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290 Motorräder starten trotz Regenwolken bei der großen Ausfahrt der Freebiker in Velsdorf Könige der Landstraße feiern 10. Geburtstag

Von Anett Roisch 02.06.2015, 03:23

Drei in eins - das Treffen der Velsdorfer Freebiker ist erstens eine Hochburg des Fachsimpelns für Motorradfreaks, zweitens ein Familienfest und drittens ein Live-Konzert für Rockfans. Als Überraschung zum zehnten Geburtstag der Freebiker ist die Flechtinger Schalmeienkapelle mit zünftigen Blasmusikklängen aufgetaucht.

Velsdorf l 290 Biker starteten mit ihren Maschinen zur traditionellen Ausfahrt. Im vergangenen Jahr, bei schönerem Wetter, gab es den Rekord von 301 Motorradfreunden. Schon nach etwa zehn Kilometer kamen heftige Regenschauer und sogar Donner und Blitz. Immer mehr kehrten klatschnass auf einem kürzeren Weg zurück. An den Straßen standen trotz der Regenschauer Passanten, die fröhlich winkten. In Wegenstedt hatten sich die Schaulustigen sogar Campingstühle aufgestellt, um das Spektakel zu genießen. 75 Biker fuhren die gesamte Tour. Das waren die ganz Harten, denn bei Elsebeck ritten die Stahlross-Könige noch durch ein größeres Gewitter. "Wir haben die Hand vor Augen nicht mehr gesehen", beschrieb Mario Staats, der Chef der 12-köpfigen Gruppe der Freebiker. Die Tour ging also über Rätzlingen, Letzlingen und Haldensleben, zurück über Calvörde nach Velsdorf. Unter den alten Eichen brachten die Biker ihre glänzenden Lieblinge in Parkposition.

Staats begrüßte in seiner lockeren Art die Gleichgesinnten, die inzwischen auch in trockenen Hosen steckten. "Zum Schluss hatte sich die Spreu vom Weizen getrennt. Aber wir lassen uns die gute Laune nicht verderben und haben noch einige Überraschungen und sicher alle noch viel Spaß", versicherte Staats und sagte schmunzelnd: "Seitdem Kachelmann das Wetter nicht mehr macht, kann man sich nicht mehr darauf verlassen."

Während in einem Hexenkessel Suppe, die Michael Al- brecht zubereitet hatte, brodelte, verbreitete die Nachwuchsband "Haldrenalin" aus Haldensleben mit handgemachter Musik Tanzlust. Lust zum Tanzen und auf "Benzingespräche" verspürte auch Helmut Bösche. "Ich bin der älteste im Verein der Velsdorfer Freebiker", erklärte der 64-Jährige, der zu den Männern der ersten Stunde gehört.Fast jeder Biker besitzt einen Spitznamen. Bösche trägt den Namen "Deckel Helmut" an seiner Weste. "Ja, weil ich eben als Bestatter den Deckel drauflege", erklärte Bösche mit Augenzwinkern. "Mit den Jahren hat sich das Bikertreffen immer weiter entwickelt. Die Organisation ist immer professioneller geworden. Zelte wurden gekauft. Freundschaften sind entstanden. Jetzt ist das Treffen schon eine Art Familienfest", blickte Bösche zurück. So war es selbstverständlich, dass auch seine Frau selbstgebackenen Kuchen und Kaffee unter das Bikervolk brachte.

"Hören wir mal, was aus euren Nähmaschinen rauszuholen ist", sagte Staats, während die Lautstärken, die aus dem Auspuff der heißen Öfen kamen, gemessen wurde. Sieger des ohrenbetäubenden Wettbewerbes war Silvio Schulze aus Flechtingen.

Über 370 Kilometer legte eine Gruppe mit sieben Biker aus Mühlheim an der Ruhr zurück, um beim Treffen dabei zu sein. "Wir kennen die Freebiker seit über drei Jahren. Ehrensache, dass wir heute wieder dabei sind", verkündeten die Freunde. Kennengelernt haben die Velsdorfer die Mühlheimer und auch die Jungs von der Harten Garage aus Berlin bei ihrer Tour auf der Route 66 durch Amerika. Im Besonderen gelobt für ihre langjährige Treue wurden auch die Rollerfreunde aus Braunschweig sowie ein Biker aus Dresden.

Auch viele Nichtbiker waren gekommen, um mit den Königen der Landstraße ins Gespräch zu kommen. Spiele wie das berühmt berüchtigte Huckeduckrennen gehörten zum Programm. Die Alten Geier aus Gifhorn und Umgebung sowie die City-Rats aus Magdeburg nahmen mit vier weiteren Mannschaften die Herausforderung auf dem Parcours an. Mit Milchkannen ging es um die Kegel, dann in Schlangenlinien und verbundenen Augen mit dem Traktor über die Strecke, mit dem Huckeduck über die Wiese und zum Schluss im Schweinekasten durchs Ziel. Dabei galt es, 20 Salzstangen zu essen und ein Bier zu trinken. Die Titelverteidiger aus Calvörde gewannen das Rennen. Andreas Brehm aus Klüden spuckte im Wettkampf ein echtes Schweineauge am weitesten über den Rasen. Richtig Stimmung kam auf, als die Flechtinger Schalmeienkapelle loslegte. "Das war unter anderem ein Dankeschön an die ältere Generation in Velsdorf, die uns als Gäste die Treue halten", erklärte Staats.