesem Tag kamen gleich mehrere Frauen mit dem Zeitungsartikel in unseren Treff und schlugen vor, dass wir uns doch daran beteiligen könnten."

Eine Idee, die Gisela Tröster sofort in die Tat umsetzte. Sie rief zuvor aber noch einmal bei den Verantwortlichen des Vereins an, um sich dort nach Details rund um die "Lenny-Aktion" zu erkundigen. Dort erfuhr sie nicht nur, welches Material für die Täschchen genutzt werden sollte, sondern auch, wie groß die Umhängetaschen sein müssen, damit während der Behandlung der Kinder und Jugendlichen darin die Zugangskatheder platziert werden können.

Und Gisela Tröster signalisierte - angesteckt vom "Lenny-Fieber" und begeistert vom karitativen Gedanken der Aktion - am Ende des Telefonates auch gleich noch eine recht euphorische Zahl: So etwa 50 Lennys könnten in der "Manufaktur" Wegeleben wohl gestrickt und gehäkelt werden, kündigte sie schon mal an.

"Als ich den Telefonhörer aufgelegt hatte und mir diese Zahl noch einmal durch den Kopf gehen ließ, kam ich allerdings mächtig ins Zweifeln, ob ich da nicht doch etwas zu hoch gestapelt hatte", meint sie heute rückblickend.

Befürchtungen, die freilich unbegründet sein sollten, denn in Wegeleben legten sich alsdann nicht nur die Seniorinnen mächtig ins Zeug, sondern auch Schüler der Dr.-Wilhelm-Schmidt-Grundschule. "In der Schule hatten einige Mädchen gerade angefragt, ob nicht eine Handarbeits-Gruppe gegründet werden könnte", erzählt Gisela Tröster. Eine Idee, mit der die Schützlinge von Schulleiterin Heike Stiemer gerade im richtigen Moment anklopften und bei den in punkto Handarbeit erfahrenen Seniorinnen förmlich offene Türen einrannten.

Der Rest ist schnell erzählt: Sowohl die Frauen aus der Ortsgruppe der Volkssolidarität als auch ihre jungen "Kolleginnen" legten sich mächtig ins Zeug und strickten, dass die Nadeln nur so "klapperten". Und das Resultat, das binnen weniger Handarbeitswochen entstand, kann sich sehen lassen: Sage und schreibe 250 "Lennys" mit dem Label "Made in Wegeleben" lagen schließlich auf dem Tisch und warteten auf die Übergabe an die Vertreter des "Vereins für krebskranke Kinder im Harz".

Eigens dafür kamen Vereinschef Avery Kolle und seine beiden Stellvertreter Pierre Rümkasten und Daniel Richter in den Seniorentreff in der Roten Schule in Wegeleben. Zur feierlichen Übergabe waren nicht nur alle Strickerinnen eingeladen, sondern auch die fleißigen Kinder aus der Wilhelm-Schmidt-Grundschule.

Letztere ließen es sich bei dieser Gelegenheit nicht nehmen, Avery Kolle höchstpersönlich in die Geheimnisse des Strickens und Häkelns einzuweihen und ihm - natürlich mit stolz geschwellter Brust - ihre neuen Fertigkeiten zu präsentieren.

Danach kam der große Moment, in dem Gisela Tröster den drei Vereinsmitgliedern gestehen musste, dass ihre ursprüngliche Zusage, 50 "Lennys" zu stricken, leider nicht gänzlich eingehalten werden konnte. Als freilich die Zahl "250" genannt wurde, stand auch den drei Gästen die Überraschung ins Gesicht geschrieben.

Die Resonanz auf den "Lenny-Aufruf" ist nach den Worten von Vereinschef Kolle inzwischen so enorm, dass die Zahl der fertigen Täschchen selbst die kühnsten Erwartungen gesprengt habe. Bislang seien insgesamt 4124 "Lennys" aus der gesamten Region beim Verein eingegangen.

Übrigens: Von dem Aufruf und der Reaktion in Wegeleben profitieren nicht nur die kranken Kinder und Jugendlichen in den Kliniken, sondern auch die Grundschüler der Bodestadt: Sie kamen - via Handarbeit - mit den Seniorinnen zusammen und wollen diese Zusammenarbeit nun fortsetzen. Soll heißen: Auch der Wunsch, eine Handarbeits-AG an der Schule zu etablieren, ist in Erfüllung gegangen. Auf dass bei der nächsten "Lenny-Aktion" noch mehr Katheder-Umhängetäschchen "Made in Wegeleben" entstehen. . .

Mehr über den Verein im Internet: www.krebskranke-kinder-harz.de.tl