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Literarischer Spaziergang zur und Ausstellungseröffnung in der Klaussynagoge Wandeln auf Kafkas Spuren in Halberstadt

Von Sabine Scholz 15.06.2012, 05:15

Halberstadt l Er hat seine Eindrücke von Halberstadt in seinen Reisetagebüchern festgehalten, der berühmte Schriftsteller Franz Kafka. Als ihn eine schwere Schreibkrise plagte, entschloss er sich, im Harz eine Erholungspause einzulegen. Auf dem Weg in den gewählten Kurort machte er für einen Tag Station in Halberstadt und übernachtete im Bahnhofshotel.

An dem wird am 12. Juli auch der literarische Spaziergang vorbeiführen, zu dem Moses-Mendelssohn-Akademie (MMA) und Nordharzer Städtebundtheater einladen. "Hoffentlich fällt die Ruine bis dahin nicht zusammen", sagt Jutta Dick. Die Direktorin der MMA und Theaterdramaturg Sebastian Fust sind zurzeit in der Abstimmung letzter Feinheiten für diesen Spaziergang. "Der Weg wird um 17.55 Uhr am Bahnhof starten, damit man An- und Abreiseflair hat", erläutert Dick. Dann führt der Weg zum Bahnhofshotel, vor dem schon 1912, als Kafka hier nächtigte, die großen Bäume standen. Nach einem Abstecher zum Theaterplatz, wo viele Jahrzehnte das imposante Theatergebäude stand, geht es zum Fischmarkt, durch die Plantage und zum Gleimhaus. "Zwar hatte Kafka am Gleimdenkmal nahe des Ententeichs ausgeruht, aber der Weg wird dann doch zu weit", sagt Dick. Also sei das Gleimhaus, ebenfalls ein Kooperationspartner des Projektes, Ziel der Gruppe.

Die hört unterwegs Texte von Kafka. Auch "Vor dem Gesetz" wird darunter sein, weil sich Kafka in diesem Text mit der kurz zuvor erschienenen deutschen Talmud-Ausgabe auseinandersetzt. Kafka war Jude, aber haderte durchaus mit seiner Religion und seinem eigenen Glauben. In dieser Phase der religiösen Auseinandersetzung ist deshalb wohl auch die Begegnung mit orthodoxen Juden in der Halberstädter Plantage für Kafka wichtig.

Dass er später in einem koscheren Restaurant isst, das sich im Lehmannschen Palais befand, ließ bei den Organisatoren den Wunsch aufkommen, auf dem heute als Freifläche gestalteten Areal Essen und Trinken anzubieten. "Wir müssen noch mit der Stadt abstimmen, ob das möglich ist", erklärt Jutta Dick. Vor böhmisches Bier und Knödel wurde noch ein Kulturpunkt gesetzt. In der ehemaligen Klaussynagoge wird am 12. Juli um 19.30 Uhr eine Ausstellung mit Fotografien Jan Jindras eröffnet. Der Prager spürt den Wegen Kafkas nach und hält heute noch existente Orte, an denen Kafka war, im Bild fest.