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"Zugriff" durch Spezialeinsatzkommando am Freitag in Wanzleben SEK-Einsatz im Jobcenter: Arbeitsloser droht mit Schüssen

22.09.2012, 03:21

Wanzleben (skr) l Weil ein 49-jähriger Arbeitsloser einer Mitarbeiterin des Wanzleber Jobcenters androhte, er würde am nächsten Tag mit einer Schusswaffe vorbeikommen, setzte die Polizei ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei ein. Der Mann war als gefährlich eingestuft worden.

Bei einem Telefonat mit einer 54-jährigen Mitarbeiterin des Jobcenters war der Mann verbal völlig ausgerastet, beleidigte die Frau und drohte ihr an, am nächsten Tag mit einer Schusswaffe bei ihr vorbeizukommen. Er drohte damit, "dass er von der Waffe auch Gebrauch machen würde." Dann legte der Mann auf.

Die Angestellte des Jobcenters zeigte sich angesichts des aggressiven und ernstzunehmenden Inhalts des Gesprächs schockiert und informierte ihren Vorgesetzten. Dieser schaltete die Polizei ein. Die Beamten stellten bei ihren ersten Ermittlungen noch am Donnerstag fest: Der Mann ist ihnen kein Unbekannter. Er saß bereits eine mehrjährige Haftstrafe wegen Gewalttaten ab. "Wir sind deshalb auf Nummer sicher gegangen und haben das Spezialeinsatzkommando (SEK) angefordert", sagte gestern Polizeisprecher Joachim Albrecht.

Das SEK ist eine Einheit des Landeskriminalamtes, die bei heiklen Situationen mit zu befürchtendem Schusswaffengebrauch zum Einsatz kommt.

In diesem Fall verschanzten sich die schwer bewaffneten Männer im Jobcenter und erwarteten den Mann. Der erschien auch wie angekündigt am Freitag gegen 8 Uhr. Dann erfolgte der Zugriff. Blitzschnell und gefahrlos konnte der 49-jährige Eilsleber überwältigt und festgenommen werden.

Nach einer ersten Durchsuchung durch die Spezialkräfte konnte keine Waffe bei dem Mann gefunden werden. Auch sein Auto wurde durchsucht, aber auch dort fand sich keine Waffe.

Der Mann wurde zur Vernehmung nach Oschersleben gebracht. Gegen ihn wird wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" ermittelt. Die Staatsanwaltschaft konnte im Laufe des Tages beim zuständigen Amtsgericht einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Mannes erwirken. "Eine Schusswaffe konnte aber auch da nicht gefunden werden", sagte am Nachmittag Polizeisprecher Joachim Albrecht. Die Staatsanwaltschaft hat aus diesem Grund auch keinen Haftbefehl gegen den Mann bis gestern Abend beantragt, teilte er weiter mit.

Nach Angaben des Pressesprechers der Agentur für Arbeit Magdeburg, Wolfgang Lenze, hatten offenbar zur weiteren Berechnung der finanziellen Leistungen für den Arbeitslosen noch Unterlagen gefehlt. "Um diese berechnen zu können, wurde er aufgefordert die fehlenden Dokumente nachzureichen. Der Mann fühlte sich dadurch unter Druck gesetzt", sagte der Sprecher weiter.

Als Antragsteller habe er wie alle anderen Bürger auch eine Mitwirkungspflicht. Darauf habe ihn die Angestellte aufmerksam gemacht, was möglicherweise zum Ausrasten des Mannes geführt haben könnte. Mitarbeiter im operativen Dienst seien für solche Gespräche geschult, erklärte Rüdiger Mages, stellvertretender Geschäftsführer der Arge im Landkreis Börde.

"Wir bieten unseren Mitarbeitern Schulungen, beispielsweise wie man ein Deeskalationsgespräch führt, an. Die Angestellten haben in ihrem Büro auch die Möglichkeit, ähnlich wie in einer Bank, unbemerkt nach Hilfe zu rufen." Die Androhung von Waffengewalt wie hier im Wanzleber Job-Center bilde aber die Ausnahme und sei ein Einzelfall. Unsere Mitarbeiter sind auch angehalten solche Drohungen zu melden. Doch so was kommt wie gesagt selten vor. Dass sie beschimpft werden, ist im Vergleich dazu schon häufiger der Fall. Dabei handelt es sich meist um Menschen, die mit Kürzungen in ihrem Bescheid nicht einverstanden sind", erklärt Mages.