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Sozialausschuss berät über Anforderungen an die Stadt / Partnerschaftsverein hilft Asylbewerbern Flüchtlinge sollen sich willkommen fühlen

Von Marita Bullmann 09.02.2015, 02:29

Deutschkurse, Hilfe für Kinder beim Lernen, Familiennachmittage - mit vielen Aktionen wollen Ehrenamtliche Asylbewerbern helfen, sich zurechtzufinden. Das ist auch ein Thema für den Sozialausschuss.

Haldensleben l Asylbewerber sollen sich in Haldensleben willkommen fühlen. Darüber sind sich die Mitglieder des Schul-, Sozial-, Kultur- und Sportausschusses einig. Deshalb behalten sie dieses Thema auch im Auge, so bekräftigt der Ausschussvorsitzende Klaus Czernitzki (Linke). In der jüngsten Sitzung berichtet Bärbel Ziese, Vorsitzende des Vereins für Städtepartnerschaft und internationale Begegnungen, über die Bemühungen des Vereins.

Bei den Gesprächen mit dem Netzwerk Drehscheibe über den Freiwilligentag im vergangenen Jahr sei die Idee entstanden, am 20. September ein Picknick mit Asylbewerberfamilien auf die Beine zu stellen, erzählt Bärbel Ziese. Sie hatte im Sozialamt Asylbewerber angesprochen, die dorthin kamen, und sie zu diesem Tag eingeladen. Nach dem gut angenommenen ersten Treffen in der Kulturfabrik folgten weitere.

Bärbel Ziese sprach auch von Unterstützung aus der St.-Marien-Gemeinde und vom DRK. Inzwischen läuft ein Sprachkurs für Asylbewerber, der sehr gut angenommen wird. Jutta Helmecke gibt ehrenamtlich Deutschunterricht. Ursprünglich sollte vor kurzem ein zweiter Sprachkurs, geführt von Ursula Pflüger, beginnen, berichtet die Vereinsvorsitzende. Da gab es allerdings organisatorische Probleme. Sabine Abd el Halim, die vor einigen Monaten in der Kreisverwaltung zur Betreuung von Asylbewerbern angestellt wurde, hat zugesagt, sich darum zu kümmern, so dass der Kurs etwas später doch beginnen kann. Klaus Czernitzki hofft, dass weitere pensionierte Lehrer sich bereit erklären, Deutschunterricht zu geben.

Da bei den Gesprächen mit den Familien angesprochen wurde, dass die Eltern ihren Kindern meist nicht bei den Hausaufgaben helfen können, versucht der Verein auch hier zu helfen. Bärbel Ziese hilft einmal in der Woche in der Erich-Kästner-Schule Kindern, in der deutschen Sprache sicherer zu werden. Neun Kinder mit acht Sprachen betreut sie gerade. Darüber hinaus möchte der Verein aber Lese- und Lernpaten gewinnen. Wer Kindern aus anderen Ländern helfen möchte, mit der deutschen Sprache besser klar zu kommen, kann sich bei Bärbel Ziese melden (Tel. 03904/7069582, baerbelziese@aol.com).

2014 kamen die meisten Kinder aus Flüchtlingsfamilien in die Kästner-Schule. Künftig sollen Kinder aus Asylbewerberfamilien aber mehr auf alle Grundschulen der Stadt verteilt werden, erläutert Dezernent Henning Konrad Otto. So soll auch bei den Kindertagesstätten verfahren werden. Kinder aus denselben Kulturkreisen sollen möglichst in dieselben Einsichtungen gehen, versichert er, um das Eingewöhnen zu erleichtern.

Netzwerk auf Kreisebene

Bärbel Ziese freut sich darüber, dass die Asylbewerber in Haldensleben gut angenommen werden. Sie habe noch keine negative Meinung gehört, sagt sie. Ihr fehlt jedoch eine Stelle in der Stadt, die die Aktivitäten koordiniert. Es gibt schließlich neben dem Partnerschaftsverein noch weitere Akteure, die sich um Asylbewerber kümmern. Und nicht ganz geklärt sei der Versicherungsschutz sowohl für die Ehrenamtlichen als auch für die Asylbewerber bei den Vorhaben, erklärt sie. Dass es dabei Lücken gibt, bestätigen auch Dr. Michael Reiser (FUWG) und Henning Konrad Otto. Darüber muss wohl noch separat gesprochen werden.

Klaus Czernitzki bedauert, dass das Projekt Drehscheibe, das vom Landkreis initiiert worden war, in der Stadt beendet wurde. Der Landkreis hatte sich aus dem auch mit Landesmitteln unterstützten Vorhaben zurückgezogen.

Ralf Neuzerling (FDP) nahm den Gedanken nach einer Anlaufstelle in der Stadt auf, verwies noch einmal auf die Notwendigkeit, dass die Stadt wie anderswo einen Integrationsbeauftragten haben sollte: "Wir hören den Hilferuf." Der Ausschuss könne das nicht ohne Unterausschuss leisten.

Es mache wenig Sinn, in der Stadt eine separate Netzwerkstelle dafür zu schaffen, meint Henning Konrad Otto. Sinnvoller sei es, im Netzwerk des Landkreises mitzuarbeiten, die Entscheidungen werden auch hier getroffen. Rolf Koppenhöfer aus der Abteilung Jugend und Sport der Stadtverwaltung arbeitet in diesem Netzwerk mit. In der Kreisverwaltung leite Integrationskoordinatorin Ann Fabini das Netzwerk, erläutert Tim Teßmann (Grüne) die Strukturen und Ansprechpartner.

Aufgegriffen wird der Hinweis aus dem Ausschuss, auf der Stadtseite auch Rolf Koppenhöfer als Ansprechpartner in der Stadtverwaltung für das Netzwerk bekannt zu machen.

Michael Reiser kündigt im Ausschuss noch ein neues Projekt an, das voraussichtlich in Trägerschaft des Vereins Kultur- und Heimatpflege laufen soll. Dabei geht es um die Gründung eines Eine-Welt-Chors, in dem Zugewanderte, also auch Asylbewerber, gemeinsam mit Einheimischen singen. Geprobt wird jeweils freitags ab 15 Uhr im Mehrgenerationenhaus EHFA in der Gröperstraße. Der Auftakt ist für den 20. Februar geplant.