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Burkhard Engel vom Cantaton Theater in Wieglitz zu Gast Balladen deutscher Klassiker erfüllen den Kirchenraum

Von Carina Bosse 06.09.2012, 05:18

Wieglitz l Deutsche Klassiker von Johann Wolfgang von Goethe bis zu Theodor Fontane erfüllten im Kerzenschein der Wieglitzer Kirche die Luft. Burkhard Engel scheute nicht den weiten Weg von Erbach in Südhessen, um dem Publikum im kleinen, aber feinen Gotteshaus Poesie in Balladen zu bieten. Mit spärlichen Mitteln, nämlich nur mit der Stimme, mit Mimik, Gestik und seiner Gitarre, verstand es Burkhard Engel, sein Publikum von der ersten Zeile von "Der Zauberlehrling" bis zum letzten "Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" zu fesseln. Mal lieblich, mal spitz, mal frech - die Verse greifen auf, was die Dichter damals wie heute zu beschreiben oder auch zu kritisieren hatten. Burkhard Engel hat sie unglaublicherweise alle in seinem Kopf.

"Es ist das Sahnehäubchen, vor solch einer kleinen Kulisse in so einem romanischen Bau aufzutreten", schwärmte er vor der Veranstaltung, während er sich noch mental auf die abendliche Veranstaltung im Rahmen des 16. Kleinkunst- festivals Grenzgänger vorbereitete. Von den bis zu 120 Auftritten im Jahr schätze er die kleinen Kulturorte besonders.

Für sein aktuelles Programm, dass den Fontaneschen Klassiker des Ribbeck im Titel trägt, sei der Aufführungsort geradezu ideal.

Im letzten Schein der abendlichen Sonne spiegelten sich dann auch die Sonnenstrahlen in den Buntglasfenstern und verliehen Friedrich Schillers "Handschuh", oder Buschs "Die beiden Schwestern" eine ganz besondere Note.

Zu jeder Ballade konnte Burkhard Engel eine Geschichte erzählen. Am einprägsamsten bliebt wohl jene hängen, warum Theodorf Fontane "Die Brücke am Tay" geschrieben hatte. Er ließ sich dabei nämlich von einem Brückeneinsturz in Schottland inspirieren, der am 28. Dezember 1879 75 Reisende eines Zuges in den Tod riss. Angereichert mit den drei Hexen aus Macbeth entstand ein Szenario aus Fontanes Feder.

Zu Wort kamen an diesem Abend auch Dichter wie Ludwig Eichrodt, Ludwig Heinrich Christoph Hölty, Erich Kästner, Johann Ludwig Uhland, Annette von Droste-Hülshoff, Christian Morgenstern, Christian Ludwig Noack, Viktor von Scheffel und ganz viel Heinrich Heine.

Nicht ohne Zugabe ließen die Wieglitzer Burkhard Engel von der Bühne. "Respektlose Nachgeborene haben Balladen nachgedichtet", sagte er und brachte Heinz Erhards "Erlkönig" und eine weitere Version des Goetheschen Klassikers zu Gehör. In einer Pause mitten im Programm sorgten die Wieglitzer Organisatoren mit selbstgemachten Aufstrichen auf Baguette und ein Gläschen Sekt für Stärkung. Dieser literarisch-musikalische Abend tat der Seele gut.