1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Abrissbagger rücken ehemaligen Kasernen zu Leibe

Frühere Militärgebäude müssen einem umweltfreundlichen Solarpark weichen Abrissbagger rücken ehemaligen Kasernen zu Leibe

Von Burkhard Steffen 08.03.2013, 02:13

Auf dem Gelände des Hillersleber Kasernenkomplexes begannen am Donnerstag die Abrissarbeiten. Vorerst sollen 60 der etwa 90 vorhandenen Gebäude einem Solarpark weichen, den ein Hamburger Investor errichten will.

Hillersleben l Unaufhaltsam zermalmen die kraftvollen Abrissgeräte die alte Bausubstanz. Die Motoren donnern, Wände stürzen ein, Staubwolken verdecken die Sicht.

"Der Landkreis und die Gemeinde haben sich viele Jahre lang bemüht, eine Lösung zu finden. Deshalb bin ich allen Beteiligten dankbar, dass diese hässlichen Ruinen jetzt verschwinden", sagte Bauminister Thomas Webel (CDU), der es sich nicht nehmen ließ, im Cockpit des ersten Baggers Platz zu nehmen.

Hartmut Jahn (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Westheide, zu der Hillersleben gehört, ergänzte, "die Kasernenruinen haben nicht nur die Landschaft verschandelt, sondern waren auch eine ständige Gefahrenquelle." Der Westheide-Gemeinderat stellte erst Ende Februar die Weichen für das Vorhaben, als er den Bebauungsplan "Garnison Hillersleben - Sondergebiet regenerative Energie" beschloss.

"Ich freue mich, dass es so schnell losgeht. Das beweist, dass wir es hier endlich mit einem seriösen Investor zu tun haben", betonte der Bürgermeister, der mit seinem Stellvertreter Lorenz Czesch zum Start der Abrissarbeiten gekommen war.

"Schon Ende Juni soll von hier der erste Strom in das Netz eingespeist werden", machte Heinz-Peter Wernicke deutlich, der die Planungen für den Solarpark erstellt. Der besteht aus etwa 40000 Modulen, die jeweils 250 Watt Strom erzeugen - insgesamt 10 Megawatt. Damit genug Sonne auf die Module fällt, musste auch der gesamte Baumbestand auf der 14 Hektar großen Fläche weichen. "Dabei handelte es sich meist um Wildwuchs, überwiegend minderwertige Pappeln", so der Bürgermeister, "dafür muss der Investor aber auf einer 5,5 Hektar großen Fläche, die wir als Gemeinde zur Verfügung stellen, Ausgleichspflanzungen vornehmen." Ein städtebaulicher Vertrag regelt außerdem, dass der Investor eine Verbindungsstraße zwischen Hillersleben-Siedlung und Hillersleben-Dorf errichtet.

Einst sollte in Hillersleben ein Wohnpark entstehen

"Wichtig ist, dass dieser Schandfleck verschwindet", freut sich auch der Hillersleber Hobbyhistoriker Klaus-Peter Keweloh über den Beginn der Abrissarbeiten. "Der Solarpark ist allerdings nur die drittbeste Variante. Viele Hillersleber hätten sich gewünscht, dass 1994 hier die Bundeswehr eingezogen oder der einst geplante Wohnpark Realität geworden wäre", formulierte er leise Kritik.

In der Volksstimme vom 18. November 1994 wird der Vorsteher des damaligen Bundesvermögensamtes zitiert. "Die Liegenschaften werden in den nächsten Wochen zur unentgeltlichen Abgabe in verschiedenen Zeitungen ausgeschrieben. Die Objekte werden vorrangig an private Investoren vergeben, die die nötigen Finanzen besitzen, um dann die Gebäude wieder herzurichten." Doch diese Vorstellungen erwiesen sich als illusorisch...