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Ausstellung von Kurt Buchmann zeigt große Resonanz und wird am Himmelfahrtstag noch einmal geöffnet Heimatforscher schildert Leben der Grafenfamilien

Von Anett Roisch 03.05.2013, 03:15

Seine Forschungsergebnisse über die frühen Grafen im heutigen Bördekreis, hat Kurt Buchmann bei einer Ausstellung in der Geschichtswerkstatt "Samuel Walther" präsentiert. Über 50 Gäste aus vielen Orten des Landkreises sind während der Ausstellung mit den Heimatforschern in die Vergangenheit gereist.

Wegenstedt l Staunend stehen die Besucher der Geschichtswerkstatt "Samuel Walther" vor einer vier Quadratmeter großen Übersichtskarte, die die Entwicklung der frühen Grafenfamilien im heutigen Landkreis Börde zeigt.

Um die Herrschafts- und Besitzverhältnisse in der Region näher zu erforschen, hat sich die Projektgruppe "Herrschaftshäuser" der Werkstatt vor einem Jahr gebildet. Projektleiter Jürgen Schrader aus Calvörde hat verschiedene Aufgabenbereiche vergeben. Kurt Buchmann aus Flechtingen beschäftigt sich intensiv mit den Herrschaftsverhältnissen.

Seit 17 Jahren trägt Buchmann sein Wissen über die Grafenfamilien zusammen. Seine Ergebnisse sind so umfangreich, dass daraus die Ausstellung entstand. Im letzten halben Jahr hat er seine Forschungsergebnisse auf der selbst angefertigten Tafel verdeutlicht. "Schon zur Zeit der Franken-Kaiser im 9. Jahrhundert gibt es die ersten namentlichen Nachrichten von 14 Grafen im Nordthüringgau, dem Gebiet zwischen Aller, Ohre, Elbe und Bode, etwa dem Territorium des heutigen Bördekreises", erklärt Buchmann, der in Flechtingen zu Hause ist. Anhand der Übersichtskarte und der 18 Stammtafeln hat er die Verflechtungen und Eigentumsübertragungen der Grafen vom 9. bis 15. Jahrhundert aufgezeigt.

"20 Edel- und Grafenfamilien hatten in dieser Zeit ihre Rechte und Besitzungen in unserem Gebiet. Eine große Bedeutung hatten dabei die Walbecker Grafen und besonders deren Erbregelungen für ihre Töchter und nachfolgende Töchter-Erblinien", schildert Buchmann, während die Gäste gebannt seinen Ausführungen folgen.

Buchmann beschreibt: "Mit dem Aussterben der Grafenhäuser durch Todesfälle oder dadurch, weil es keine erbfähigen Söhne gab, kam unser Gebiet an vier große Herrschaftshäuser. Das waren das Erzbistum Magdeburg, das Bistum Halberstadt, die Markgrafschaft Brandenburg und das Herzogtum Braunschweig."

Zeit zum Nachstöbern haben Besucher in der "Lese-Ecke". Hier liegen Ordner mit Datensammlungen und Grafen-Sagen. "Die Ausstellung zeigt unseren derzeitigen Wissensstand. Erkenntnisse, die in den kommenden Jahren durch neue Quellen gewonnen werden oder durch Informationen von neu hinzukommenden Geschichtsfreunden, werden jederzeit ergänzt", betont Buchmann.

"Die Geschichtswerkstatt ist die ideale Plattform für Menschen, wie Kurt Buchmann, die hier ihre Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren können", sagte Vivien Schlüer, Vorsitzende der Chronikkommission Wegenstedt. Sie betonte, dass die Mitglieder der Chronikkomission sich freuen würden, wenn noch mehr Geschichtsfreunde den Mut aufbringen, ihre Erkenntnisse zu zeigen, damit alle regionalen Geschichtsforscher davon profitieren können. Einer von den neuen Besuchern war Günter Riedel aus Rätzlingen, der sich mit der Geschichte von Kathendorf und Rätzlingen beschäftigt. "Solche Begegnungen zeigen uns, dass immer neue Kontakte die gewünschte Vernetzung bewirken."

Vivien Schlüer verriet, dass der Freundeskreis der Geschichtswerkstatt als nächste Ausstellung eine Fotopräsentation mit geschichtlichen Hintergründen über Klöster der Region plant. Buchmann freut sich über die gute Resonanz und sagt: "Regionalgeschichte gehöre zwar nicht zum Freizeitthema Nummer eins, doch wir hatten Gäste aus Haldensleben, Sommerschenburg und Dahlenwarsleben, also Besucher kamen weit über die Region der Verbandsgemeinde hinaus."

Auch Pastorin Irene Heinecke ist beeindruckt und nutzt die Gelegenheit, die Geschichtsfreunde zu überreden, die Ausstellungstafeln noch an den Wänden zu lassen. "Es wird am 9. Mai um 15 Uhr in der Kirche eine musikalische Andacht zum Himmelfahrtstag geben. Danach ist die Ausstellung noch einmal für Interessierte geöffnet", verkündet sie.