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Wasserbüffel erobern das Land der tausend Gräben

10.10.2012, 19:55

Erst waren es vier, jetzt sind es zehn: Aus den paar Wasserbüffeln, die sich Jürgen Germer 2009 zugelegt hat, ist mittlerweile eine Herde geworden. Auf die Idee, Wasserbüffel zu halten, ist der Landwirt gekommen, weil der Drömling wegen des Naturschutzes immer feuchter wird.

Piplockenburg/Mannhausen l Deutlich hebt sich die dunkle Silhouette der schweren Körper von der Drömlingslandschaft ab. Die langen, charakteristisch geschwungenen Hörner wirken im ersten Moment befremdlich. Der Anblick eines Wasserbüffels ist in unseren Breiten eher selten. Doch in Piplockenburg haben die Büffel bei Jürgen Germer einen Stammplatz erhalten. Der Landwirt, der auch eine Gaststätte betreibt, erzählt: "Unsere Flächen werden immer nasser. Die Kühe wollen das hohe harte Sauergras nicht fressen." Die Alternative heißt Wasserbüffel. "Die Büffel nutzen das feuchte hohe Grünland. Sie fressen Binsen und Schilf. Eine Rolle Heu stelle ich dazu. Das reicht."

Wasserbüffel sind widerstandsfähig und nahezu krankheitsresistent. Eigentlich machen die Wasserbüffel nicht viel. Die Büffel stehen rum, fressen Gräser und Sträucher, suhlen sich im Wasserloch und liegen faul auf der Wiese. Und trotzdem tun sie genau damit viel Gutes für die Landschaftspflege.

Ein Elektrozaun hindert sie aber am Ausbrechen. Germers achtjähriger Enkel Jonathan erklärt: "Wenn die Büffel mit den Hörnern gegen den Stromzaun kommen, merken sie das überhaupt nicht. Trotzdem scheuen sie den Zaun. Der Draht muss straff gespannt sein, damit sie sich nicht mit ihren Hörnern verheddern." Jonathan beschreibt, dass das Alter der exotischen Rinder zum einen an der Größe der Tiere und zum anderen an der Verfärbung der Schwanzspitze zu erkennen ist.

"Wasserbüffel machen nicht muh. Sie brüllen", erklärt Jonathan und ahmt das Brüllen nach.

Bulle Napolie ist ein Italiener und der Boss bei den männlichen Tieren. Brutus gehört zu den jüngeren Büffeln. Er hat noch wenig Chancen, sich mit einer der Kühe, die zum Beispiel Emma und Bianca heißen, zu paaren. Er muss sich unterordnen. Auch in diesem Jahr hat es Nachwuchs gegeben. Die beiden Kälber sind vier Monate alt. Elsa ist mit 20 Jahren die älteste Kuh und die wahre Chefin der Herde.

Germer weiß, dass seine Büffel nicht der gewinnbringendste Bereich seines Unternehmens sind, aber viele würden beim Namen Piplockenburg auch an die Wasserbüffel denken. Es hat also einen positiven Werbe- und Imageeffekt. Doch das ist nicht der einzige Grund für Germer, die Tiere zu halten: "Es sind besondere Tiere, die ein tolles, friedliches Wesen haben, und es gehört Herzblut dazu, wenn man sich mit ihnen beschäftigt."

Und trotzdem sollten Zaungäste sehr vorsichtig sein. "Die Büffel wollen nur spielen, aber wenn einer mit den Hörnern zustößt, fliegt man einige Meter weit", weiß der Achtjährige. Angst haben Großvater und Enkel nicht, aber Respekt vor den starken Tieren. Außerhalb der Wiese können Gäste die Büffel von einer Bank aus beobachten.

Vier Jahre - so der Landwirt - braucht ein Büffel bis er schlachtreif ist. Das Fleisch der Bullen soll später in seiner Gastwirtschaft als Steaks, Gulasch oder Rouladen auf den Tisch kommen.

Germer ist als Landwirt mit Wasserbüffeln im Drömling selbst ein Exote. Die Zukunft wird zeigen, ob die Wasserbüffel weiter das Land der tausend Gräben erobern.