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Grundsteinlegung für rekonstruiertes Fachwerkhaus, in dem alle Generationen das Vergangene erforschen können Geschichtswerkstatt aus der Region für die Region

Von Anett Roisch 16.04.2011, 06:28

Den Grundstein für die Geschichtswerkstatt mit dem Namen "Samuel Walther" legten am Donnerstag auf dem Pfarrhof in Wegenstedt Vertreter der Kirchgemeinde, der Kommune und der Vereine. Die Verjüngung des maroden Fachwerkhauses wird zum größten Teil mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II finanziert. Die Gesamtkosten, an denen sich neben der Kirche auch die Gemeinde Calvörde beteiligt, betragen 207000 Euro.

Wegenstedt. Pastorin Irene Heinecke begrüßte am Donnerstagnachmittag viele Gäste zur Grundsteinlegung für die Samuel-Walther-Geschichtswerkstatt. "Ich habe mir sagen lassen: Eine Grundsteinlegung - das ist ein heidnischer Brauch, der so gar nicht zu mir passen würde. Warum trotzdem eine Grundsteinlegung? Es ist ein ganz besonderes Projekt, weil hier die Kirchgemeinde, die Kommune, die Vereine und die interessierten Menschen gemeinsam ein Projekt verwirklichen. Und das ist nicht selbstverständlich."

Die Pastorin betonte, dass dieses Zusammenwirken ein Grund zum Feiern ist. "Es ist noch nicht lange her, da waren wir in einer Wirtschaftskrise. Diese Krise hat das Land dazu veranlasst, ein Konjunkturprogramm aufzulegen. Wir sind die Nutznießer, denn ein Großteil des Geldes für die Geschichtswerkstatt kommt aus dem Programm", erklärte Irene Heinecke und ergänzte: "Das ist doch ein Zeichen dafür, dass eine Krise nicht nur ein Niedergang ist, sondern auch etwas Gutes hat."

Um der Nachwelt zu hinterlassen, was in Wegenstedt in den letzten Jahren passiert ist, wurde eine Schatulle mit einer Volksstimme des Tages, mit dem aktuellen Gemeindebrief und einem Schreiben der Kirchgemeinde bestückt. Weitere Gäste legten Zeitdokumente dazu. Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake sagte: "Ich freue mich, dass die Geschichtswerkstatt auch von der politischen Gemeinde begleitet wird. Der Gemeinderat stand dem Vorhaben von Beginn an offen gegenüber. Es wird eine Einrichtung geschaffen, in der sich historisch interessierte Bürger aus allen Altersstufen finden, um gemeinsam die Geschichte zu erforschen."

Auch Gerhard Reinecke, Ortsbeauftragter von Wegen- stedt, hob das harmonische Zusammenspiel der Kirchgemeinde mit der politischen Gemeinde hervor und beschrieb: "Die Geschichtswerkstatt ist nicht die Werkstatt der Wegenstedter oder der Gemeinde Calvörde, sondern sie ist eine Geschichtswerkstatt aus der Region für die Region."

Dr. Helmut Mewes, Vorsitzender der Chronikkommission, sagte: "Die Chronikkommission wurde 1996 gegründet. Dieses Team arbeitet bis heute erfolgreich mit engagierten Bürgern, wissenschaftlichen Instituten und Regionalforschern zusammen. Wir wollen auch künftig im Rahmen der Werkstatt durch eine gezielte Projektarbeit möglichst alle historisch interessierten Bürger und Politiker in der Region vom Drömling, der Calvörder Berge und vom Flechtinger Höhenzug erreichen."

Hartmut Sonnenschein, Wegenstedts Wehrleiter, gestand, dass er als Feuerwehrmann kein Mann der großen Worte, sondern der Taten sei. Er hatte die Namen der Gründungsmitglieder der Feuerwehr, die 1933 ins Leben gerufen wurde, und des Feuer- wehrvereins, der 2009 gegründet wurde, für die Schatulle mitgebracht.

Lutz Handschuh, Leiter der Wegenstedter Grundschule, packte Fotos und Schriftstücke dazu: "Wir hoffen, dass mit der Tätigkeit der Werkstatt auch das Vergangene wieder etwas mehr in den Fokus unserer schulischen Arbeit gerät. Es gilt bei den Kindern auch Geschichtsbewusstsein und Heimatliebe zu wecken."

Wolfgang Neumann, Ehrenvorsitzender des Salzburger Vereins, sagte: "Wir erinnern uns heute an Peter Schönecker, der aus Salzburg vertrieben wurde, weil er seinem Glauben treu bleiben wollte. Er fand in Wegenstedt seine letzte Ruhe." Das Grabmal von Schönecker, der als 92-jähriger 1732 starb, soll in der Geschichtswerkstatt einen Platz finden.

Dr. Berthold Heinecke vom Planungsbüro gestand, dass die Geschichtswerkstatt viele Herausforderungen bot. "Wir haben die Pläne und auch die Finanzierung sehr oft ändern müssen", blickte Heinecke zurück und gestand: "Die größte Herausforderung war es, für die eigene Frau als Bauherrin zu arbeiten."

Meisterpolier Thomas Helmund versenkte die Schatulle im Fundament und legte den schweren Grundstein darauf.