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Die gelben Abfallbehälter werden zu häufig missbraucht / Entsorger wollen ihre Kontrollen jetzt verstärken In der Börde wird tonnenweise falsch getrennt

Von Thomas Junk 22.03.2014, 02:25

Die Gelbe Tonne für Verpackungsmüll aus Plastik, Blech und Verbundstoffen wird im Landkreis Börde zu oft zur Entsorgung von Rest- und Bioabfällen missbraucht. Das hat eine Analyse des Eigenbetriebs Abfallentsorgung ergeben. Nun wollen die Entsorger verstärkt kontrollieren.

Landkreis Börde l Prüfend wirft Marcell Werner einen Blick in die gelbe Tonne vor einem Grundstück in Lindhorst. Der junge Müllmann entdeckt Joghurtbecher, Konservendosen, ein paar Tetrapacks sowie leere Waschmittelflaschen. Alles in Ordnung. Die Tonne wird in dem großen weißen Müllwagen entleert. "Meistens merkt man schon am Gewicht der Tonne, ob sie richtig befüllt ist", weiß Werner. Ein paar gelbe Tonnen weiter sieht es schon anders aus. Neben dem zugelassenen Verpackungsmüll findet Werner auch Bauschutt, alte Brötchen und einen Plastikeimer. Die Tonne lässt er stehen. Zuvor klebt er aber noch einen kleinen roten Aufkleber auf den Deckel: "Falsch befüllt, bitte nachsortieren und zum nächsten Abholtermin bereit stellen." Zwei Wochen hat der Besitzer nun Zeit, dafür zu sorgen, dass sich in seiner gelben Tonne wirklich nur Leichtverpackungen befinden. Dann kommt Marcell Werner das nächste Mal mit seinem Müllwagen nach Lindhorst.

Guckt man in die durchschnittliche gelbe Mülltonne im Landkreis Börde, kommt einiges zu Tage, womit man nicht gerechnet hätte. Nur 43,5 Prozent des Inhaltes gehören dort auch wirklich rein. Das hat eine Abfallanalyse ergeben, die der kreiseigene Betrieb Abfallentsorgung in Auftrag gegeben hat. Demnach befinden sich in der gelben Durchschnittstonne 13,6 Prozent Bioabfälle, 19,3 Prozent Restabfälle sowie 9,7 Prozent Wertstoffe in Form von Glas oder Papier. Bei 13,9 Prozent handelt es sich um sogenannte "intelligente Fehlwürfe", wie es der Geschäftsführer des vom Dualen Systems beauftragten Entsorgungsunternehmen Remondis, Melchior Thiemer, bezeichnet. "Ich nenne da immer das Beispiel des Wäschekorbs. Der ist auch aus Kunststoff aber natürlich kein Verpackungsabfall", so Thiemer. Dementsprechend habe der Wäschekorb in der gelben Tonne genauso wenig zu suchen wie beispielsweise Kinderspielzeug aus Plastik.

Während solche Fehlwürfe für Thiemer noch logisch seien, fehlt ihm jedoch das Verständnis, wenn er Bio- und Restmüll in der gelben Tonne findet. "Das ist für mich dann nicht mehr nachzuvollziehen", so Thiemer. Man sei in Deutschland, was das Thema Mülltrennung angeht, schon sehr weit. "Wir haben für jeden Abfall ein System. Eigentlich dürfte da nichts in der falschen Tonne landen", sagt auch Natalja Peters. Die Leiterin des Eigenbetriebs Abfallentsorgung: "Was an Bio- oder Restmüll in der gelben Tonne landet, ist für die stoffliche Verwertung unwiderruflich verloren."

Für Peters kann die reine Bequemlichkeit der Verbraucher nicht der Hauptgrund für die vielen Fehlwürfe sein. Vielmehr scheinen viele Menschen, die im Gegensatz zur grauen Restmülltonne kostenlose Abholung der gelben Tonne zur Kostenersparnis zu nutzen, indem sie möglichst viel dort hineinwerfen. "Das ist ein Problem, gegen das wir jetzt massiv vorgehen werden", so die Betriebsleiterin.

Noch mehr als bereits in der Vergangenheit sollen die Mülltonnen vor der Abholung jetzt kontrolliert werden. Festgestellte Fehlwürfe werden dokumentiert und die Mülltonnen einfach stehen gelassen. "Bei uns im Landkreis wird die gelbe Tonne alle zwei Wochen abgeholt, in anderen Kreisen sind es oft vier Wochen. Wir wollen diesen Service natürlich erhalten, aber wir wollen auch verhindern, dass die gelbe Tonne für anderen Müll missbraucht wird", so Peters. Wenn Bürger nur einmal im Jahr ihre graue Restmülltonne entleeren lassen würden, bliebe natürlich die Frage, wo die ganzen Abfälle bleiben würden. Ein derartiger Missbrauch könnte in letzter Konsequenz auch eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit nach sich ziehen.

Wer Fragen zur Mülltrennung hat, kann sich an den Eigenbetrieb Abfallentsorgung, Telefon 039201/703 31 18, oder an Remondis Sachsen-Anhalt, Telefon 0391/63 51 70, wenden.