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Malteser wollen im Harz Fuß fassen / ASB muss vorsorglich allen Sanitätern kündigen Rettungsdienst steht vor Veränderungen

Von Thomas Junk 23.06.2012, 05:21

Der Rettungsdienst im Landkreis steht vor weitreichenden Veränderungen. Seit 1992 kümmern sich DRK, ASB und der Eigenbetrieb des Landkreises um die Notfallversorgung. Nach einer Klage der Malteser könnte sich das bald ändern.

Halberstadt l Auf sie kommt es an, wenn jede Sekunde zählt: Die Mitarbeiter im Rettungsdienst. Die Helfer, die als erste vor Ort sind, wenn es oftmals um Leben und Tod geht. Seit 1992 teilen sich diese Aufgabe im Harz das Deutsche Rote Kreuz (DRK) , der Arbeiter Samariter Bund (ASB) sowie der Eigenbetrieb Rettungswesen des Landkreises. Das könnte sich schon im kommenden Jahr ändern. Nach Volksstimme-Informationen hat der Rettungsdienst der Magdeburger Malteser nun gegen eine Ausschreibung des Landkreises erfolgreich geklagt.

Alle vier Jahre musste der Rettungsdienst neu ausgeschrieben werden. Eine Formsache, denn mit der geleisteten Arbeit waren die Verantwortlichen im Landratsamt stets zufrieden, wie Dezernatsleiter Bernhard Petzold der Volksstimme bestätigte: "Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet." Deswegen findet der Leiter des Dezernats Ordnungsverwaltung es auch "sehr bedauerlich", dass sich diese Zusammenarbeit bald zerschlagen könnte.

Für den Halberstädter ASB hat diese Klage und die daraus resultierende neue, veränderte Ausschreibung weitreichende Konsequenzen, wie die Geschäftsführerin Uta Pfaff zugeben muss. "Um überhaupt eine Chance zu haben, diese Ausschreibung zu gewinnen, müssen wir bei unseren Kosten sparen", erklärt sie. Deswegen hat der ASB Halberstadt allen seinen 20 Mitarbeitern im Rettungsdienst zum Ende des Jahres gekündigt. "Ich hatte keine andere Wahl, wenn wir den Rettungsdienst nicht fahren, steht der gesamte Halberstädter ASB vor der Insolvenz", so Pfaff. Viele der Mitarbeiter hätten Kündigungsfristen von sechs Monaten. Sollte der ASB also den Zuschlag nicht bekommen, ständen Gehälter in Höhe von rund 600 000 Euro keinen Einnahmen gegenüber. Durch diese finanzielle Belastung wären plötzlich alle 140 Arbeitsplätze beim ASB gefährdet. "Mein größtes Ziel ist es, die 20 Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter im Rettungsdienst zu erhalten", erklärt Pfaff diesen unpopulären Schritt. Bei der momentanen Vergütung, habe der ASB keine Chance die Ausschreibung zu gewinnen. Das bestätigt auch Bernhard Petzold. Wenn die Ausschreibung stehe, müsse man das wirtschaftlichste Angebot auswählen. "Das ist dann nicht mehr unsere Entscheidung", so der Ordnungsdezernent.

Für die Malteser gehe es ums Prinzip, erklärt Mario Großmann. Der Leiter des Rettungsdienstes der Malteser sah sein Unternehmen ganz klar benachteiligt. Die ursprüngliche Auschreibung sei schlicht und ergreifend nicht transparent gewesen. "Normalerweise umfasst eine solche Ausschreibung 50 bis 60 Seiten. Dort ist dann angegeben, was die Leistung umfasst. Das sind Informationen, die braucht man natürlich um zu kalkulieren. Wir haben aber keinerlei Zahlenmaterial mit der Ausschreibung bekommen. Überhaupt umfasste sie nur knapp ein Viertel des normalen Umfangs", so Großmann. Deswegen habe man vor Gericht eine neue Ausschreibung eingeklagt. "Wenn die Ausschreibung steht, werden wir uns sicher bewerben. Aber es geht nicht darum aggressiv gegen die Mitbewerber aufzutreten. Wir wollen nicht mit aller Macht auf den Markt drängen. Wir wollen nur eine faire Chance bekommen."

Für die Mitarbeiter des ASB könnte diese faire Chance bedeuten, dass sie künftig für mehrere hundert Euro weniger die gleiche Arbeit wie bisher verrichten müssen. Uta Pfaff hat nämlich allen gekündigten Mitarbeitern ein neues Vertragsangebot zum 1. Januar 2013 gemacht, mit deutlich weniger Gehalt. Dass das vielen ihrer Mitarbeiter nicht gefällt, versteht sie, betont aber: "Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, die Arbeitsplätze zu retten. Und ich will sagen können, ich habe bis zuletzt um sie gekämpft."