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Landwehr- und Schützenverein Neuenhofe lädt zu Vortrag und Diskussion ein Hillersleben - ein Symbol für deutsche Geschichte

Von Burkhard Steffen 05.03.2011, 05:25

Außerordentlich gut besucht war der Dia-Vortrag "Truppenübungsplatz Altmark - Gestern - Heute - Morgen" vom Hillersleber Hobbyhistoriker Klaus-Peter Keweloh am Donnerstag im Saal der Gaststätte "Kastanieneck". Der Neuenhofer Landwehr- und Schützenverein hatte den Leiter des Gefechtsübungszentrums Oberst Michael Matz und den CDU-Landtagsabgeordneten Holger Stahlknecht zu einer anschließenden Diskussionsrunde eingeladen.

Hillersleben. Die Erwartungen des gespannten Publikums wurden nicht enttäuscht. Klaus-Peter Keweloh zeigte zahlreiche Fotos und Filmschleifen aus der Geschichte des seit 1934 militärisch genutzten Areals, von denen einige erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen waren.

"Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Menschen zu bedanken, die mich mit Fotomaterial und Zeitdokumenten unterstützt haben", richtete Klaus-Peter Keweloh zunächst Dankesworte an die Besucher, die nicht nur aus den Westheide-Orten nach Hillersleben gekommen waren, sondern aus der gesamten Region.

Viel Bildmaterial über die ehemalige Heeresversuchsanstalt und die spätere sowjetische Garnison hat der Hillersleber auch aus dem Ausland erhalten. "Ich stehe in ständigem Kontakt mit polnischen Historikern und mit ehemaligen Sowjetsoldaten, die einst hier gedient haben", berichtete Keweloh. Er erstaunte das fachkundige Publikum, als er darüber informierte, dass er in Russland gemeinsam mit ehemaligen Angehörigen der Roten Armee eine sehr populäre Internetseite betreibe.

"Die Sowjetsoldaten haben viel fotografiert, obwohl das streng untersagt war", zeigte Klaus-Peter Keweloh zahlreiche Fotos, die zwischen 1945 und 1994 entstanden, als in Hillersleben das 47. Garderegiment stationiert war.

Keweloh gliederte seinen Vortrag in mehrere Teile. Zunächst ging es um die Zeit vor 1945, als in unmittelbarer Nähe von Hillersleben die Heeresversuchsanstalt Waffen für den unseligen Zweiten Weltkrieg testete. Dazu wurde ab 1934 eine 700 Meter breite und 30 Kilometer lange Schneise in die Wälder der Colbitz-Letzlinger Heide geschlagen, mussten einige Dörfer weichen.

Viele der gezeigten Dokumente stammten aus englischen und amerikanischen Quellen. Zu sehen war auch eine Filmschleife, in der die deutsche Wochenschau über den Beschuss von Sewastopol mit dem riesigen Eisebahngeschütz berichtete, das in Hillersleben erstmals getestet worden war.

Überrascht waren viele Besucher des Vortrages, als sie erfuhren, dass in der Colbitz-Letzlinger Heide zu Zeiten des Kalten Krieges auch Atomwaffen stationiert waren. Auch hier konnte Keweloh interessante Einzelheiten berichten.

Tiefe Betroffenheit herrschte, als der Vortragende auf die Tragödie der jüdischen KZ-Häftlinge einging. Der Zug, der sie in das Vernichtungslager bringen sollte, war im April 1945 bei Farsleben liegen geblieben. Die vorrückenden Amerikaner brachten die entkräfteten Menschen nach Hillesleben, wo viele von ihnen an den Folgen von Krankheit und Unterernährung verstar-ben. Sie wurden auf dem Gelände des Versuchsplatzes begraben. Heute erinnert ein gepflegter Friedhof an das Schicksal dieser Menschen. "Mit einigen der damals Geretteten stehe ich ebenfalls in Kontakt", informierte Klaus-Peter Keweloh.

Mit lang anhaltendem Applaus würdigen die Besucher den spannenden Vortrag. "Ich bin beeindruckt, wie hier Geschichte aufgearbeitet wird", lobte Oberst Michael Matz, Leiter des Gefechtsübungs- zentrums. Er ging dann auf die Zukunft der modernsten militärischen Ausbildungseinrichtung Europas ein. "Trotz der Bundeswehrreform und der Reduzierung der Streitkräfte werden das Gefechtsübungszentrum und der Truppen-übungsplatz Bestand haben", machte er deutlich. Hier soll sogar noch investiert werden, ab 2012 ein urbaner Ballungsraum für Ausbildungszwecke entstehen.

Viele Fragen hatten die Besucher in der anschließenden Diskussion: Da ging es um die Wehrpflicht, die Zukunft der einstigen militärischen Liegenschaft, die Wilddichte auf dem Übungsplatz oder die fehlende Straßenverbindung zwischen den beiden Hillersleber Ortsteilen.

Auch Holger Stahlknecht war von dem Vortrag beeindruckt. "Hillersleben ist ein Symbol für die deutsche Geschichte, bei der wir unseren europäischen Nachbarvölkern viel zugemutet haben. Es ist eine große Errungenschaft, dass wir mit ihnen in Frieden und Freundschaft zusammenleben." Stahlknecht ging auch auf einen Einwurf von Helmut Adolf von der Initiative Offene Heide ein, der die Notwendigkeit des Truppenübungsplatzes in der Colbitz-Letzlinger Heide anzweifelte. "Wir sind es unseren Soldaten schuldig, dass sie die Ausbildungsmöglichkeiten bekommen, die zu ihrem eigenen Schutz erforderlich sind."