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Brandschützer, Schützenvolk und Petrijünger pflegen gemeinsam die Ostertradition Rätzlinger vertreiben mit Feuer den Winter

Von Anett Roisch 07.04.2012, 05:25

Mit Fackeln, lauter Musik und einem Osterfeuer vertreiben die Rätzlinger traditionell den Winter. Um den Brauch zu pflegen, waren bereits am Donnerstagabend die Feuerwehrleute, gemeinsam mit dem Schützenvolk und den Petrijüngern im Einsatz.

Rätzlingen l "Die Tradition des Osterfeuers in Rätzlingen gab es schon, als meine Großeltern noch Kinder waren", erinnerte sich der 77-jährige Erich Rasche. Die Rätzlinger trafen sich schon am Gründonnerstag zum Fackelumzug. "Wir feiern schon heute, damit auch die Freunde aus den Nachbardörfern bei unserem Osterfeuer dabei sein können", sagte Rätzlingens Ortsbürgermeister Wilhelm Behrens. Das hat auch den Vorteil, dass die Rätzlinger bei ihren Nachbarn noch einmal die Partys am Osterfeuer miterleben können.

Angeführt von der Schalmeienkapelle aus Wassensdorf zogen die Familien durch die Straßen des Drömlingsortes. Zehn Männer und fünf Frauen der Rätzlinger Wehr sorgten als Schutzengel dafür, dass sich niemand an den Fackeln die Finger verbrennt und der Straßenverkehr umgeleitet wird. Am Anglerheim entfachten die Feuerwehrleute das Feuer. "Die Petrijünger haben bei den Vorbereitungen sehr geholfen. Die Feuerwehr sorgt für die Sicherheit", sagte der Bürgermeister. Er lobte auch die Schützen, die die Würstchen grillten und die Angler, die für die Getränke zuständig waren.

In vielen Orten gibt es den Brauch, dass die jungen, unverheirateten Frauen Osterwasser aus einer Quelle schöpfen. Das Wasser soll, wenn die Frauen sich damit waschen, besonders feine Haut geben. "Die Rätzlinger Frauen sind hübsch genug", schwärmten die Männer der Wehr und feixten: "Unsere Frauen holen kein Osterwasser, sondern Bier. Dabei werden sie auch immer hübscher."

Reichlich Gerstensaft gab es im Schein des Osterfeuers. "Am Osterfeuer sieht man Leute, die man sonst das ganze Jahr über nicht trifft", sagte Behrens.

Streichhölzer wurden gezogen, um die Reihenfolge der Brandwache festzulegen. "Wir sind dazu verpflichtet, das Feuer um null Uhr abzulöschen. Danach passt noch jemand auf", erklärte Rätzlingens Ortswehrleiter Andreas Warnecke. Brandschützer Torsten Reinhard hatte das längste Hölzchen für die letzte Aufsicht gezogen. "Ich bleibe bis morgen früh wach. Das macht mir gar nichts aus", sagte der junge Mann.

Schon jetzt steht der Termin für den Brauch des Maibaumaufstellens fest. In der Regie der Brandschützer wird der Baum am Abend des 30. Aprils in die Senkrechte gestemmt. Zuvor wird er von den Kindern der Tagesstätte "Drömlingsspatzen" geschmückt.