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Spätfolgen des Hochwassers: Umweltkatastrophe lässt etwa zwei Tonnen Fische verenden Dramatische Rettungsaktion am Kiesloch

Von Burkhard Steffen 02.07.2013, 03:25

In Heinrichsberg, Loitsche und Ramstedt haben am Sonntagvormittag die Sirenen geheult. Die Feuerwehrleute wurden zu einem ungewöhnlichen Einsatz gerufen: Sie sollten ein Fischsterben im Heinrichsberger Kiesloch verhindern.

Loitsche-Heinrichsberg l Viele Kameraden sind betroffen, als sie am Einsatzort eintreffen. Mitglieder des Loitscher Anglervereines "Seekante", die das Gewässer betreuen, haben bereits zahlreiche tote Fische aus dem See gezogen. Darunter befinden sich ein 90 Zentimeter langer Aal und ein 1,10 Meter großer kapitaler Graskarpfen.

26 Feuerwehrleute im Einsatz

"Wir waren zum Angeln am Mittellandkanal, als uns unsere Heinrichsberger Petrijünger heute früh informierten", berichtet Frank Osterburg. Der Vorsitzende des Loitscher Anglervereines ist auch Feuerwehrmann. Insgesamt 26 Kameradinnen und Kameraden aus Heinrichsberg, Loitsche und Ramstedt sind vor Ort.

"Wir wollen versuchen, mit Pumpen Wasser anzusaugen und dann möglichst mit Sauerstoff angereichert wieder in den See zurückzuspritzen", erläutert Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Schmette, der ebenso wie Verbandsgemeindewehrleiter Egbert Fitsch gleich zum Ort des Geschehens geeilt ist.

Während die Kameraden vier Pumpen installieren, in Betrieb nehmen, ansaugen und das Wasser mit großen Fontänen wieder in den See schießt, fahren Angler auf Booten über den See und versuchen, möglichst viele der nach Luft schnappenden Fische mit dem Kescher zu retten. An Land haben sie bereits einige mit Frischwasser gefüllte Container bereitgestellt. Dort hinein kommen die geretteten Fische. Das Wasser wird zusätzlich belüftet.

Die lebenden Fische bringen die Angler zur Elbe und setzen sie dort aus. Rund zwei Tonnen Fisch können so gerettet werden. Vermutlich weitere zwei Tonnen haben den Eintritt des Hochwassers in das Gewässer wohl nicht überlebt.

Kontaminiertes Wasser

"Das Wasser aus den überfluteten Feldern ist in den See gelangt", vermutet Frank Osterburg, "das ist unter anderem durch Dünger oder Schädlingsbekämpfungsmittel von den Feldern kontaminiert." "Am Freitag floss durch das Ohresiel noch klares Wasser. Jetzt ist es eine stinkende schwarze Brühe", hat Thomas Schmette beobachtet.

Am späten Sonntagnachmittag deutete sich für die Kameraden ein Ende des Einsatzes an. Vom Kaliwerk Zielitz kam ein Notstromaggregat. Damit konnten drei Tauchpumpen des Technischen Hilfswerkes (THW) betrieben werden. Nun wurde von Booten aus Wasser aus dem See gesaugt, um es zu belüften. Zwei Kameraden im Schichtdienst überwachten die Aktion.

Experten vom Umweltamt des Landkreises Börde waren am Montag ebenso vor Ort, um sich ein Bild zu machen. "Wir haben die Sauerstoffwerte im Wasser gemessen. Auch mit den Pumpen konnten wir die benötigten Werte nicht erreichen und haben deshalb die Aktion abgebrochen", bedauerte ein sichtlich geknickter Frank Osterburg. "Das Gewässer wird wohl für mindestens zwei Jahre tot sein".