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Haldensleber Museum verwandelt sich in eine Poststelle - Briefmarkenfreunde im Leck-Einsatz Mit viel Geduld und Spucke der Grimm-Sondermarke auf den Zahn gefühlt

Von Jens Kusian 15.06.2012, 05:19

Mit einem Aktionstag im Kreismuseum haben gestern die Briefmarkenfreunde von Haldensleben und Umgebung gemeinsam mit der Deutschen Post auf das Erscheinen der Sonderbriefmarke "200 Jahre Märchen der Brüder Grimm" aufmerksam gemacht.

Haldensleben l Die Zungen einiger Haldensleber Briefmarkenfreunde dürften heute noch ganz schön dick sein, denn die Männer waren gestern im Dauereinsatz - im Dauer-Leck-Einsatz. Dabei ging es aber weniger um einen Wettstreit, wer die meisten Briefmarken anlecken kann, sondern vielmehr um die Frankierung von mehr als 300 Briefen mit der Sonderbriefmarke zum Thema "200 Jahre Märchen der Brüder Grimm". Anlecken, aufkleben, festklopfen - Zungenspiel und Handgriffe der Philatelisten saßen perfekt.

Die Absender der Briefe kamen gestern sogar persönlich ins Museum. Grundschüler aus Haldensleben und Wegenstedt waren im Vorfeld von den Briefmarkenfreunden aus Haldensleben und Umgebung aufgefordert worden, einen ganz eigenen Sonderbriefumschlag mit einem Motiv aus dem Märchen "Das tapfere Schneiderlein" zu gestalten, um ihn an Verwandte oder Freunde zu verschicken. Und diese mehr als 300 Briefe bekamen gestern nicht nur die Sonderbriefmarke, sondern sie wurden auch mit dem märchenhaften Sonderstempel "Das tapfere Schneiderlein" direkt vor Ort entwertet. Zudem war auch ein Sonderbrief erhältlich.

Auch korrektes Stempeln will gelernt sein

Im Kreismuseum Haldensleben hatte nämlich die Deutsche Post extra eine Poststation eingerichtet. An der durfte sich selbst Haldenslebens Bürgermeister Norbert Eichler im Stempeln üben und musste dabei die Erfahrung machen, dass das korrekte Abstempeln von Briefen viel einfacher aussieht, als es in der Praxis ist.

Doch nicht nur die kunterbunte Markenwelt, welche die Post rund um die Brüder Grimm und ihre Märchen anbietet, konnte bestaunt werden. Klaus Hirschfeld vom Verein der Briefmarkenfreunde von Haldensleben und Umgebung hat seine philatelistische Schatztruhe geöffnet und eine Ausstellung mit postalischen Exponaten rund um die Brüder Grimm zusammengestellt. Im Mittelpunkt stehen aber nicht die "Märchenonkels", sondern die Germanisten Jacob und Wilhelm Grimm. Besonders stolz ist Hirschfeld auf einen originalen Briefumschlag, den Jacob Grimm als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung an seinen Neffen schickte. Auf die Frage, wie der Sammler zu diesem Kleinod gekommen sei, meinte Klaus Hirschfeld: "Den habe ich bei einer Auktion ersteigert - für richtig viel Geld."

Dass die Briefmarkenfreunde von Haldensleben und Umgebung gemeinsam mit der Deutschen Post den Aktionstag zum gestrigen Erscheinen der Sonderbriefmarke "200 Jahre Märchen der Brüder Grimm" ausgerechnet im Kreismuseum veranstalteten, liegt auf der Hand. Schließlich ist das Haus seit 1964 im Besitz eines Nachlassteils der Brüder. Die Enkelin Wilhelm Grimms, Albertine Plock, war in Althaldensleben ansässig und vermachte diese bedeutende Hinterlassenschaft dem Museum Haldensleben. Darunter befinden sich neben zahlreichen Büchern, Kleinmöbeln, Gebrauchsgegenständen, schriftlichen Unterlagen und Fotografien auch mehrere Büsten und Kleidungsstücke.

Vom "Aschenputtel" bis zum "Zaunkönig"

In dieser Atmosphäre tauchten die Grundschüler gestern auch während einer Vorlesestunde in die riesengroße Grimmsche Märchenwelt ein. Immerhin haben die Brüder mehr als 200 Märchen zusammengetragen - vom "Aschenputtel" bis zum "Zaunkönig". Ihr Wissen um die Werke der Brüder Grimm konnten die Mädchen und Jungen anschließend bei einem Quiz unter Beweis stellen.

Und "Taler" brauchten die Kinder für das Verschicken ihrer selbstgefertigten Briefumschläge nicht entrichten. "Mit Unterstützung der Kreisverwaltung und über Sponsoren konnten wir die Sonderbriefmarken den Kindern kostenlos zur Verfügung stellen", stand Klaus Hirschfeld die Freude über den gelungenen Aktionstag ins Gesicht geschrieben.