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Unternehmensstandort für Fruchtsaftherstellung in Calvörde soll wettbewerbsfähig werden Auf Fusion folgen Entlassungen

Von Anett Roisch 09.05.2014, 03:16

Die Gerüchteküche um den Fruchtsafthersteller Emig brodelt. Falsch ist, dass das Unternehmen seine Produktionsstätte in Calvörde schließen wird. Richtig ist, dass der Betrieb von einem Fruchtsaft-Giganten übernommen wurde. Die Struktur soll nun an das neue Mutter-Unternehmen angepasst werden. Deshalb wird es Entlassungen geben.

Calvörde l Seit über 20 Jahren produziert die Emig GmbH am Standort Calvörde stille, fruchthaltige Getränke. Aktuell beschäftigt sind am Standort rund 280 Mitarbeiter zuzüglich der externen Dienstleister. "Im November 2013 schlossen Gerber Emig und Refresco die Fusion zum gemeinsamen Unternehmen Refresco Gerber ab. Voraussetzung für die Genehmigung der Fusion durch die Europäische Wettbewerbskommission ist der Verkauf der Emig Produktionsstätte in Waibstadt", erklärte Reiner Fauth, Werkleiter in Calvörde.

Der Standort in Calvörde ist nun Teil der deutschen Refresco-Geschäftseinheit mit Hauptsitz in Mönchengladbach. "Durch die Fusion entsteht ein Unternehmen, das eine ausgezeichnete Position als Partner des Handels und der Markenindustrie besitzt. Beide Kundengruppen werden gleichermaßen von einem größeren Sortiment und nahtlosem internationalen Service profitieren", blickte Fauth voraus.

Aus einem anderen Blickwinkel sieht Thomas Michaelis, Vorsitzender des Betriebsrates am Standort Calvörde, die Situation: "Die Fusion hat zur Folge, dass es in Calvörde 47 Entlassungen geben wird. Wir werden jetzt in die Sozialplanverhandlungen gehen."

Die konkrete Zahl zum geplanten Stellenabbau wollte Fauth nicht bestätigen, da dies noch von den Untersuchungen und Verhandlungen mit den Sozialpartnern abhängig sei.

Der Werkleiter schilderte die Situation: "Wir integrieren uns in die neue Gruppe. Wir haben jetzt fünf Schwesterwerke. Wir können uns nun auch wunderbar vergleichen. Das konnten wir zuvor - bei nur einem Schwesterwerk - nicht. Wir werden Unterschiede feststellen und gucken, was wir in Calvörde nachbessern können, um genauso gut zu sein, wie es die anderen sind." Im Rahmen der laufenden Integration des Calvörder Standortes habe Refresco das neue Produktionsnetzwerk auf Wettbewerbsfähigkeit und Optimierungsmöglichkeiten hin untersucht.

Über erste Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden die Beschäftigten bei einer Belegschaftsversammlung von der Geschäfts- und Werkleitung informiert. Dabei wurde angekündigt, in welcher Größenordnung es Auswirkungen geben könnte.

"Neben zu erwartenden Synergien im gemeinsamen Einkauf wird es Projekte zur Optimierung von Material- und Energieverbrauch sowie der Steigerung der Effizienz in der Produktion geben. Etwaige Personalanpassungen werden zusammen mit den Sozialpartnern bewertet und im Rahmen eines Interessenausgleiches umgesetzt", sagte Fauth.

Zwei Hauptgründe sieht der Vorsitzende des Betriebsrates für die Entlassungen. "Es wird immer weniger Saft getrunken. Es gibt Überkapazitäten auf dem Markt. Die Leute trinken statt Fruchtsaft mehr Wasser und Limonade. Darauf hatte die alte Unternehmensleitung nicht reagiert. Der hauptsächliche Grund ist, dass wir hier in Calvörde rote Zahlen schreiben, weil wir ein ganz schlechtes Management hatten. Unser Problem ist, dass wir im Moment nicht wettbewerbsfähig sind", erklärte Michaelis.

Vor zwei Jahren hatte es bei Emig in Calvörde schon eine Entlassung von 42 Mitarbeitern gegeben. "Es hat sich seitdem nichts geändert. Wir werden nun alles daran setzen, gemeinsam mit der neuen Unternehmensführung den Standort Calvörde wieder wettbewerbsfähig zu machen", blickte Michaelis voraus. Der Ansicht ist auch Werkleiter Fauth. Er sagte: "Ziel ist, nach Abschluss aller Maßnahmen, einen wettbewerbsfähigen Standort in Calvörde zu haben, der neue Chancen zu qualifiziertem Wachstum wahrnehmen kann."