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Ameos-Mitarbeiter unterstützen Tarifverhandlungen mit Warnstreik Lautstarker Protest für bessere Entlohnung

Von Jens Kusian 17.04.2012, 05:24

Mit einem deutlich besseren Arbeitgeberangebot als vor knapp vier Monaten sind gestern die weiteren Tarifverhandlungen für die Haldensleber Ameos-Beschäftigten zu Ende gegangen. Sie hatten zeitgleich mit einem ganztägigen Warnstreik für mehr Lohn protestiert.

Haldensleben l Mehrere Stunden lang hat gestern Verdi-Verhandlungsführer Dr. Oliver Dilcher mit Ameos-Geschäftsführer Michael Dieckmann um Prozente, Euros und Laufzeiten gerungen. Gegen 17 Uhr gingen die Klinik-Leitung und die Gewerkschaftsvertreter auseinander - mit einem von Ameos deutlich nachgebesserten Angebot im Vergleich zum Dezember-Vorschlag. Den hatte die Verdi-Tarifkommission im Januar nach einer Mitgliederbefragung abgelehnt.

5,2 Prozent mehr Lohn soll es für die Klinikmitarbeiter ab dem 1. Juli dieses Jahres und noch einmal 2,8 Prozent mehr ab 1. Juli 2013 geben. Das Angebot ist auf 24 Monate befristet. Nicht ganz so hoch fiel das Angebot für die Mitarbeiter der Pflege- und Eingliederungshilfe aus: 4 Prozent mehr Geld ab dem 1. Juli, befristet bis Ende 2012. Zudem sollen die Beschäftigten beider Gruppen eine Einmal-Zahlung in Höhe von 385 Euro erhalten.

Das ist mehr, als Dilcher vor Verhandlungsbeginn erwartet hatte. "Ich habe kein gutes Gefühl", ließ er die rund 60 Ameos-Mitarbeiter wissen, die sich gestern um 10 Uhr vor den Toren der Klinik zu einem ganztägigen Warnstreik zusammengefunden hatten. Er vermutete, dass Ameos lediglich für die Klinik-Mitarbeiter ein Angebot unterbreiten wolle, aber nicht für die Pflege- und Eingliederungshilfe.

Die Verdi-Forderungen waren klar. "Das Angebot muss deutlich über dem liegen, welches für den öffentlichen Dienst ausgehandelt wurde", erklärte Dilcher. Er war gespannt, "ob die Arbeitgeberseite die Unruhe, die unter den Beschäftigten herrscht, hier heute mitbekommt oder an sich abperlen lässt. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier heute stehen. Ohne Druck wird sich am Verhandlungstisch nichts tun."

So zogen die Mitarbeiter mit Transparenten und Trillerpfeifen zunächst lautstark über das Klinikgelände und mobilisierten dabei weitere Kollegen für den Ausstand. "Am Ende sind dann mehr als 100 Mitarbeiter in die Haldensleber Innenstadt zum Streiklokal in der Kulturfabrik gezogen", sagte Gewerkschaftssekretär Jens Berek und zog eine positive Bilanz des Arbeitskampfes.

"Wir wollen eine Angleichung an die Tarifverträge im öffentlichen Dienst", machte Berek deutlich. "Davon sind wir aber noch etwa 10 bis 15 Prozent entfernt." Das nun vorgelegte Angebot sei für ihn nur ein erster Schritt, dass sich diese Schere schließt, am Ziel sei man noch lange nicht. "Aber wir haben die Arbeitgeber ganz schön gequält."

Das konnte Ameos-Geschäftsführer Dieckmann nur bestätigen. "Wir haben uns jetzt an eine Grenze heran bewegt, an der es anfängt weh zu tun", so sein Fazit über die Verhandlungen. "Wir hoffen, dass unsere Angebote angenommen werden und wir damit zu einem Ende kommen." Seiner Meinung nach sei für den Standort Haldensleben mit dem vorliegenden Ergebnis ein "akzeptabler Kompromiss" gefunden worden. Die unterschiedlichen Angebote für beide Arbeitnehmergruppen begründete Michael Dieckmann damit, dass es bei der Pflege- und Eingliederungshilfe eine andere Kostenträgerstruktur gebe als im Klinikbereich.

Die Entscheidung über das Angebot will die Verdi-Tarifkommission den Mitgliedern überlassen. "Wir werden sie befragen und nach ihrem Votum entscheiden", erklärte Berek den weiteren Fortgang. Bei einer Ablehnung werde erneut ein Verhandlungstermin anberaumt, die Ur-Abstimmung und ein unbefristeter Streik wären die weiteren Folgen. Ohne auf die Mitgliederbefragung Einfluss nehmen zu wollen, sagte er auf Volksstimme-Nachfrage: "Vom Bauchgefühl her würde ich von einer Annahme des Angebots ausgehen."

In vier Wochen, darauf einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber, soll die Entscheidung der Tarifkommission feststehen.