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Sommermusikakademie auf Schloss Hundisburg geht mit furiosem Abschlusskonzert zu Ende Klangfest in der Schlossscheune

Von Jens Kusian 04.08.2014, 03:30

Nach zehn Tagen fand die Sommermusikakademie (SMA) Schloss Hundisburg am Sonnabend ihren Abschluss in der ausverkauften Schlossscheune. Mit Werken von Eichberg, Brahms und Beethoven begeisterte das Akademieorchester unter der Leitung von Johannes Klumpp das Publikum.

Hundisburg l Hohe Steinwände mit aufragenden Holzpfeilern und Ölfackeln, ein junges Orchester in nächster Nähe zu seinem Publikum - das Abschlusskonzert des Akademieorchesters in der Schlossscheune entwickelt jedes Jahr aufs Neue eine ganz besondere Atmosphäre. Das ist auch dem Publikum aus der gesamten Region und darüber hinaus bekannt: Zwei Tage nach Vorverkaufsstart im Juni war das Abschlusskonzert bereits ausverkauft.

Am Sonnabend präsentierten nun die knapp 50 Musiker aus 20 Nationen, darunter Kanada, Chile und Kolumbien, woran sie in Hundisburg eine Woche lang intensiv geprobt hatten. "Mit Søren Nils Eichbergs ,Endorphin` von 2011 erklang in der Schlossscheune seit Langem wieder ein zeitgenössisches Werk. Hier treffen energetische Klangmassen auf das Spiel mit traditionellen Formen des Concerto grosso", zeigte sich auch Janina Rinck, Verantwortliche für die Pressearbeit der SMA, begeistert. Der Komponist Søren Nils Eichberg zudem war eigens für das Konzert nach Hundisburg gereist.

Die Solisten des Doppelkonzerts a-Moll op. 102 von Johannes Brahms, Youngkun Kwak (Violine) und Jonathan Weigle (Violoncello), waren vielen Besuchern bereits aus vergangenen Jahren als Stimmführer des Akademieorchesters bekannt. Dem intensiven Zusammenspiel der beiden Solisten merkte man an, dass sie eine jahrelange musikalische Partnerschaft und auch Freundschaft verbindet. Ihre Intensität und Energie übertrugen sie auf das gesamte Orchester. Besonders erfüllend waren die Momente, in denen sich die zarten Kantilenen der Soloinstrumente aus dem Orchesterklang in die Weite des Scheunensaales erhoben.

Nach der Pause, die von Trompetenfanfaren aus einem Fenster der Ringbebauung beendet wurde, ertönte eindringlich das berühmte Anfangsmotiv von Ludwig van Beethovens 5. Symphonie c-Moll op. 67. Das flexible Zusammenspiel der Musiker kam in den meist auf mehrere Stimmen verteilten Motiven und Themen Beethovens besonders zum Tragen, mühelos verzahnten sich die einzelnen Stimmgruppen.

Dass Dirigent Johannes Klumpp für lebendige Musik, für das "Musikantische" steht, zeigte sich hier eindrücklich. Weit kreisende Arme an Tutti-Stellen oder blitzende Augen für den Flöteneinsatz - von diesem Mann gehen starke energetische Impulse aus, die das Orchester aufsaugt und um ein Vielfaches zurückgibt.

Besonders mit Beethovens 5. Symphonie konnten die Musiker ihre hohe Qualität unter Beweis stellen. Auf das manisch-jubelnde Ende des Symphonie-Finales folgten stehende Ovationen des sichtlich bewegten Publikums. Die Musiker bedankten sich mit zwei Zugaben, den Ungarischen Tänzen Nr. 5 und 6 von Brahms, mit denen sich ein wogendes Orchester und ihr tanzender Dirigent zu einem letzten berauschenden Klangfest in der Schlossscheune aufmachten.

Musikalische Kostbarkeiten für Zwischendurch

Doch nicht nur das Abschlusskonzert als Höhepunkt lockt die Besucher an. Auch die kleineren musikalischen Kostbarkeiten finden enormen Anklang. "Sowohl Kammermusikkonzert als auch Besonderes Konzert und Gesprächskonzert lösten bei dem Publikum begeisterten Applaus aus", zog Janina Rinck eine positive Bilanz. So wurde der Spaziergang von Hundisburg nach Althaldensleben durch die herrliche Parklandschaft um Schloss Hundisburg am Ende des Weges mit einem Kammermusikkonzert in der Alten Fabrik belohnt. Dort trat Ausnahmepianist Prof. Rolf-Dieter Arens in diesem Jahr erstmals ein Bläserquintett an die Seite. "Das Ensemble M18 bestritt das vielseitige Programm mit größter Spielfreude und Musikalität: Werke von W. A. Mozart umrahmten die Bläserquintette von Paul Taffanel, dem bedeutendsten französischen Flötisten des 19. Jahrhundert, und von Pavel Haas, einem der viel zu selten aufgeführten ,Theresienstadt-Komponisten`. Das Publikum forderte Zugaben, von denen die zweite - ,Beethoven´s Fifth Bossa Nova` von Terence Greaves - bereits einen beschwingten Vorgeschmack auf das Programm des Akademieorchesters gab", so Rinck weiter.

Beim Besonderen Konzert in der St.-Andreas-Kirche zauberten die vier "Jungen Wilden" des SIGNUM saxophone quartet vielfältigste Klangspektren. Kurzweilige Erläuterungen der Musiker führten durch das abwechslungsreiche Programm mit Werken von W. A. Mozart, Samuel Barber, Astor Piazzolla und George Gershwin. "Das Publikum in der ausverkauften Kirche war von der Intensität und Musikalität der vier jungen Männer aus Deutschland und Slowenien überwältigt und auch hier wurde begeistert Zugabe um Zugabe verlangt", so die Pressesprecherin weiter.

Was als öffentliche Probe des Akademieorchesters unter Johannes Klumpp begann, habe sich mittlerweile zu einem Gesprächskonzert entwickelt, meint Janina Rinck. Dirigent Johannes Klumpp erläuterte in der berstend vollen Scheune anschaulich und humorvoll die verschiedenen Schichten von Eichbergs "Endorphin", ließ einzelne Instrumentengruppen vorspielen und fügte sie wieder zusammen.

In Ludwig van Beethovens 5. Symphonie lenkte Johannes Klumpp die Aufmerksamkeit der Zuhörer etwa auf die ständige Wiederkehr der musikalischen Keimzelle des Werkes, des berühmten Anfangsmotivs aus dem Ersten Satz. "Das ist eine essentielle Zutat des Erfolgsrezeptes Sommermusikakadmie: Kommunikation", erklärt Janina Rinck kurz und knapp.