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Männerchor Berßel sucht Verstärkung / Im Juli Sängertreffen zum Vereinsjubiläum und 2013 Musical geplant Vereinschef: "Wir kommen an unsere Grenzen"

Von Mario Heinicke 06.02.2012, 05:33

Die demografische Entwicklung im Osterwiecker Stadtgebiet betrifft längst nicht nur die Kindertagesstätten, sondern auch die Vereine. Der Männerchor Berßel sucht seit langem Verstärkung, bisher vergeblich. Dabei hat der Verein viel vor.

Berßel l 140 Jahre alt wird der Männerchor Berßel in diesem Jahr. Ein Jubiläum, das die Sänger am 14. Juli mit einem Sängertreffen gemeinsam mit den sieben anderen Chören aus dem Osterwiecker Stadtgebiet sowie dem Männerchor aus Badersleben feiern möchten. Für dieses Jahr der Höhepunkt im Vereinsleben.

Als der Männerchor 1997 seinen 125. Geburtstag feierte, waren noch 32 aktive Sänger im Alter von 22 bis 72 Jahren vereint. Aktuell sind es 23 Aktive, die sich freitags um 20 Uhr zum Singen, aber auch gemütlichen Beisammensein im Schützenhaus treffen, berichtet Vereinsvorsitzender Uwe Klosinski. "Viele freuen sich auf diesen Abend nach einer anstrengenden Woche", weiß Klosinski. Ein Bierchen darf es sein zum Singen, auch eine Skatrunde hinterher. Vereinsleben auch übers Singen hinaus wird großgeschrieben beim Männerchor Berßel. "Die Geselligkeit ist uns sehr wichtig." Gemeinsame Ausflüge und Feiern, auch mit dem Männerchor Zilly zusammen, dessen Dirigent Bodo Klutzny jahrelang parallel den Berßeler Chor leitete, bis Stefan Sudhoff 2008 in dessen große Fußstapfen trat.

Auf den ersten Blick liest es sich nicht schlecht: Mit Steffen Grundmann ist der jüngste Sänger 27 Jahre, sein Opa Werner Strutz mit 76 der älteste. Doch sechs der 23 Sänger sind heute bereits über 70 Jahre, macht sich der Vereinsvorsitzende Sorgen um die Zukunft. Noch ist der Chor gleichmäßig für die vier Stimmlagen besetzt, "aber wir kommen an unsere Grenzen".

Dabei möchte der Berßeler Männerchor im Juni 2013 kurz vor der Festwoche zur 1000-Jahr-Feier des Dorfes wieder ein Musical auf die Beine stellen. Arbeitstitel: Bero 1000. "Wir üben schon daran", sagt Klosinski. "Es hat die Geschichte Berßels zum Inhalt, aber ohne Wiederholungen aus den früheren Musicals." Wobei das Gros der Gesangsstücke aus dem Chorrepertoire der etwa 75 Titel kommt. 2006, 2008 und 2010 führte der Chor bereits Musicals auf. Mit riesigem Erfolg. Für Klosinski und die Mitstreiter die Sternstunden in ihrem Hobby, "wenn 200 Leute kommen und sich freuen".

"Es ist etwas ganz Anderes, ob man selber singt oder Musik anhört. Selber singen macht einfach Spaß."

Vereinsvorsitzender Uwe Klosinski

Der Verein hat schon viel unternommen, um neue Sänger zu gewinnen. Bei den Musicals gab es "Werbeblöcke", ebenso bei anderen Auftritten im Dorf, Leute wurden auch direkt angesprochen. Bisher aber alles vergeblich, bedauert Klosinski. Im Hinterkopf ist jetzt noch die Idee, in den Gaststätten der umliegenden Ortschaften aufzutreten und so auf Werbefeldzug zu gehen.

Der heutige Vereinschef kam 1992 als 33-Jähriger zum Singen und war 1993 nach dem plötzlichen Tod von Rolf Bormann bereits Vorsitzender. "Knut Volkmann hatte mich mitgenommen. Ohne ihn wäre ich anfangs sicher nicht dabei geblieben", erzählt er. Aber schnell spürte er, "es ist etwas ganz Anderes, ob man selber singt oder Musik anhört. Selber singen macht einfach Spaß."

Aus Berßel natürlich, aber auch aus Hoppenstedt, Osterwieck, Deersheim und Dardesheim kommen heute die Sänger. Und sie können auch auf die Unterstützung ihrer Frauen bauen. Besonders wenn es um Kulinarisches geht, wie es etwa die Betreuung der Berßeler Blutspendetermine, die der Männerchor als Partner des DRK zweimal im Jahr betreut. Könnten da die Frauen nicht auch gleich mitsingen, also ein gemischter Chor entstehen? "Das könnte vielleicht eines Tages passieren", will Uwe Klosinski das nicht ausschließen. "Aber ad hoc ist das nicht gemacht. Das würde viel Arbeit bedeuten."

Noch haben die Männer die Hoffnung nicht verloren, neue Mitstreiter für ihren 140 Jahre alten Chor zu finden.