Ein hallendes Ständchen für den Posaunenchor

35 Bläser, ein Kirchenchor und eine gute besetzte Kirche stimmten am Sonnabend in Nordgermersleben ein Hohelied auf den Posaunenchor an. Das Ensemble feierte sein 45-jähriges Bestehen.

Nordgermersleben l Eine kalte Weihnachtsnacht im Dezember 1989 zwischen den Grenzern mitten im einstigen Todesstreifen: Posaunen erwärmen die Herzen der Wachposten in Ost und West, die Mauer bröckelt schon. Nach dem Weihnachtsgottesdienst in Nordgermersleben waren die Mitglieder des Posaunenchors in vier Autos an die noch bestehende, aber schon durchlässige Grenze bei Morsleben gefahren. Sie stellten ihre Notenpulte auf und bliesen friedvolle Lieder in den Dezemberhimmel. Diese Weihnachtsnacht 1989 war ein prägendes Erlebnis in der Geschichte des Posaunenchores Nordgermersleben. Am Sonnabend feierte der Chor sein 45-jähriges Bestehen.

Anfang der 1980er nach Nordgermersleben umgezogen

35 Blechbläser des Posaunenchores Nordgermersleben und aus anderen Bläsergruppen des Kirchenkreises erinnerten zusammen mit dem Kirchenchor Nordgermersleben musikalisch an das Gründungsjahr 1968, ein Jahr der Revolte im Westen und der Niederschlagung von Reformbestrebungen im Osten. An jene bewegten Zeiten erinnerte Klaus Ehlers, damals wie heute der musikalische Leiter des Ensembles.

In Uhrsleben gegründet, verlagerte der Chor seine Treffen Anfang der 1980er Jahre nach Nordgermersleben. Von Anfang an spielten und lernten vor allem junge Menschen ab zehn Jahren aus Dörfern der ganzen Umgebung das Posaunenspiel im Ensemble. 59 von 77 Anfängern haben in der langen Geschichte des Chores durchgehalten, haben das Posaunenspiel erlernt und wurden nach einer meist halbjährigen Übungszeit bei Klaus Ehlers aktive Mitglieder des Posaunenchores.

"Veränderung in der Zusammensetzung hat es in diesen 45Jahren eigentlich immer gegeben", betonte Klaus Ehlers in seiner Festansprache.

Mit 16000 Bläsern im größten Posaunenchor der Welt

Mal hat es Durststrecken mit nur 6 Bläsern gegeben, mal waren es stolze 16 Ensemble-Mitglieder. Heute zählt der Posaunenchor 12 aktive Mitglieder. Eine von ihnen ist Annika Bösche. Sie erhielt am Sonnabend für ihre 20-jährige Mitgliedschaft während des Festkonzerts die Goldene Ehrennadel des Posaunenwerkes. Kantorin Stefanie Schneider überreichte die Auszeichnung.

Als Hauptaufgabe hat der Posaunenchor seinem künstlerischen Leiter zufolge stets die musikalische Begleitung der Gottesdienste gesehen, nicht nur in Uhrsleben und Nordgermersleben, sondern auch in vielen anderen Dörfern des ganzen Kirchenkreises. Der Chor tritt darüber hinaus bei Sommer- und Adventsmusiken auf, spielt pro Jahr zwischen 20und 25 Mal zu verschiedenen Anlässen.

Neben jener Weihnachtsnacht 1989 gehört der Auftritt am 1. Juni 2008 im Leiziger Zentralstadion zu den unvergesslichen Höhepunkten. Mit 10 Bläsern stimmten die Nordgermersleber in einen Chor von 16000 Posaunen aus aller Welt ein. "Der größte Posaunenchor der Welt wird uns immer im Gedächtnis bleiben", unterstrich Klaus Ehlers unter großem Beifall.

Pfarrer Wolfram Steinacker führte durch den Festgottesdienst, die Kirchengemeinde und die befreundeten Bläser-ensemble gratulierten dem Posaunenchor zu seiner stolzen Geschichte.

Nach dem Festkonzert trafen sich alle aktiven und ehemaligen Mitglieder zu einem Plauderstündchen voller gemeinsamer Erinnerungen im benachbarten Pfarrhaus. Ein würdiger Tag für ein würdiges Jubiläum klang aus.