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Evangelische und katholische Christen begehen Wiederinbetriebnahme der Schinkel-Simultankirche Gemeinsamer Erfolg für zwei Kirchen

Von Marita Bullmann 30.05.2011, 06:45

Mit einem großen Fest nahmen gestern evagelische und katholische Christen die Schinkel-Simultankirche in Althaldensleben nach einer Bauzeit von zwei Jahren wieder in Betrieb. Die evangelische Bischöfin Ilse Junkermann und der katholische Bischof Gerhard Feige wurden zu den Festgottesdiensten in den beiden Kirchenhälften begrüßt.

Althaldensleben. Auf diesen Tag schien nicht nur ganz Althaldensleben lange gewartet zu haben. Denn sowohl bei der Begrüßung vor dem Gotteshaus, als auch bei den Festgottesdiensten in den Kirchen der Gemeinde St. Johannes Baptist und der Luthergemeinde, reichten die Plätze nicht. Die in Sachsen-Anhalt einzigartige Kirche zog Gäste von nah und fern an. Das freute nicht nur Landesbischöfin Ilse Junkermann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Bischof Gerhard Feige vom Bistum Magdeburg, die in den Festgottesdiensten predigten, sondern vor allem jene, die sich seit Jahren um die Sanierung der Doppelkirche bemüht haben und nun mit vielen, vielen Helfern ein großes ökumenisches Gemeindefest vorbereitet hatten.

Der katholische Pfarrer Michael Sternal, der viele Gäste begrüßte, die die Sanierung der Simultankirche unterstützt hatten, verwies darauf, dass sich der ökumenische Bauausschuss zeitweise jede Woche traf, um alles zu bewältigen. 1,2 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. 50 000 Euro davon hat der Förderverein Schinkel-Simultankirche an Spenden aufgebracht, die paritätisch an die beiden Kirchengemeinden weitergegeben wurden, erinnerte der Vereinsvorsitzende Georg Heinze. Der Verein wurde 2008 gegründet.

Als im Januar 2009 die erste Rüstung am Turm aufgebaut wurde, habe sich gezeigt, wie schwer der Schaden war. Hätte es keine Sicherungsarbeiten gegeben, wäre das Dach bald runtergekommen. Jetzt muss aber der Turm noch saniert und die Orgel instand gesetzt werden, verwies er darauf, dass die Arbeit noch nicht zu Ende ist.

Darauf hatte auch Bürgermeister und Schirmherr Norbert Eichler verwiesen und gleich die SPD-Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff, die sich um Fördermittel für die Kirche bemüht hatte, gebeten, auch für den "Rest" Fürsprache zu leisten.

Die Stadt sei mit der sanierten Simultankirche um einen weiteren Anziehungspunkt reicher, freute sich Eichler. Die Doppelkirche, die 1830 eingeweiht wurde, verkörpert ein zukunftsweisendes Konzept, das aktueller denn je ist, versicherte Eichler. Hier sei die Ökumene in den Mittelpunkt gestellt.

Superintendent Uwe Jauch sprach von einer Wohngemeinschaft unter dem Kirchendach, von einer "modernen Glaubens- und Lebensgemeinschaft." Mit Johannes, dem Täufer, und Martin Luther haben die beiden Kirchen zwei streitbare Männer als Namenspatrone. Die beiden lebten zwar zu unterschiedlichen Zeiten, jedoch jeweils zu Beginn bedeutender Epochen der Menschheits- und Glaubensgeschichte. Beide orientierten mit ihrer Lehre auf eine mit der Taufe verbundene, lebenslange Hinwendung zu Gott. Jauch hatte Geschenke passend zu beiden Namenspatronen mitgebracht, zum einen hausgebrautes Bier, zum anderen ein Honigprodukt, nämlich Honigwein.

"Zeig draußen, was du drinnen glaubst", auf diesen Grundsatz ging Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerks, ein. In der Kirche sollen die Menschen Atem holen können und zur Mitte finden.

Auf die Entstehungsgeschichte der Kirche blickte Diplom-Architekt Ole Saalmann zurück. Diese Kirche sei bis heute einmalig. Schinkel habe damals Musterentwürfe für Kirchen erarbeitet. Als der Wunsch nach einer Doppelkirche entstand, wurde der Musterentwurf gespiegelt, die Kirchenschiffe wurden Rücken an Rücken gesetzt.

Nach diesem Bauprinzip war jetzt auch Martina Tippelt verfahren. Sie wollte zum Fest die Kirche in Mürbeteig anbieten, bekam aber nur Formen für "normale" Kirchen. Da half Esther Bertram, die Tochter ihrer Kollegin. Marvin Beißert, Esthers Freund, der eine Schlosserlehre absolviert, fertigte aus zwei normalen Formen die Form für eine Doppelkirche, und nun kann es bei Festen die Simultankirche auch als Gebäck geben.

Nur ein Beispiel, wie sich die Christen in Althaldensleben ideenreich ins Gemeindeleben einbringen. Der ökumenische Feiertag gestern stellte das mit vielen Aktionen immer wieder unter Beweis.