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Eindeutiges Votum für einen Standortverbleib der Grundschule in Weferlingen bekundet Eltern haben Ziel klar abgesteckt

Von Carina Bosse 18.12.2014, 02:12

Mehrmals an diesem langen Stadtratsabend brandete aus den Reihen der Zuhörer Beifall auf, vor allem für einige Redebeiträge zum Thema Schullandschaft in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen.

Oebisfelde-Weferlingen l Stadtrat Volker Marquardt (CDU) hatte zum Tagesordnungspunkt Schule Rederecht für die Bürger beantragt, das mehrheitlich befürwortet worden war.

Die Stadtverwaltung hatte in Vorbereitung der Sitzung am Dienstag eine Informationsvorlage mit dem Ist-Zustand aller vier Grundschulen in der Einheitsgemeinde erarbeitet. Bürgermeisterin Silke Wolf (Die Linke) erörterte den Inhalt der Vorlage für die Zuhörer im Haus der Generationen und Vereine. Fakt ist: Keine der vier bestehenden Grundschulen ist längerfristig in ihrem Bestand gefährdet.

Zweifellos der größte Investitionsbedarf besteht für die Grundschule Weferlingen. Der Unmut der Eltern entzündete sich insbesondere an der Tatsache, dass die Stadtverwaltung fünf Varianten zur Lösung des baulichen Problems vorgeschlagen hatte, eine davon sieht die Auslagerung des Grundschulstandortes nach Walbeck in das dortige leerstehende Schulgebäude vor.

Doreen Walther aus den Zuschauerreihen richtete ihren Appell an den Stadtrat, in jedem Fall das Gesamtkonzept mit dem Kindercampus und der Kindertagesstätte als Einheit mit der Schule zu sehen. "Die Schule gehört nach Weferlingen und nicht nach Walbeck", sagte die Weferlingerin unter Applaus.

Alte Walbecker Schule wird ausgeschrieben

Was zu diesem Zeitpunkt viele Anwesende noch gar nicht wussten, was dann aber im nicht öffentlichen Teil thematisiert wurde: Der Landkreis Börde wird die Schule in Walbeck im kommenden Jahr unter den Versteigerungshammer bringen. Sie steht also praktisch schon gar nicht mehr zur Verfügung.

"Wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder wie Sie mit der Rathaussanierung in Oebisfelde das Beste für die Bürger wollen", sagte Elvira Böhm, die stellvertretende Schulleiterin von Weferlingen unter dem Beifall der Bürger. Weferlingen habe eine Schule mit Inklusion, das heißt, auch Kinder mit Defiziten würden hier beschult. Für sie gelten ganz andere Standards, mehr Platz sei da nur ein Erfordernis von vielen. Auch monierte die Pädagogin, dass sich das Lehrerkollegium aufgrund der beiden Schulgebäude, Hauptgebäude und Planschule, manchmal gar nicht sehen könnten.

Ein Anbau, wie er bereits seit längerem von Planern im Entwurf in der Schublade liegt, sei schon nicht mehr zeitgemäß. Elvira Böhm machte deutlich, dass ein Gebäude unter den Gesichtspunkten moderner Bildung notwendig sei.

Martin Sobczyk gab als ein Elternvertreter der Stadt die Schuld an der Investitionsverschleppung. Er sprach von Versäumnissen in der Infrastruktur. "Wir sollten in jedem Fall den Standort stärken, der vorhanden ist", sagte er. Es gebe eine eindeutige Entscheidung für Weferlingen, an die man sich halten sollte.

Eine Auseinandersetzung lieferten sich Stadtrat Martin Krems-Möbbeck (SPD) und die Bürgermeisterin, als zum wiederholten Mal die Sprache auf eine Aussage von Silke Wolf kam, die inhaltlich aussagt, dass ein Neubau gegenwärtig nicht förderfähig sein soll. "Woher kommt das", wollte Martin Krems-Möbbeck wissen. Silke Wolf hatte mit Vertretern des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten und des Kultusministeriums gesprochen. "Beide haben versichert, dass erst die neuen Richtlinien vorliegen müssen, ehe eine Förderung überhaupt in Erwägung gezogen werden kann", so Silke Wolf, egal, für welche Variante. Daran habe sie sich zu halten.

"Permanent wird mir unterstellt, ich würde die Schule nach Walbeck haben möchten, das ist aber nur eine Variante von mehreren, die wir als Lösungsvorschlag ansehen", betonte die Bürgermeisterin.

Zweifellos sei hier ein Investitionsstau aufgetreten, der "meiner Ansicht nach schon viel länger besteht als unsere Einheitsgemeinde", meinte Angela Leuschner (SPD). Schon in der vergangenen Legislaturperiode hätte sich der Schulausschuss im Zuge einer Vor-Ort-Begehung davon überzeugen können, dass ein höherer Raumbedarf besteht und dass vor allem die Sanitäranlagen in einem sehr schlechten Zustand sind. Daraus sei die Idee mit dem Anbau aufgegriffen worden, betonte die Stadträtin. In letzter Minute sei dann von der Schule selbst die Zukunftsträchtigkeit dieses Vorhabens angezweifelt worden. Im Ergebnis stehen nun wieder mehrere Varianten, über die es zu entscheiden gilt, versuchte sie Sachlichkeit in die Diskussion zurückzutragen.

Sanitärproblem soll sofort angepackt werden

Volker Marquardt räumte ein, dass der Stadtrat es damals schon verschlampt hatte, zumindestens in punkto Toiletten etwas zu unternehmen. Es fehlte an Geld, und dabei blieb es dann.

Die Änderung der Schuleinzugsbereiche aus Platzmangel hätte nur Unmut, aber nichts vorangebracht.

Kerstin Dörfel (CDU) forderte lautstark, zumindestens umgehend eine Lösung für das Sanitärproblem zu schaffen.

Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Zeitschiene sieht nun so aus:

1. Am heutigen Donnerstag tagen der Bau- und der Sozialausschuss gemeinsam zur Erarbeitung einer konkreten Aufgabenstellung.

2. Stadtelternvertretung, Schulleitungen und der Schulausschuss beraten zum Thema.

3. Feststellung des Investitionsbedarfs.

4. Der Stadtrat entscheidet über die weitere Planung und Finanzierbarkeit.