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  7. Azubi aus Irland arbeitet in Langensteiner Tischlerei

Michael Shanahan aus Ennis absolviert dreimonatiges Praktikum / Firmenchef begeistert von Austauschlehrling Azubi aus Irland arbeitet in Langensteiner Tischlerei

Von Vivian Hömke und Dieter Kunze 01.11.2012, 01:16

Langenstein l Seit sechs Wochen hört man die Mitarbeiter der Bau- und Möbeltischlerei Bögelsack in Langenstein öfter mal Englisch am Arbeitsplatz sprechen. Der Grund: Michael Shanahan aus dem irischen Ennis absolviert für insgesamt drei Monate ein Praktikum in dem kleinen Harzer Betrieb.

"Mir gefällt es hier sehr gut. In Irland bauen wir vor allem Dächer, deshalb sind wir mehr an der Luft. Hier arbeite ich eher drinnen und baue auch Tische, Stühle und andere Möbel", erklärt Michael Shanahan. "Das ist perfekt hier. Man lernt wirklich sehr viel", fügt er hinzu.

Weil die Berufsausbildung in Irland hauptsächlich über die Schule läuft und durch mehrere betriebliche Praktika ergänzt wird, besteht dort großer Bedarf an praktischer Ausbildung. "Ohne abschließendes Praktikum ist bei uns kein Berufsabschluss möglich", erläutert Michael Shanahan.

Rund 30 Lehrlinge aus Irland haben in diesem Jahr, im Rahmen eines europäischen Austauschprogrammes des Bildungsverbunds Sachsen-Anhalt, ein Praktikum in kleinen und mittelständischen Betrieben des Landes absolviert. Während ihres dreimonatigen Aufenthalts wohnen die Jugendlichen bei Gastfamilien.

"Michael ist sehr motiviert. Da gibt es große Unterschiede zu deutschen Jugendlichen."

Frank Bögelsack, Inhaber der Möbelmanufaktur Bögelsack

"An den Wochenenden unternehme ich oft etwas mit meinem Gastbruder. Wir fahren zum Beispiel nach Magdeburg. Am vergangenen Wochenende sind wir auf den Brocken gewandert. Es ging morgens um 7 Uhr los - da war es ganz schön kalt", erinnert sich der angehende Tischler aus Irland.

Wenn er Mitte Dezember nach Ennis zurückkehrt, hat er noch etwa sechs Wochen vor sich bis zum Abschluss seiner vierjährigen Berufsausbildung. "In Irland gibt es wenig Arbeit. Ich könnte mir auch vorstellen, in Deutschland zu arbeiten", sagt er. Sein Vater arbeitet wegen der Wirtschaftskrise ebenfalls in Deutschland.

Frank Bögelsack, Chef der Möbelmanufaktur, ist nicht abgeneigt. "Wir überlegen, ob wir ihm den Rückflug zu uns nach Deutschland bezahlen und ihn erstmal für ein halbes Jahr unter Vertrag zu nehmen. In der Zeit könnte er sich überlegen, ob das was für ihn ist und wie er das mit seiner Familie regelt", sagt Bögelsack. Mit der Arbeit des irischen Gastes ist er zufrieden: "Michael ist sehr motiviert. Da gibt es sehr, sehr große Unterschiede zu deutschen Jugendlichen. Oft zeigen die kaum Ehrgeiz", gibt er zu bedenken.

In jüngster Zeit werde es in Sachen Nachwuchsgewinnung immer schwerer. "Ich nehme mir für mögliche Bewerber viel Zeit", so Bögelsack. Schüler aus den Sekundarschulen können bei einem Praktikumseinsatz ihre Fertigkeiten testen. Doch in diesem Jahr fand sich kein passender Lehrling.

So bleibt es neben zwei Auszubildenden im zweiten beziehungsweise dritten Lehrjahr bei dem Praktikanten aus Irland. Der kann in dem Langensteiner Unternehmen alle modernen Maschinen- und Handarbeitstechniken kennenlernen.