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Nach dem Deichbruch stand der Stall des Schönhauser Landwirts unter Wasser Hilfe: Viele packen an, damit Bauer Bleis seine Kühe bald zurückholen kann

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 28.06.2013, 03:16

Die meisten seiner Milchkühe konnte Christian Bleis noch evakuieren, die letzten standen bis zum Hals im Wasser, bevor er sie in Sicherheit bringen konnte. Nun packen viele Helfer zu, damit die Kühe zurück in den Stall am Bauerndamm kommen können.

Schönhausen l "Ich bräuchte Hilfe! Schlamm und Mist müssen raus aus dem Stall!" Ein Anruf von Landwirt Christian Bleis am Mittwochmorgen bei Christian Böttcher genügt - schon eine halbe Stunde später rückt Hilfe an. Es sind meist ältere Schönhauser, denen die Landwirtschaft am Herzen liegt und die in den zurückliegenden Tagen mit Christian Bleis gebangt hatten. Denn seine 380 Tiere nach dem Fischbecker Deichbruch zu evakuieren, war nicht mehr möglich. Aber mit vereinten Kräften wurde noch ein Wall rund um den Stall am außerhalb des Dorfes gelegenen Bauerndamm gebaut. "Damit sind wir sicher", dachte sich der besorgte Landwirt. Doch dann ist der Wall gebrochen, als das Wasser nach dem Verschließen der Durchlässe am Bahndamm mit von Hubschraubern abgeworfenen Big Backs rasant anstieg. Das Wasser bahnte sich seinen Weg auch in den Stall.

80 Kühe bleiben zurück

301 Kühe hatte Christian Bleis zu diesem Zeitpunkt mit Hilfe anderer Schönhauser Bauern schon per Anhänger ausfahren lassen, für die restlichen 80 blieb keine Zeit mehr - die Traktoren kamen nicht mehr durch das Wasser am Ortsausgang Richtung Hohengöhren, wo sogar Schwimmpanzer der Bundeswehr bei der Durchfahrt der gefluteten Senke halfen. "Wir haben die restlichen Kühe in den Wald getrieben. Aber hier waren sie nicht zu halten, sie wollten zurück in den vertrauten Stall, auch wenn sie hier tief im Wasser standen." Christian Bleis spricht von der Mühe, die Tiere aus dem Wasser zu kriegen und sie auf einen Hügel zu treiben. "Dort sind sie dann endlich geblieben und konnten auch im Stall vom Martin Keijzer gemolken werden." Alle anderen Rinder sind in Ställen in der Umgebung und auch in der alten Heimat von Christian Bleis, dem Kreis Cuxhaven, untergekommen.

Sie sollen nun zurück, "bis Ende nächster Woche dauert es wohl noch". Denn erst einmal müssen Schlamm und Mist, die eine schwere, 20 Zentimeter hohe Matte bilden, raus aus dem Stall. Neben fünf Helfern aus der alten Heimat (Anfang der 90er Jahre war der Norddeutsche nach Schönhausen gekommen) sind es Schönhauser Senioren und Jüngere, die zupacken: Christian, Franz und Thomas Böttcher, Horst Gerstmann, Fritz und Karl Bellin sowie Rolf Uchtenhagen. Auch bei Ralf Northe hatten sie schon einen Arbeitseinsatz gestartet. "Es ist doch klar, dass wir helfen", ist es für Christian Böttcher und die anderen selbstverständlich, dem Bauern unter die Arme zu greifen.

Finanzielle Belastung

Der Boxenlaufstall für 180 Kühe ist erst zwei Jahre alt, ein weiterer Stall für das Abkalben steht kurz vor der Fertigstellung. "Ich habe hier immer investiert, habe finanzielle Belastungen. Ernteeinnahmen fallen komplett aus, die Milch konnte ich etliche Tage nicht abliefern und die Milchleistung sinkt - ohne finanzielle Hilfe überstehe ich die derzeitige Situation nicht." Christian Bleis hat drei Angestellte und bildet zwei Lehrlinge aus.

Sind die Ställe sauber, kann desinfiziert werden. Dann müssen die Kühe nur noch zwei vom Amtstierarzt vorgeschriebene Gesundheitstests (Durchfallerkrankung und Rinderherpes) überstehen und es kann zurück nach Hause an den Bauerndamm gehen.