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Leipziger Kammersymphonie gastiert im Rahmen des MDR-Musiksommers in der Hansestadt Feuerwerk der Klänge im Havelberger Dom

Von Gottfried Förster 13.07.2013, 01:17

Am Ende eines schönen Sommertages bot der Havelberger Dom die Möglichkeit, den Tag musikalisch ausklingen zu lassen. Wie schon in den vergangenen Jahren fand wieder ein Konzert des MDR-Musiksommers der Reihe "Konzerte entlang der Straße der Romanik" statt.

Havelberg l Zweihundert Besucher aus fern und nah lauschten der Musik. Die relativ kleine Zuhörerzahl hatte ihre Ursache in den Folgen der Flutkatastrophe und dem für Havelberg ungewöhnlichen Termin - an einem Dienstag. Mit der Kammersymphonie Leipzig und den Solisten Kathrin ten Hagen (Leitung und Violine), Anna Januj und Antje Hensel (Blockflöte), Michaela Hasselt (Cembalo) und Christian Sprenger (Querflöte) gastierte ein musikalisch hochkarätiges Ensemble im Dom und beim Durchlesen des Programms kam schon einmal Vorfreude auf. Ein Konzert nur mit Werken der ganz großen Komponisten der Barockzeit.

Vivaldi und Bach

Das Konzert wurde mit einem Concerto in g-Moll für Streicher von Antonio Vivaldi eröffnet. Ein Feuerwerk der Klänge rauschte durch den Dom. Die beiden schnellen Ecksätze wurden virtuos gespielt und dynamisch sehr gut akzentuiert gestaltet. Es folgte ein Konzert für Flöte, Streicher und Basso continuo in D-Dur von Johann Joachim Quantz, dem Hofflötisten am Potsdamer Hof und Lehrer Friedrichs des Großen.

Christian Sprenger hatte eine Querflöte aus Holz gewählt, die klanglich weicher ist und dem Klangbild des 18. Jahrhunderts besser entspricht. Virtuos im Vortrag und musikalisch gut gestaltet, erklangen die schnellen Sätze. Die Läufe glichen Perlenketten. Im langsamen Satz kam der weichere Klang der Holzflöte voll zur Geltung. Nuancenreich gestaltet, bot er die Möglichkeit, den Klang des Raumes zu genießen. Den Abschluss des ersten Teiles des Konzertes bildete das 5. Brandenburgische Konzert in D-Dur für Solovioline, Soloflöte, konzertierendem Cembalo und Streichern von Johann Sebastian Bach.

Die Brandenburgischen Konzerte entstanden während Bachs Dienstzeit am Köthener Hof und zeigen auf, welche musikalischen Möglichkeiten Bach in dieser Zeit hatte. Aufgrund der langen Solopartien des Cembalos ohne Flöte und Violine gilt dieses Konzert auch als Vorläufer späterer Cembalokonzerte. Die beiden Allegro-Ecksätze wurden mit großer Virtuosität gespielt. Bewundernswert war die Leichtigkeit, mit der die Cembalistin Michaela Hasselt ihren schweren Part bewältigte. Hier wäre ein zweimanualiges Cembalo für die Größe und die Akustik des Domes wünschenswert gewesen. Im Kontrast zu diesen beiden Sätzen stand der 2. Satz, ein "Affetuoso". Hier musizierten nur die drei Soloinstrumente. Es war ein rhythmisch und harmonisch interessantes Wechselspiel, wobei auch hier das Cembalo stellenweise etwas zu leise war.

Musik auf hohem Niveau

Nach der Pause erklang von Antonio Vivaldi das Concerto in Es-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo. Wie viele tonmalerische Kompositionen Vivaldis hat das Konzert einen erklärenden Titel - la tempesta di mare, der Seesturm, und es war ein Sturm der Töne und der Rhythmen. Kathrin ten Hagen überzeugte durch hohes spieltechnisches Niveau. Im Konzert in e-moll für Blockflöte, Traversflöte, Streicher und Basso continuo von Telemann zeigte sich, wie gut die Wahl der Holzflöte durch Christian Sprenger war. Beide Instrumente ergänzten sich klanglich gut. Auch hier zeigten die Solisten in den schnellen Sätzen ihr großes spieltechnisches Können. Es war schon bewundernswert, wie Anna Januj die schnellen Partien meisterte und das mit nur " acht Löchern" und keinen Klappen.

Zum Abschluss erklang das 4. Brandenburgische Konzert in G-Dur für Solovioline, zwei Blockflöten, Streicher und Basso continuo. Auch Antje Hensel, die als fünfte Solistin an diesem Abend auftrat, zeigte ihr hohes Niveau im Zusammenspiel mit den beiden anderen Solistinnen.

Die Musiker der Leipziger Kammersymphonie und die Solisten musizieren auf einem sehr hohen technischen und musikalischen Niveau. Häufiger Blickkontakt der Musiker untereinander und ein konsequentes Zurückgehen in der Lautstärke an den Stellen, wo die Kammersymphonie "nur" begleitende Funktion hatte, ließen das Ensemble zu einem sicheren Fundament für die Solisten werden.

Ob die sehr schnellen Tempi, mit denen die Ecksätze der Konzerte gespielt wurden, für die akustischen Gegebenheiten im Dom, vor allem im Bereich der Tuttistellen, angebracht waren, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich bin der Meinung, dass man den Tönen in einem so großen Raum mit einer entsprechenden Überakustik etwas Zeit lassen sollte, sich zu entfalten. Das verlangt dann manchmal nicht ganz so schnelle Tempi. Der Dom hat nun einmal nicht die akustischen Bedingungen eines Kammermusik- oder eines Konzertsaales. Am Ende zählt jedoch der Gesamteindruck und der war hervorragend. Die Zuhörer dankten mit lang anhaltendem Beifall für ein beeindruckendes Konzert, das für alle den schönen Abschluss eines herrlichen Sommertages bildete.