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Vereine und private Eigentümer laden zur Besichtung der Technik ein Pfingstmontag werden sich die Mühlenflügel drehen

22.05.2015, 01:14

Viele Mühlen im Landkreis Börde werden am Pfingstmontag Gäste anziehen. Viele Ehrenamtliche bereiten den Deutschen Mühlentag mit großem Einsatz und vielen Ideen vor, um den Gäste die alte Technik näher zu bringen

Landkreis Börde (mb) l Neun Mühlen aus dem Landkreis Börde werden am Montag für Gäste gerüstet sein. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM), der Wolmirstedter Bauingenieur Erhard Jahn, wird in diesem Jahr den Mühlentag in Baden-Württemberg an der Mönchhofsägemühle in Waldachtal-Vesperweiler eröffnen.

Mühlen gelten als die ältesten Maschinen der Menschheit. Ihre Geschichte reicht über 2000 Jahre zurück. Mehr als 160 Anwendungsbereiche konnten für Mühlen bis heute nachgewiesen werden. Neben der Verarbeitung von Getreide dienten Mühlen unter anderem dem Sägen von Holz, Pressen von Öl, Stampfen von Flachs, Schöpfen beziehungsweise Pumpen von Wasser, als Antrieb für Schmiedehämmer, zum Schleifen, zur Papierherstellung und vielem mehr. Nahezu jede Maschine zur Ver- oder Bearbeitung von (Roh-) Stoffen nutzte ursprünglich als Energiequelle die Naturkräfte Wasser oder Wind.

Jede Mühle hat ihre besondere Geschichte. Auch das wird am Mühlentag deutlich gemacht.

Auerbachs Mühle in Wolmirstedt

Die Bockwindmühle am Stadtrand von Wolmirstedt, wurde 1842 erbaut und bis 1952 betrieben. Zuletzt hat hier den Müller Karl Auerbach gemahlen. 1983 wurde die verfallende Mühle notgesichert und 1992 bis 1996 sowie 2011 umfassend restauriert. Sie ist noch ausgerüstet vom Mahlgang bis zu Schälmaschinen und Hilfeinrichtungen. Neben der Mühle befindet sich ein altes Göpelwerk, das ehemals zum Antrieb einer Dreschmaschine diente.

Von 12 bis 18 Uhr wird ein Mühlenfest mit buntem Programm gefeiert. Dazu gehören Ponykutschfahrten, Hüpfeburg, Tanzvorführungen mit Musik, Besichtigung der Mühle und Führungen nach Bedarf sowie gastronomische Versorgung.

Windmühle Colbitz

Die Colbitzer Bockwindmühle steht an der Lindhorster Straße zwischen Colbitz und Lindhorst. Sie wurde 1861 errichtet, am 30. Mai 1992 um 53 Meter in einem Stück umgesetzt. Die Mühle ist windgängig, sie hat zwei Jalousieflügel, zwei Flügel mit Besegelung, die mühlentechnische Einrichtung ist weitgehend erhalten. Neben der Mühle bietet ein neu errichtetes Gehöft in Fachwerkbauweise Backhaus mit altdeutschem Backofen, Scheune und Vereinsgebäude.

Ein Mühlenfest von 11 bis 17 Uhr lädt ein zu Besichtigung, Führung, bei Wind Vorführungen, Schaubacken im benachbarten Backhaus, Bewirtung, musikalischen Darbietungen und Verkauf von Mühlenprodukten und Bierspezialitäten.

Windmühle in Klein Germersleben

Die Paltrockwindmühle am Feldweg 10 c in Klein Germersleben wurde 1949 aus einer Bockwindmühle erbaut. Die Mühle ist windgängig und derzeitig die einzige Paltrockwindmühle in Deutschland mit sogenannten "Bilauschen Ventikanten". Dabei handelt es sich um ein Flügelkreuz in Stahlkonstruktion mit stromlinienförmiger Ummantelung, den Ventikanten, mit zugehörigen Drehhecks, die an Teile aus dem Flugzeugbau erinnern. Die mühlentechnische Einrichtung ist nahezu komplett erhalten. Am Montag kann die Mühlentechnik besichtigt werden. Bei günstigem Westwind - die Mühle ist festgesetzt - dreht sich das Flügelkreuz im Leerlauf.

Schlossmühle Flechtingen

Die handwerkliche Wassermühle in der Ortsmitte von Flechtingen wird vom Heimat- und Mühlenverein Flechtingen unterhalten. Die ehemals oberschlächtige Wassermühle wurde später mit Francis-Turbine beziehungsweise Sauggasmotor betrieben. Die erste Erwähnung der Schlossmühle geht auf das Jahr 1311 zurück. Teile des Gebäudes sind von 1695, im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude umfangreich erneuert. Seit 2003 haben zahlreiche Instandsetzungsarbeiten begonnen. Dazu gehörte unter anderem der Anbau eines mittelschlächtigen Wasserrades mit sechs Metern Durchmesser. Die mühlentechnische Ausstattung wurde restauriert und ergänzt. Auf dem zweiten Boden wurde ein Mühlenladen eingerichtet, im Dachgeschoss eine Ausstellung zur Geschichte der Landwirtschaft.

Beim Mühlenfest von 11 bis 17 Uhr sind Besichtigung und Führung möglich. Das Musikduo "Klatschmohn" und eine Tanzgruppe sorgen für Unterhaltung. Es gibt Spaß für Kinder und Bewirtung der Gäste.

Allermühle Morsleben

Die Allermühle in Morsleben am Mühlenweg 2 ist schon längst keine Wassermühle mehr. Das Mühlengehöft reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück. Um 1840 wurde eine dampfbetriebene Öl- und Getreidemühle eingerichtet. Heute dominiert das 1907 errichtete Mühlengebäude, ein dreigeschossiger Backsteinbau mit Rundbogenfenstern. Durch Verlegung des Flusslaufes der Aller liegt kein Wasser mehr an. Es gibt zwar keine Dampfmaschine mehr, die Anlage ist jedoch mit einem Körting-Dieselmotor von 1928 betreibbar. Die Einrichtung der handwerklichen Drei-Tonnen-Mühle ist nahezu komplett erhalten.

Geöffnet ist am Montag von 10 bis 18 Uhr zur Besichtigung. Vorführungen der Technik sind im Leerlauf möglich. Im Mühlencafé wird bewirtet.

Vordermühle Elbeu

Am Ortsausgang Elbeu in Richtung Jersleben, Jersleber Straße 10e, befindet sich die Vordermühle. Der Wassermühlenstandort ist seit dem 16. Jahrhundert belegt, die heutige Bausubstanz stammt aus dem 18./19. Jahrhundert. Bis 1973 war die Mühle in Betrieb, zuletzt mit Elektromotor. Nach Aufgabe des Betriebes wurde die komplette Einrichtung demontiert, seit den 1980er Jahren wird die Anlage durch den neuen Eigentümer schrittweise instand gesetzt. Seit 1995 gibt es ein erneuertes, funktionstüchtiges Zuppinger-Wasserrad mit 5,45 Meter Durchmesser. Die mühlentechnische Einrichtung ist in Resten erhalten. In der Mühle wurde ein Cafè eingerichtet.

Geöffnet ist am Montag von 12 bis 18 Uhr für Besichtigung, Führungen in und an der Mühle und Bewirtung. Das Wasserrad dreht sich im Leerlauf, sofern der Wasserstand der Ohre dies zulässt.

Windmühle Eimersleben

An der Bundesstraße 1 am Ortsausgang nach Alleringersleben steht die Bockwindmühle von 1848, die in den 1960er Jahren stillgelegt wurde und danach verfiel. Privater Initiative ist es zu verdanken, dass die Mühle ab 1985 wieder instandgesetzt wurde. Heute wird die Mühle als Freizeitobjekt genutzt. Sie hat zwei Jalousieflügel und zwei Flügel für Besegelung. Reste der Mühlentechnik sind erhalten.

Die Bockwindmühle kann von 9 bis 16 Uhr besichtigt werden. Führungen und Erläuterungen zu den Instandsetzungsarbeiten sind möglich. Bei günstigem Westwind dreht sich das Rutenkreuz im Leerlauf.

Windmühle Wulferstedt I

Die westliche Mühle von Wulferstedt befindet sich südwestlich der Ortslage auf einer Anhöhe. 1808 wurde an diesem Standort die Breitmeyersche Bockwindmühle erbaut, welche nach fortgeschrittenem Verfall Mitte der 1990er Jahre umfassend restauriert wurde.

Bei einem Orkan ging diese Mühle in der Nacht zum 29. Oktober 2002 in Flammen auf. 2003 wurde eine ruinöse Bockwindmühle aus Dreileben angekauft, demontiert und am Wulferstedter Standort 2004 bis 2005 wieder aufgebaut. Von der technischen Einrichtung sind ein Schrotgang und der Sackaufzug erhalten.

Das Mühlenfest von 10 bis 17 Uhr umfasst Besichtigung und Führungen, bei Wind sind Vorführungen (Schauschroten) möglich. Die Gäste können Erläuterungen zum Wiederaufbau der Mühle hören und sich bewirten lassen.

Windmühle Wulferstedt II

Die östliche Mühle von Wulferstedt ist eine Bockwindmühle, die 1820 erbaut wurde. Ende der 1990er Jahre begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Das Flügelkreuz wurde 2005 erneuert. Wegen der vorgesehenen Nutzung als Freizeitobjekt wurde nur ein Teil der Mühlentechnik wieder eingebaut.

Geöffnet ist die Mühle von 10 bis 18 Uhr. Besichtigung und Führung sind nach Bedarf vorgesehen. Bei Wind wird sich das Flügelkreuz drehen.