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Prachtvolle Birnenallee bei Rottmersleben lockt zur Blütezeit Politiker und die Baumschutzgruppe Hohe Börde an Ideen zum Erhalt der Allee ausgetauscht

Von Constanze Arendt-Nowak 07.05.2015, 03:17

Derzeit ist bezüglich der Birnenallee bei Rottmersleben Ruhe eingekehrt. Die Prüfungen laufen und Bäume werden wohl dieses Jahr nicht fallen. Doch die Rottmersleber machen stetig mit Aktionen auf das Kulturgut aufmerksam. Die Baumblüte gab jetzt den Anlass.

Rottmersleben l Entlang der Kreisstraße zwischen Rottmersleben und Bebertal blüht es momentan kräftig. Einerseits leuchtet der Raps weithin in gelber Farbe, andererseits sind die weißen Blüten der Birnenbäume deutlich zu erkennen. Trotzdem nach seiner Einschätzung vielleicht schon 100 Bäume in den vergangenen Jahrzehnten aus der Allee verschwunden sind, weiß Ortsbürgermeister Hans-Eike Weitz, was für ein Schatz im nahen Umfeld seiner Ortschaft hier zu finden ist.

Das machte er dieser Tage auch verschiedenen Gästen bei einem Vor-Ort-Termin klar. Unter anderem war Ralf Geisthardt, CDU-Landtagsabgeordneter und Kreistagsmitglied, dabei. Als er hörte, dass sich die Rottmersleber vehement für den Erhalt dieser Allee einsetzen, reagierte er allerdings eher in seiner Funktion als Landesvorsitzender Deutscher Wald. "Mit diesem Willen laufen Sie bei mir offene Türen ein, denn die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald setzt sich unter anderem für den Alleenschutz ein."

Prekär ist die Lage für die Rottmersleber Birnenallee, seitdem seitens des Landkreises ungefähr 60 Bäume markiert worden sind. Sie sollten gefällt werden. Hans-Eike Weitz schlug Alarm und erreichte, dass die Bäume nochmals überprüft wurden, ob sie wirklich gefällt werden müssen. Letztlich waren es nur noch etwa 20 Bäume, die "aussortiert" werden sollten. Und selbst bei diesen bat der Ortsbürgermeister noch um eine sorgsame Begutachtung durch einen Experten.

Zudem war ein Artenschutz-Experte unterwegs, der untersucht hat, welche Arten hier heimisch sind. Das Protokoll, aus dem während des Vor-Ort-Termins zitiert wurde, verwies auf drei verschiedene Arten von Käfern, die unter Schutz stehen und hier vorkommen: der Blatthornkäfer, der Marmorierte Rosenkäfer und der Birnbaumprachtkäfer. Außerdem wurden auch Brutstätten von Fledermäusen gefunden, die jedoch während des Untersuchungszeitraums nicht genutzt wurden.

Nutzung der Straße als Radweg ist vorstellbar

Der Rottmersleber Jürgen Fritzenkötter, der ebenfalls bei dem Vor-Ort-Termin dabei war, hatte außerdem entdeckt, dass der Paragraf 21 des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt den Schutz von Alleen eindeutig regelt. "Alleen und einseitige Baumreihen an öffentlichen oder privaten Verkehrsflächen und Feldwegen sind gesetzlich geschützt. Die Beseitigung von Alleen oder einseitigen Baumreihen sowie alle Handlungen, die zu deren Zerstörung, Beschädigung oder nachteiligen Veränderungen führen können, sind verboten", zitierte er. Er selbst habe schon, als er vor Jahren nach Rottmersleben gezogen ist, den Reiz der Birnenallee empfunden. "Das ist ein Pfund, das wir hier haben, die Straße hier kann man prima als Radweg nutzen", schwärmte er.

Auch Matthias Schwenke als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Gemeinde Hohe Börde und als CDU-Kreistagsmitglied pflichte dem bei. Eine entsprechende Herrichtung der Kopfsteinpflasterpiste sollte doch möglich sein, dachten alle Beteiligten, so auch Mitglieder der Baumschutzgruppe Hohe Börde. Hans-Eike Weitz warnte aber vor einer Sanierung der Straße in Gänze: "Dann wird das ein Raserweg."

Doch die Pflicht, etwas für den Erhalt der Birnenallee zu tun, liegt nicht allein beim Landkreis als Straßenbaulastträger. Da waren sich alle einig. Die Landwirte müssten einen gewissen Abstand zu den Baumreihen halten und dürften vor dem Hintergrund der Entfaltung der Bäume die Felder nicht zu weit heran bestellen. Die im Laufe der Zeit entstandenen Lücken in der Allee, so forderte besonders Hans-Eike Weitz den Landkreis auf, sollten durch entsprechende Ersatzpflanzungen geschlossen werden. Ein Pflegeschnitt wäre ebenso notwendig.

Um die Birnenallee - mit ihren mindestens 15 verschiedenen Sorten, so schätzt Weitz - als Kulturgut bekannt zu machen, plant Rottmerslebens Ortsbürgermeister auch die Gestaltung einer Schautafel vor Ort. "Dafür suche ich noch Fotos davon, wie solche Alleen früher gepflegt worden sind", sagt er. Vermutlich wurde die Birnenallee zwischen Rottmersleben und Bebertal 1938 angelegt.