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Biberberatungstage im Drömling sind ein Erfolg Ein erster Schritt zu friedlicher Koexistenz

Von Antje Mewes 10.08.2013, 03:11

Die Biberberatungstage im Drömling waren erfolgreich. Landwirte und die Biologin Antje Weber, die gemeinsam mit der Naturparkverwaltung das Projekt Konfliktmanagement umsetzt, sind ins Gespräch gekommen. Es gibt Interesse an weiteren Terminen.

Oebisfelde l Die Biberberatungstage in der vergangenen Woche und am Dienstag in der Naturparkverwaltung Oebisfelde sind trotz Erntezeit von den Landwirten gut genutzt worden. Das schätzt Antje Weber ein.

Die Biologin hatte das Angebot zu Information und Gespräch über die Drömlingsbiber unterbreitet. Noch bis November arbeitet sie am Projekt Konfliktmanagement, das ein friedliches Nebeneinander von Flächennutzung und Lebensraum für die Tiere zum Ziel hat.

Ein erster Schritt ist erreicht: "Die Landwirte haben Interesse gezeigt. Sie sind grundsätzlich zur Zusammenarbeit bereit, und wir konnten uns austauschen." Besonders wichtig sei für das Projekt, dass die Schäden, die Biber auf landwirtschaftlichen Nutzflächen anrichten, erfasst werden. Sie bittet alle Betroffenen darum, sich bei ihr oder der Naturparkverwaltung zu melden.

Konkrete Zahlen sollen ermittelt werden und in den Abschlussbericht für das Umweltministerium einfließen. Sie seien die Voraussetzung, um über mögliche Entschädigungszahlungen zu sprechen. Das sei auf ministerieller oder politischer Ebene zu entscheiden.

Auch wenn die Biber ihre Bauwerke an problematischen Stellen errichten, ist ein Kontakt zur Naturparkverwaltung wichtig. Dort wird entschieden, wie zu verfahren ist. Die Biologin stellte vier Möglichkeiten der Drainage für Biberdämme vor. Die Systeme ermöglichen einen Abfluss des Wassers, halten den Spiegel aber so hoch, wie ihn der Biber für den Schutz seiner Burg benötigt. "Der Unterhaltungsverband arbeitet in solchen Fällen super mit der Naturparkverwaltung zusammen. Die Mitarbeiter reagieren richtig und angemessen", so die Biologin.

"Wir wollen erreichen, dass die Landwirte mitarbeiten."

Wenn die Tiere dadurch nicht gefährdet werden, sei es möglich, einzelne Dämme zu entfernen. Das dürfen aber nur Fachleute entscheiden. Und letztlich hat in dem Fall das Naturschutzrecht Vorrang vor dem Wasserhaushaltsgesetz.

Biberbauten sind streng geschützt. Sie zu zerstören, kann mit Strafen bis zu 5000 Euro geahndet werden. Nichtsdestotrotz gebe es Unbelehrbare, die Biberdämme schlitzen oder entfernen, damit das Wasser abläuft und keine überstauten Flächen entstehen. "Es ist sogar schon eine Biberburg mit dem Radlader weggeschoben worden. Dabei ist vermutlich das Muttertier mit den Jungen umgekommen", so Antje Weber.

"Wir wollen erreichen, dass die Landwirte im Konfliktmanagement mitarbeiten. Denn wir haben hier gerade jetzt eine ganz besondere Verantwortung für den Erhalt der Population", betont Weber.

Hintergrund ist die Elbeflut. An dem Fluss und seinen Nebenarmen leben 80 Prozent der Biber in Sachsen-Anhalt. Die Biologen rechnen damit, dass die meisten Mutter- und Jungtiere ertrunken sind. "Junge Biber müssen von ihrer Mama erst das Schwimmen lernen", erzählt sie. Und auch die erwachsenen Tiere werden nicht alle überlebt haben, schätzen die Fachleute ein. Betroffen sind etwa 500 bis 700 Reviere.

Im Drömling gibt es 62 Reviere, in denen 34 Biberfamilien leben. In 31 von ihnen werden in diesem Jahr Jungtiere aufgezogen. Etwa 70 Prozent der weiblichen Tiere tragen zur Reproduktion des Bestandes bei. 55 Prozent der Reviere liegen auf Moorboden, der feucht und schwer zu bewirtschaften ist. Die Biologin empfiehlt den Landwirten innerhalb des von der EU geforderten Greening, solche nassen Flächen den Bibern zu überlassen.

Ein Problem sind zu schmale Gewässerrandstreifen. Sie liegen im Drömling mit im Durchschnitt 4,6 Metern weit unter der geforderten Breite, erklärt Weber. Das gefährde die Biberbauten, weil die Einstiegsröhren durch das Befahren mit schwerem Gerät einbrechen.