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Max Moor berichtet in der Kulturfabrik vom Landleben als Bauer in Brandenburg Ein Schweizer unter Amerikanern

Von Andreas Satzke 06.12.2014, 01:09

Haldensleben l "Ich habe eigentlich gar kein neues Buch geschrieben", gibt Max Moor zu Beginn seiner Lesung schmunzelnd zu. Genügend Geschichten, um rund zwei Stunden Programm zu bieten findet der Schweizer trotzdem: Er hat eine Art Best Of seiner Geschichten aus Amerika im Gepäck.

Mit dabei auch die Erzählung, wie er in die "No-Go-Area" kam, wie Brandenburg vor elf Jahren von vielen bezeichnet wurde. "Ich bin dreimal am Hof vorbeigefahren, mein Psychiater meinte später, mein Unterbewusstsein wollte nicht erkennen, dass das mein zukünftiges Zuhause sein sollte" erzählt Moor.

Dabei kam die Idee, nach Brandenburg zu ziehen, von ihm selbst. Seine Frau Sonja habe er vorgeschickt, woraufhin die gebürtige Österreicherin ihn kurze Zeit später anrief und ihm mitteilte "I spürs net".

Dass sowohl Sonja als auch Max Moor das Landleben schließlich doch spürten oder viel mehr zu spüren bekamen, zeigen die anderen Geschichten. Ob von dem örtlichen Bauern, der seinen Kaffee gerne "mit Tasse" trinkt, oder der Dorfhebamme, die ihr Kind selbst entbunden hat. Moor weiß sprachgewaltig und gestenreich die 220Zuhörer im ausverkauften großen Saal in der Kulturfabrik zu unterhalten.

Max Moor dürfte vielen eher unter dem Namen Dieter Moor aus dem Fernsehen bekannt sein. Den Namen Max wählte er selbst, aus Unzufriedenheit mit seinem eigentlichen Vornamen, auch wenn der seine Bücher noch ziert.

Und eigentlich wohnt Moor auch in Hirschfelde und nicht im fiktiven "Amerika", das Wortspiel mit den Amerikanern gefiel ihm aber einfach zu gut. Seine Geschichten sind nicht originalgetreu, stellt Moor klar. Sie seien eine Mischung aus Inspiration und künstlerischer Freiheit. Moor liegt es vor allem am Herzen, die "nervigen Klischees", mit denen er damals konfrontiert wurde, zu widerlegen. "Viele unserer Freunde und Bekannten konnten nicht nachvollziehen, wieso wir gerade nach Brandenburg ziehen" erzählt Moor. Die Vorurteile seien jedoch nicht bestätigt worden. Viel mehr gefällt Moor die Solidarität der Brandenburger.

Bei einem Filmprojekt in Berlin wurde er auf Brandenburg aufmerksam. "Ich war selbst überrascht, als meine Frau einfach nur meinte, ,Okay, ziehen wir nach Brandenburg`, als ich ihr von meinem Plan berichtete", erzählt Moor.

Bereits in der Schweiz lebten Moor und seine Frau auf einem Hof. In Brandenburg jedoch beschlossen sie, "das Ganze richtig aufzubauen", erklärt er. Es sei nicht immer einfach gewesen, "aber zum Glück ist der Mensch optimistisch veranlagt, sonst würde er ja gar nichts tun", erläutert Moor.

"Als Kind konnte ich mir nicht vorstellen, etwas elf Jahre zu tun", drückt er selbst seine Bewunderung über das Durchhaltevermögen aus. Seine Zukunft sieht er auch weiterhin auf dem Hof, an dem er inzwischen wohl auch nicht mehr vorbeifahren würde.