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Geschäftsführung legt Angebot vor - Verdi-Verhandlungsführer rechnet mit Ablehnung Beschäftigte des Ameos-Fachklinikums kämpfen mit Warnstreik um mehr Geld

Von Jens Kusian 21.12.2011, 05:23

Für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen sind gestern die Mitarbeiter des Haldensleber Amoes-Fachkrankenhauses und die Angestellten der Servicegesellschaft auf die Straße gegangen. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem Warnstreik aufgerufen.

Haldensleben l "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, auch bei uns in Haldensleben", "40 Mio. für Kliniken - kein Geld für die Mitarbeiter", "Tarifgerechte Bezahlung aller Fachkräfte, bevor sie weg sind!" - auf Transparenten und Schildern sowie lautstark mit Tamburins und Trillerpfeifen machten die Mitarbeiter des Ameos-Fachkrankenhauses und die Angestellten der Servicegesellschaft gestern auf ihre Arbeitssituation in Haldensleben aufmerksam. Die Geschwerkschaft Verdi hatte sie zu einem viereinhalbstündigen Warnstreik aufgerufen.

Während sich die Frauen und Männer, die um 8.30 Uhr ihre Arbeit niederlegten, im Streiklokal in Althaldensleben trafen, saßen sich ab 10 Uhr Verdi-Verhandlungsführer Dr. Oliver Dilcher und die Amoes-Geschäftsführung hinter verschlossenen Türen gegenüber. Ein erstes Zwischenergebnis präsentierte Dilcher auf der Kundgebung um 12 Uhr vor dem Krankenhaus: "Für die Klinikmitarbeiter wurde ab Januar 2012 eine Gehaltserhöhung von 3,1 Prozent und ab Oktober noch einmal um 2,0 Prozent angeboten. Für die Mitarbeiter der Pflege- und Eingliederungshilfe wurde eine Erhöhung von 2,1 Prozent angeboten, das sind noch nicht einmal 20 Euro netto im Monat." Beide Angebote wurden bis zum 31. Dezember 2012 befristet.

Die Reaktion darauf war deutlich. "Viel zu wenig", kam es lautstark aus den Reihen der Streikenden. Auch der Verdi-Verhandlungsführer bezeichnete das Ameos-Angebot als "nicht akzeptabel".

"Verdi-Tarifkommission wird am 25. Januar entscheiden"

Drei Stunden später hatte der für Haldensleben zuständige Ameos-Geschäftsführer Michael Dieckmann ein so genanntes finales Angebot unterbreitet: Eine bis Ende 2012 befristete Tariferhöhung von 5,1 Prozent für den Klinikbereich und 2,1 Prozent für die Pflege- und Eingliederungshilfe sowie jeweils Einmalzahlungen in Höhe von 250 beziehungsweise 300 Euro. "Ich glaube, dass das abgelehnt wird", meinte Oliver Dilcher dazu. Doch darüber wird die Verdi-Tarifkommission am 25. Januar entscheiden. Bei einer Ablehnung, so machte Dilcher deutlich, gehe es in die nächste Eskalationsrunde.

Michael Dieckmann dagegen bezeichnete das Angebot als "vernünftig". Er sei gespannt, wie Verdi sich dazu entscheiden werden, sagte er gegenüber der Volksstimme. Den Vorwurf der Gewerkschaft, die Vergütung der Mitarbeiter in Haldensleben würden 15 bis 20 Prozent unter den branchenüblichen Zahlungen liegen, kann er nicht nachvollziehen.

Auch wenn der im Jahr 2006 zwischen Ameos und Verdi geschlossene Tarifvertrag zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt worden sei, so "zahlen wir nach Tarif auf dem Niveau vergleichbarer Einrichtungen", machte Dieckmann deutlich. "Wir haben uns immer mit Verdi in Anlehnung an den Tarifvertrag verständigt, und der Tarifvertrag soll weiterentwickelt werden", unterstrich der Geschäftsführer. So gelte im Haldensleber Ameos-Fachkrankenhaus auch weiterhin die 38-Stunden-Woche, nach der die Mitarbeiter bezahlt werden, nannte er ein Beispiel und versicherte: "Die Tarifbedingungen, die in Haldensleben gelten, sind attraktiv."

"Miserable Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung"

Verdi sieht das jedoch anders. "Miserable Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung sind leider die bittere Realität für Ameos in Haldensleben", erklärte Gewerkschaftssekretär Jens Berek. Zu noch schlechteren Bedingungen seien die Beschäftigten der Servicegesellschaft, eine hauseigene Leiharbeitsfirma des in Zürich ansässigen Gesundheitsdienstleisters, angestellt. "Anders als in anderen Krankenhäusern sind in Haldensleben sogar Pflegekräfte, Psychologen, Physiotherapeuten und Sozialarbeiter in der Servicegesellschaft", sagte Berek. Für Oliver Dilcher ist das "ein Zustand unglaublichen Lohndumpings, der ebenfalls langfristig geändert werden müsse".