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Senioren fordern Korrektur / Verkehrsbetriebe lehnen Wunsch ab / Wie geht es nun weiter? In Groß Quenstedt erhitzt Linienführung weiter die Gemüter der Bürger

Von Dennis Lotzmann 29.05.2012, 05:36

Halberstadt/Groß Quenstedt/Emersleben l Die Anbindung von Groß Quenstedt an den Busnahverkehr und insbesondere die Linienführung in der eigenen Gemeinde werden vor Ort weiter kontrovers diskutiert: Nachdem vor einigen Monaten vor allem die Schülerbeförderung in die Kritik geraten war, rücken nun die Wünsche von Senioren in den Fokus. Vorrangig ältere Einwohner fordern die Korrektur der Linienführung einer Bustour. Die Chefetage der Harzer Verkehrsbetriebe GmbH (HVB) lehnt diesen Wunsch, den Bürgermeister Meinhardt Stadler (Wählergemeinschaft) im Auftrag der Bürger dort eingebracht hatte, jedoch ab.

Im Mittelpunkt der Bürgerkritik steht die Bustour der Linie 218, die um 11.05 Uhr in Halberstadt mit Ziel Dardesheim startet. Anders als die Busse der Linie 216, die auf ihrer Tour nach Oschersleben eine "große Runde" mitten durch Groß Quenstedt drehen und die Fahrgäste damit recht zentral und wohnortnah absetzen, tangieren die 218-er Busse das Dorf nur am Rande: Die Busse dieser Linie stoppen nur in der Heerstraße und rollen anschließend direkt weiter nach Schwanebeck.

Diese Aufteilung wollen Richard Ullrich - und mit ihm 65 weitere Bürger, die nach seinen Worten auf einer Liste unterschrieben haben - verändern: Auch jener 11.05 Uhr-Bus soll Groß Quenstedt zentraler bedienen und eine Runde drehen, fordern sie.

Das Ziel beschreibt der 77-Jährige mit klaren Worten: "Viele ältere Einwohner sind auf den Bus angewiesen, um Halberstadt zu erreichen." Auf der Rücktour sei der 11.05 Uhr dort startende Bus zeitlich optimal. Und damit nicht genug: "Oft sind die Fahrgäste dann auch schwer bepackt mit Einkäufen, so dass es schön wäre, wenn sie nicht von der Heerstraße bis in den Ort laufen müssten", betont Richard Ullrich.

Eine Argumentation, die auf den ersten Blick schlüssig scheint. Spätestens beim zweiten kommt jedoch das berühmte Aber: Das Splitten der Touren beider Buslinien in Groß Quenstedt ist bereits das Resultat von Protesten und spiegelt einen Kompromiss wider: Vor Jahren, erinnert Bürgermeister Stadler, hätten viele Einwohner dagegen protestiert, dass praktisch alle Busse mitten durch den Ort rollen.

Dieser Protest - Stadler erinnert sich an rund 400 Unterschriften - sei Anlass für viele Diskussionen und der Suche nach Alternativen gewesen. In der Folge sei der neue Haltepunkt in der Heerstraße gebaut worden. Seither halten die allermeisten Busse der Linie 218 nur noch dort und fahren danach direkt nach Schwanebeck weiter. Die der Linie 216 indes drehen weiter ihre Runden direkt durch das Dorf. Quasi der berühmte Kompromiss.

Jene "großen Runden" sind laut Fahrplan in der Woche um 10.05 Uhr und um 12.05 Uhr ab Halberstadt dran. Soll heißen: Alle zwei Stunden rollt der Bus quer durch den Ort. Ein, wie Bürgermeister Stadler findet, durchaus tragfähiger Kompromiss.

Einer aber, an dem sich die Senioren reiben, wie Richard Ullrich skizziert. Viele Fahrgäste nutzten die Busse, um in Halberstadt Ärzte zu konsultieren, um dort einzukaufen oder beispielsweise Bankgeschäfte zu erledigen. "Das alles ist bis 10.05 Uhr nicht zu schaffen. Der nächste Bus um 12.05 Uhr ist aber schon wieder zu spät", meint er. "11.05 Uhr ist optimal, deshalb sollte diese Tour zum nächsten Fahrplanwechsel verändert werden", fordert der 77-Jährige.

Um wiederum einen Kompromiss zwischen Lärmbelästigung und kurzen Wegen zu finden, machten die Antragsteller einen konkreten Vorschlag: Der 11.05 Uhr-Bus sollte doch bitteschön direkt von Halberstadt nach Groß Quenstedt fahren. Dann hätten zwar die Einwohner aus Emersleben gänzlich das Nachsehen - der Bus müsste aber in Groß Quenstedt nicht mehr mitten durch das Dorf kurven, sondern nur noch an der zentralen Station Feldstraße (B 245) stoppen.

"Damit würde aber Emersleben komplett abgeschnitten, was mit Blick auf die dortigen Einwohner nicht geht", gibt Bürgermeister Stadler zu bedenken. Deshalb ergänzte er das Schreiben an die HVB um die Variante B: Der 11.05 Uhr-Bus könnte ebenso wie beim Schülertransport am Mittag eine "große Runde" durch Groß Quenstedt drehen. Die Meinung der HVB-Geschäftsleitung dazu überrascht freilich nicht: Geschäftsführer Eckhardt Nitschke erteilte beiden Wunschvarianten eine Abfuhr.

"11.05 Uhr ist optimal, deshalb sollte diese Tour zum nächsten Fahrplanwechsel verändert werden."

Richard Ullrich, Einwohner von Groß Quenstedt

Was bleibt, ist an dieser Stelle erst einmal Unklarheit. Richard Ullrich will zusammen mit anderen Senioren Stadlers heutige Sprechstunde nutzen, um über weitere Vorgehen zu beraten. Stadler indes zeigt Verständnis für die Bürgerwünsche, erinnert aber auch daran, dass im Nachverkehr stets Kompromisse nötig seien: "Hier bewahrheitet sich die alte Weisheit, dass man es niemals allen recht machen kann."